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«Felix, wir müssen aufstehen. Du musst gleich zur Schule», wurde ich am Morgen meines 15. Geburtstag geweckt. Ich nuschelte ein: «Mama, an meinem Geburtstag kann ich ja wohl fünf Minuten länger schlafen», und kuschelte mich erneut in die Decke, die mich wärmte und vor der Realität schützte. «Ich bin nicht deine Mutter, Felix», lachte die Stimme wieder. Erschrocken schlug ich meine Augen auf und sah in Sebastians Gesicht. Ich legte meine Hände auf seine Brust und drückte mein Gesicht dagegen. «Ich will weiterschlafen», murrte ich gegen ihn. «Du brauchst dich gar nicht beschweren, ich bin derjenige, der früher aufsteht, damit ein gewisser Felix Hardy rechtzeitig in die Schule kommt», argumentierte Sebastian lachend. Ich grummelte einfach nur und schloss meine Augen wieder. «Nichts da, du stehst auf», rief der Junge, während er aufsprang und mir die Decke wegzog. Immer noch müde setzte ich mich auf. «Und was soll ich jetzt anziehen?», fragte ich gähnend. «Du kriegst was von mir», antwortete er während er mich lächelnd betrachtet. «Dir ist bewusst, dass ich fast zwei Köpfe kleiner bin als du?» Er bewegte sich zu seinem Kleiderschrank und kramte in diesem herum. «Ach, du siehst zwar auch in deinem Schlafanzug gut aus, aber ich bin mir nicht sicher, ob du damit in die Schule gehen möchtest», gab er seine Meinung zum Besten. Kurz machte mein Herz einen Aussetzer. Er hatte mich gerade hübsch genannt. Benommen sah ich ihm zu, wie er zu einer Kommode ging und dort ebenfalls anfing irgendwas zu suchen. «Felix?», riss seine Stimme mich aus meinen Gedanken. «Ähm, ja... Ich nehme was von dir», teilte ich ihm schnell meine Entscheidung mit.

Nachdem ich in seine Klamotten geschlüpft war und auch er etwas angezogen hatte, gingen wir zusammen die Treppe runter Ich folgte ihm in die Küche, in der eine junge Frau stand. Sie war wahrscheinlich zwischen 20 und 25 Jahren alt. «Das ist Stella, Felix. Sie ist eine gute Freundin von mir. Das ist Felix, Stella. Er ist ein Freund von mir», stellte er uns gegenseitig vor. «Na ja, Freundin trifft es nicht ganz, eher Freundin, bei der du wohnst, wenn du mit deinem Onkel und deiner Tante Stress hast», lachte diese Stella. Wir stiegen beide mit ein, sie schien echt nett zu sein.
Ich setzte mich neben Sebastian an den Tisch, auf dem zwei Schüsseln mit Cinnie-Minnies, meinem Lieblingsessen, standen. Während ich und Sebastian anfingen zu essen, setzte sich Stella gegenüber von uns an den Tisch und sah uns zu.
«Stella, du machst mich nervös, wenn du da so sitzt und uns einfach nur zu guckst», beschwerte sich der schöne junge Mann. «Hey, ich kann doch nichts dafür, wenn keiner eine Idee für ein Gesprächsthema hat», verteidigte sie sich. «Stell doch einfach die Fragen an Felix, die du ihn seit Wochen fragen willst», motzte Sebastian weiter. Etwas irritiert sah ich zwischen den beiden hin und her. Warum seit Wochen? Wir kannten uns immerhin erst seit gestern. Oder er kannte mich erst seit gestern. Die anderen am Tisch hatte das wohl nicht überrascht, denn Stella wendete sich munter zu mir.
«Ok, also Felix, erst einmal: Wie alt bist du?», fragte sie interessiert. «Ab heute 15.» «Gut, das geht ja so einigermaßen», überlegte die junge Frau. «Wofür geht das?», wollte nun ich wissen. Ich schaute zwischen den beiden hin und her. Sebastian schenkte Stella einen bösen Blick und sie antwortete mir, während sie ihn anschaute: «Ach nichts, wird er dir schon irgendwann sagen.» Mein Gehirn war eindeutig noch zu müde, um zu verstehen, worum es ging.     

Für immer? | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt