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Lese-Tag 3/9

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«Wir haben gewonnen, Felix!», schrie der Mittelstürmer meiner Mannschaft mir ins Ohr. «Wir haben Bayern besiegt!» Das Spiel war beendet. Der Schiedsrichter hatte nach vier Minuten Nachspielzeit abgepfiffen. Es war geschafft. In der ersten Halbzeit waren die Gegner mit einem Eckball-Tor in Führung gegangen, doch nach der Pause hatte ich erst einen Ball alleine nach vorne gedribbelt und dann ins Tor gebracht und danach hatte ich nach einem perfekten Doppelpass mit ebengenanntem Spieler eine erneute Chance, die ich ebenfalls verwandelte. Ich war seit langem nicht mehr so sehr von Glück durchströmt gewesen. Wir hatten es geschafft. Die Mannschaft von FC Bayern war auch in unserem Alter die besten von ganz Deutschland und wir hatten sie besiegt. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich.

«Felix Hardy, wie fühlst du dich nach diesem erfolgreichen Spiel?», wollte einer der Journalisten, die mich interviewen wollten, wissen. «Es war atemberaubend», fing ich an, «Das alles. Es ist so wahnsinnig, dass wir die stärkste Mannschaft des ganzen Landes besiegt haben.» «Also sagst du, dass ihr jetzt die beste Mannschaft seid?», rief ein weiterer seine Frage. «Nein, so kann man das nicht sagen. Nur weil wir einmal gewonnen haben, heißt das nicht, dass die anderen schlechter sind als wir. Sie haben schon andere Mannschaften besiegt, die gegen uns haushoch gewonnen haben. Die Spieler können auch einfach nur einen schlechten Tag gehabt haben.» «Okay, aber genug vom Spiel. Wie läuft es mit dir und Sebastian Maier?» Diese Frage brachte mich ein wenig aus dem Konzept. Ich hatte irgendwie gerade nicht daran gedacht. Ich räusperte mich und erhob dann meine Stimme: «Bei uns läuft alles super, aber ich möchte nur noch einmal an meine Aussage von letztem Mal erinnern. Ich möchte bezüglich dessen keine Fragen beantworten. Dieses Interview war eine Ausnahme. Ich möchte weiterhin Fußball und Privatleben trennen.» Danach war erstmal alles ruhig bis sich ein anderer meldete: «Das ist vollkommen verständlich.» Und damit ging ich und ließ die Leute, die mit ihren Kameras und Mikros bewaffnet dort standen, den nächsten meiner Mitspieler interviewen.

«Wow, Felix. Du hast es geschafft. Ich bin so wahnsinnig stolz auf dich», wurde ich von Sebastian begrüßt, der vor dem Stadion auf mich wartete und mich schnell in eine Umarmung zog. Genüsslich ließ ich das mit mir machen und erwiderte die Geste meines Freundes. Es machte mich glücklich ihn glücklich zu machen, denn so lange es ihm gut ging, ging es mir auch gut. «Die anderen warten dahinten im Auto, wir sollten sie nicht zu lange warten lassen», murmelte er leise an mein Ohr. Langsam löste ich mich von ihm und zog ihn an meiner Hand hinter mir her zu dem Auto meiner Eltern. 

Für immer? | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt