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Ein lautes Piepen ertönte neben meinem Ohr. Überrascht schreckte ich hoch. Schnell schaltete ich meinen Wecker aus. Ein erschrockener Blick auf die Uhr verriet mir, dass der Wecker wohl schon seit etwa zwei Stunden piepsen musste. Es war 8.20 Uhr. Ächzend bewegte ich meinen schmerzenden Körper in Marens Zimmer, doch zu meiner Überraschung fand ich nicht sie, sondern einen Zettel auf ihrem Bett.

«Guten Morgen Felix! Ich habe dich in der Schule krankgemeldet und Maren selber zum Kindergarten gebracht. Ruh dich heute einfach Mal aus. Kuss Mama», war auf diesem zu lesen. Froh darüber heute nicht zur Schule zu müssen machte ich mich auf ins Bad. Das Wasser der Dusche lief entspannend über meinen von blauen Flecken und Blutergüssen gezeichneten Körper. Der gestrige Tag war einfach scheiße gewesen. Ich ließ mir Zeit unter der Dusche, da ich es sehr genoss einfach hier unter diesem Schleier zu stehen und den Rest der Welt einfach mal auszublenden. Ewig konnte ich allerdings nicht nur dastehen und aus diesem Grund verließ ich nach 45 Minuten die Dusche. Sofort kamen all meine Probleme zurück, doch ich ignorierte diese bestmöglich. Heute wollte ich mich einfach mal entspannen.

Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass mein Gesicht nicht mehr so zerstört aussah wie noch vor dem Duschen. Eine Boxershorts und ein T-Shirt hatte ich schnell über meinen Körper gezogen. Ein Knurren meines Magens signalisierte mir, dass es wohl gar keine schlechte Idee war, etwas Essbares in mich zu befördern.

Mit einer Schüssel Cini Minis in der Hand ging ich in unser Wohnzimmer. «Hey Felix», begrüßte mich eine sehr angenehm klingende Stimme. «Man Sebastian, erschreck mich nicht so», empörte ich mich, nachdem ich den Jungen auf meinem Sofa entdeckt hatte. «Was machst du eigentlich hier?» Bevor ich mich neben ihm niederließ, stellte ich meine Müslischale auf dem Couchtisch ab. «Ich wollte dich heute Morgen abholen und mit dir zu Schule gehen, aber deine Mutter meinte, dass du heute hierbleiben würdest. Dann habe ich sie gefragt, ob ich dir Gesellschaft leisten dürfte und, nachdem ich ihr hoch und heilig versprochen habe, dass ich heute keine Schule hätte, hat sie zu gestimmt», erläuterte Sebastian. Nicht überzeugt fragte ich: «Und, hast du heute Schule?» «Nur so unwichtige Sachen», lachte er. «Du schreibst deine Abiturprüfungen in drei Monaten, das ist alles wichtig», sagte ich vorwurfsvoll. «Geh zur Schule.» «Nö, ich bleibe bei dir», erwiderte er. Ich lächelte ihn an. Diese Worte hatten meinen ganzen Körper erwärmen lassen. «Von wo sind eigentlich diese blauen Flecken», fragte Sebastian etwas besorgt. Ich winkte nur ab: «Nicht so wichtig» «Ähm, doch sehr wichtig», äußerte er sich noch besorgter. «Mh, ich will aber nicht drüber reden», murrte ich. «Dann kann ich ja gehen», entgegnete er gekränkt und stand auf, um das Haus zu verlassen. «Bitte bleib hier», flehte ich mit zitternder Stimme. «Warum denn? Du vertraust mir doch nicht, dann brauche ich doch gar nicht hierbleiben», rief Sebastian wütend. «Ich vertraue dir, aber ich... ich rede nicht gerne über Sachen, die bei mir nicht perfekt laufen», flüsterte ich mit sehr brüchiger Stimme. Ich unterdrückte die Tränen, die aus meinen Augen kommen wollten. Sebastian machte keine Anstalten zu mir zurück zu kommen. Er stand nur da. «Du bedeutest mir was Sebastian, bitte bleib hier», meinen Blick richtete ich auf den Boden, während diese Wörter leise meine Kehle verließen. Meine Beine hatte ich so nah wie möglich an meinen Körper gezogen, um mich so klein, wie möglich zu machen.

Für immer? | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt