29. Unordentliche Verhütung

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Das könnte ich auch nicht, wenn ich das alles jetzt nicht mitbekommen hätte. Vielleicht sollte ich zur Abwechslung mal auf mein Inneres hören.

Mehr als verwirrt eilte ich zur Tür und zog mir hastig meine Schuhe an. Niemand sah mich, also flüchtete ich schnell nach draußen und hielt im Vorgarten kurz inne. Das Chaos in meinem Kopf war ungewohnt und deswegen unbeschreiblich. Mit rasendem Herzen zwang ich mich, weiterzulaufen und hasste mich dafür, nichts zum Rauchen dabeizuhaben. Aber zu Amor oder Lu wollte ich jetzt nicht, nach Hause auch nicht und mein Auto würde mich ebenfalls an keinen Ort bringen, an dem ich mich wohlfühlen würde.

Verdammte Scheiße. El und ihr Cousin. Manon und Frauen. Meine Mum und Iván. Wenn mir noch jemand einreden wollte, dass ich mich falsch entschied, was Beziehungen anging, dann würde ich laut brüllen. Warum gab Manon sich mit mir ab, wenn sie nichtmal auf Männer stand? Und auch wenn sie bisexuell, unglücklich verliebt und mit Riana war, stellte ich mir dieselbe Frage.

Schien halt nicht jeder viel von Regeln oder Monogamie zu halten. Da musste man nur eben zu dem Scotts schielen. Oder zu meiner Mum und Iván.

Frustriert blieb ich stehen und kramte mein Handy heraus. Mein Gehirn hatte diese spezielle Gabe, in Stresssituationen an die Vergangenheit zu denken. Daran, wie stressfrei diese eigentlich gewesen ist. 

Und auch wenn Jenny nicht in diese Vorstellung passte, öffnete ich im nächsten Moment schon ihren Kontakt. Eigentlich eher versehentlich, da die gesunde Hälfte meines Gehirns sich lieber an Lucien wenden wollte, doch der Teufel hatte offensichtlich andere Pläne. Gerade, als ich auf den kleinen Hörer tippen wollte, hörte ich meinen Namen.

Überrascht blickte ich auf und sah zu Elaine, welche fast schon panisch nach mir rief. „Carter! Warte eben!", sie klang besorgt und trug definitiv zu wenig für dieses Wetter. Bibbernd blieb sie vor mir stehen und zog die Augenbrauen zusammen. „Bitte sag mir nicht, dass du das gesehen hast..."

Ich lachte reflexartig auf und trat näher. „Was denn, Elaine?"

Keine Ahnung, woher die Wut plötzlich kam, doch sie bemerkte es auf jeden Fall. „Bitte, komm mit rein", brachte sie zähneklappernd hervor. Ich sah die Gänsehaut auf ihren nackten Armen und als ich sie so in Top und Shorts sah, kamen mir ganz andere Gedanken mit Louis im Zusammenhang. Extremere.

„Geh nach Hause. Hat mich nichts anzugehen, was ihr da so treibt", meinte ich nur und drehte mich um.

„Carter!", brummte sie, als ich in die entgegengesetzte Richtung zu laufen begann. „Bitte, du darfst nicht so über mich denken!"

Im nächsten Moment klammerte sie sich plötzlich an mich und folgte mir. „Meine Mum ist hochgekommen, um zu fragen, ob du einen Tee magst, da habe ich bemerkt, was los ist. Ich weiß nicht, was genau du gehört oder gesehen hast, aber Louis und ich sind kein Paar, oder so. Sind wir noch nie gewesen. Aber selbst wenn, wäre das eigentlich nicht so schlimm, weil–"

„Weil ihr nur Cousins seid?", fragte ich ungläubig, da ich befürchtete, diese Ausrede serviert zu bekommen.

Elaine verzog das Gesicht. „Nein, natürlich nicht. Wäh. Wir sind nicht blutsverwandt. Und wir sind auch nicht so aufgewachsen, als wären wir eine Familie."

Ich hielt verwirrt inne und starrte sie perplex an. Ein Teil in mir glaubte ihr nicht, doch warum sollte sie deswegen lügen? So gesehen könnte ich die Wahrheit schnell von jemand anderem erfahren.

„Was heißt das jetzt?", fragte ich langsam und spannte den Kiefer an, als ich bemerkte, dass die Röte ihrer Lippen verschwunden war und sich in ihre Wangen und Nasenspitze geschlichen hatte.

BorderlineWhere stories live. Discover now