8. Kapitel ~ Doch nicht so gut?

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Ich mag Kieshiena. Sie hat irgendetwas an sich, was sie sympathisch macht. "Komm, jetzt müssen wir uns beeilen." Während wir durch die dunkeln Gänge gehen, binde ich meine nassen Haare zu einem Dutt zusammen, damit sie mich nicht stören. Eigentlich gehe ich nicht gern vor dem Training duschen, aber heute war es wirklich nötig.

"Werft einfach, zielen und werfen. Ist genauso wie mit dem Schießen.", erklärt Eric. Ich greife mir eines der Messer vom Tisch. Die Anderen werfen schon, wobei ich mich eher im Hintergrund halte. Ehrlich gesagt fühle ich mich unbehaglich, bei dem Gedanken das ich wieder werfen soll. Ich wette, es wird nicht stecken bleiben.

Ich stehe einfach nur da und sehe zu, bis ich an der Reihe bin. Das Messer liegt recht leicht in meiner Hand. Einen Punkt an der Zielscheibe fixierend schmeiße ich mit all meiner Kraft. Doch das Messer bleibt nicht stecken. Es prallt einfach ab und fällt scheppernd auf den Boden. Na toll. Beschämt senke ich den Blick. "Dann geh es mal holen.", sagt Eric. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Ja, die anderen werfen noch immer, aber das ist ihm so oder so egal, deswegen sage widerspreche ich auch nicht. Meine Hände schwitzen und mein Herz pocht schnell, aber ich tue das was er von mir verlangt.

Es ist ein Wunder, das ich von keinem einzigen Messer getroffen werde. Oder es ist einfach mein Glück das die anderen besser zielen können, als ich. Eric wirft mir einen ernsten Blick zu. Doch seine Mundwinkel zucken. "Vor Höhe hast du also Angst, aber vor sowas nicht?" Ich beiße die Zähne zusammen und balle meine Hände zu Fäusten. Er soll einfach die Klappe halten.

"Los, du wirfst noch mal, Klugscheißer.", sagt er. "Nein, das werde ich nicht.", antworte ich patzig und drehe das Messer in meinen Händen. Eigentlich sollte ich mich langsam mal beherrschen und nicht immer so eine große Klappe haben. Man könnte meinen, ich wäre eine Candor gewesen. Seine Arme sind vor der Brust verschränkt, was ihn noch ein bisschen breiter und muskulöser, als ohne hin schon, wirken lässt. "Na los, werfen." Normalerweise würde mich das einschüchtern, aber im Moment wirkt Eric auf mich kein bisschen bedrohlich.

"Es reicht mir mit dir, du elende Klugscheißer. Immer musst du dich widersetzten. Wir sollten dich von der Schlucht schicken." Ich ziehe die Augenbrauen zusammen. "Oh, ja.", sage ich sarkastisch. "Ist ja überhaupt nicht übertrieben, mit dem Gedanken zu spielen, mich einfach umzubringen." Er schüttelt fast unmerklich den Kopf. "Jetzt wirf, verdammt." Wenn ich ehrlich bin, dann ist es sogar lustig. Ich lege mich gern mit Eric an. Da sieht man das ich wohl lebensmüde bin. Damit riskiere ich viel zu viel.

Leicht angespannt wende ich mich von ihm ab, drehe ihm den Rücken zu und ziele noch mal. Diesmal bleibt das Messer wenigstens stecken, aber an keiner guten Stelle. Zwar würde das Messer im Körper eines Menschens überall weh tun, aber es würde die Person nicht unbedingt außer Kraft setzten. Immer und immer wieder probiere ich es, aber es wird einfach nicht besser. Schade, beim Schießen hat es geklappt.

Es ist frustrierend. Verdammt noch mal, ich will das auch können. Doch nach dem wir mit dem Messer werfen fertig sind, geht es direkt wieder über zum Nahkampf. Das mögen die meisten Initianten am liebsten. Mich eingeschlossen. Auch wenn mein ganzer Körper brennt, macht es immer wieder Spaß. Ich merke richtig wie ich stärker werde. Und das ist ein wirklich gutes Gefühl.

Willenlos | Divergent / Die Bestimmung ✔Where stories live. Discover now