Startschuss für Louis

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Der Award für den Kommi des gestrigen Tagen geht an Fingringhoe "Mein Herz stolpert nicht, es hat sich voll auf die Fresse gelegt" 🏆 Made my day!

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Ihre Lippen trennten sich nicht. Wollten einfach nicht voneinander ablassen und Harry strich mit den Fingerspitzen über Louis Unterarm, tastete nach seinen Fingern und umspielte sie sanft. Manchmal verflochten sie sich, nur um sich dann wieder zu lösen. Es war ein prickelndes, schüchternes Vortasten und Harry liebte jede noch so kleine Sekunde davon. Louis seufzte leise und löste sich irgendwann von ihm. „Ich habe den OP Saal vorbereiten lassen...sie müssten jetzt langsam bereit sein", sagte er ein wenig atemlos und strich Harry durch die Haare. „Bist du auch soweit?" - „Ja, lass es uns hinter uns bringen", antwortete er und und hielt Louis fest, als er aufstehen wollte: „Gib mir noch einen Kuss, dann kannst du gehen und dich umziehen." - „Immer gern", grinste der junge Arzt, umschloss Harrys Gesicht mit den Händen und vereinte ihre Lippen noch ein mal. „Wir sehen uns im OP...bis gleich." - „Ich liebe dich...", sagte Harry und lächelte Louis zu, der sich nochmal in der Tür umdrehte. „Ich schicke dir eine Schwester, die dich für die OP vorbereitet. Wie lange ist deine letzte Mahlzeit her?", fragte Louis noch und Harry zuckte die Schultern: „So fünf Stunden, das müsste für die OP eigentlich ausreichen. Ich bin fast nüchtern."

Louis ließ die Tür hinter sich offen stehen und Harry blickte ihm noch lange nach. Das Grinsen auf seinem Gesicht war nicht mehr wegzukriegen und er kniff ungläubig die Lippen zusammen. Er hatte Louis geküsst! Er hatte ihm gesagt, dass er ihn liebte. Und noch heute würde er von seinem ehemaligen Assistenten ein neues Kreuzband bekommen und hoffentlich endlich schmerzfrei gehen können. Das alles war so absurd schnell gegangen, dass er lachen musste und den Kopf zurück ins Kissen sinken ließ um die Zimmerdecke anzugrinsen. Draußen vor dem Fenster war der Himmel bereits dunkel und der Abend war angebrochen. Die Lichter der Stadt glitzerten ihm entgegen und jedes, so schien es war ein kleines Lächeln.

Jahrelang hatte er gedacht glücklich zu sein, hatte sich mit Anton ein schönes Leben aufgebaut und sich vorgemacht, dass das was er verspürte, Glück und Zufriedenheit war.

Doch tatsächlich war er jetzt gerade wirklich zum ersten Mal seit langer Zeit richtig glücklich und zufrieden. Und das wollte schon etwas heißen, wo er doch mit einem kaputten Knie und pochenden Schmerzen in einem Krankenhausbett lag und auf eine Operation wartete.

„Dr Styles, ich komme, um Sie für den Eingriff umzuziehen", sagte eine Stimme und riss ihn aus seinen Gedanken. Eine Krankenschwester war ins Zimmer gekommen. Sie trug einen kleinen Stapel Klamotten in den Armen und legte diese auf dem Nachtschränkchen ab. „Wenn Sie Hilfe brauchen, dann sagen Sie es mir bitte", bot sie an.

Aus dem T-shirt kam er noch ganz gut alleine heraus. Eine Hose trug er schon lange nicht mehr, da die Streckschiene auf dem Jeansstoff nicht sonderlich bequem gewesen wäre. Sie reichte ihm ein OP Hemd und er band es im Nacken zusammen. „Sie müssten bitte auch diese Unterwäsche anziehen", sagte sie und reichte ihm ein steriles Stück Stoff, das so dünn war, dass er es auch weglassen könnte. Doch die Hygienevorschriften verlangten nun mal, dass der Patient so etwas trug. Also schob er sich die Boxershorts vom Körper und streifte das dünne Ersatzkleidungsstück über. „Diesen Strumpf müssen Sie auch noch anziehen, aber das wissen Sie ja sicher. Brauchen Sie Hilfe? In Kompressionsstrümpfe kommt man alleine nicht sonderlich gut hinein", sagte die Schwester und Harry nahm die Hilfe gerne an.

Komplett umgezogen lag er nun da und wartete. Nervös war er nicht, denn er kannte das OP Team ja persönlich und wusste, dass sie ihre Arbeit richtig und gut machten.

Wieder ging die Tür auf und ein bekanntes Gesicht kam herein. „Hallo Harry, ich lege dir noch einen Zugang und bringe dich dann hinunter in den OP", sagte Zayn und lächelte. Er stellte eine Nierenschale mit Kanüle und Pflaster auf den Nachttisch und desinfizierte eine Stelle an seinem Handrücken. „Ich habe gehört, du hast Louis wiedergetroffen...", sagte er und sah ihn erwartungsvoll an. „Was willst du hören Zayn? Hat dich zufällig ein neugieriger Ire auf mich angesetzt?", fragte Harry und lachte. Jetzt, da er Louis bei sich hatte, erschien ihm Nialls Neugier nur noch witzig und störte ihn keineswegs. „Nicht direkt...", gab Zayn zu und grinste verlegen. Er setzte die Nadel an und schob die Kanüle unter die Haut. Harry zuckte kurz zusammen, doch der Schmerz war schnell wieder vorbei. „Ja ich habe Louis wiedergetroffen...mehr sage ich dazu nicht. Ich lasse Niall ein bisschen schmoren. Das hat er verdient." - „Der arme Kerl", seufzte Zayn mitfühlend und verklebte den Zugang mit einem großen Pflaster, dann sah er auf: „Niall will seit dreieinhalb Jahren, dass du und Louis ein Paar werdet. Es würde ihn glaube ich sehr glücklich machen, herauszufinden, dass es endlich geklappt hat. So, das wars. Bist du bereit?" Harry nickte und Zayn löste die Bremsen des Bettes.

Sie sprachen nichts, doch Harry konnte sehen, dass der Pfleger auf dem ganzen Weg nach unten in den OP grinste und ließ sich davon nur allzu gerne anstecken.

Wie ungewohnt es war, im OP auf dem Tisch zu liegen, anstatt davor zu stehen. Harry kannte den Raum und seine Gerätschaften gut und doch wirkte es alles anders, sobald sich die Perspektive änderte. „Hallo Chef", sagte der Anästhesist und grinste Harry fröhlich an. „Es ist ungewohnt, dich abschießen zu dürfen, aber ich freu mich darauf." - „Sei vorsichtig bitte. Ich will wieder aufwachen", scherzte Harry und der Kollege nickte. „Ich bin immer vorsichtig." Louis trat nun heran und sah zu ihm hinunter. Er war komplett in OP-Kluft, nur seine Augen waren über dem Mundschutz zu erkennen. Er lächelte. „Dann legen wir mal los", sagte er sanft. Eine Atemmaske tauchte in Harrys Sichtfeld auf, wurde ihm über die Nase gestülpt und er atmete einige Male tief ein, dann driftete er weg und spürte nichts mehr.

Louis konnte endlich anfangen zu arbeiten.

3 Years • Part IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt