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Es dauerte einen Moment bis Shawn den Schlüssel aus seiner Hosentasche gezogen hatte.

"Na dann, willkommen in meiner Wohnung." Langsam trat ich in die Wohnung. Shawn zog die Tür hinter sich zu und steckte seine Hände in die Taschen seiner ausgewaschenen Jeans. "Deine Jacke kannst du hier aufhängen", sagte er und half mir aus meinem Mantel "Und deine Tasche stell einfach hier hin." Ein paar Sekunden standen wir einfach nur im Flur. Interessiert sah ich mich um. Ihm schien das alles genauso unangenehm zu sein, wie mir.

"Das nennst du Wohnung?", fragte ich nach und ging langsam den Flur lang.

"Naja..", lachte er. "Nicht ganz." Er folgte mir und stolperte fast in mich, als ich an der Wendeltreppe stehen blieb und nach oben sah.

"Sorry", nuschelte ich und ging ein paar Meter zurück. "Ich wollte nicht..-", fing ich an.

"Du wolltest nicht was? Dir die Treppe anschauen?"

"Ich...-nein, also doch...- Ich..." Ich spürte wie mir das Blut in den Kopf schoss.

"Willst du hoch gehen und dir ein Bild machen?" Überrascht schaute ich Shawn an.

"Nein..- Du musst nicht, nur weil ich...-" Ich atmete einmal tief durch. "Sehr gerne." Shawn legte mir eine Hand auf den Rücken und schob ich die Treppe hoch.

Ich war erschlagen.

"Und du wohnst hier ganz sicher alleine?", fragte ich sicherheitshalber noch einmal nach, bei dem Anblick der vielen weißen Türen.

"Ich brauche halt meinen Platz." Mit einem schulterzucken öffnete er die erste Tür. Neugierig steckte ich meinen Kopf durch hindurch.

"Enttäuscht?", fragte mich Shawn, als er meinen Gesichtsausdruck sah.

"Ehrlich gesagt schon. ich hatte mit einem Kinosaal gerechnet", faxte ich und zog die Tür hinter mir ins Schloss.

"Der ist im Keller." Shawn antwortete mit so einer Gewissheit in den Augen, dass ich ihn einfach nur anstarrte. "Kleiner Scherz", lachte Shawn und schob mich die Treppe wieder herunter. "Das einzig interessante hier ist mein Schlafzimmer und Aaliyahs Raum.

"Aaliyah hat ihr einen Raum? Also wohnst du doch nicht alleine!" Mit erhobenen Zeigefinger drehte ich mich zu ihm um. Shawn schmunzelte und drückte meine Hand runter, die ich ihm drohend unter die Nase hielt.

"Sie kommt ab und zu vorbei, dann wenn es ihr möglich ist. Meistens bleibt sie ein paar Tage, aber in meinem Zimmer wollte ich sie dann doch nicht unbedingt schlafen lassen. Allein dafür hat sich das Haus schon gelohnt. Sie hat ihren Platz und ich habe meinen. Die Jahre, wo wir Tür an Tür geschlafen haben sind vorbei."



Shawn und ich standen im Flur, am Ende der Wendeltreppe.

"Was hältst du von einer Besichtigung vom Erdgeschoss?" Ohne auf eine Antwort abzuwarten führte schon mich in de Wohnbereich.

"Ein bisschen eng, oder?", fragte ich nach. "Du musst ja aufpassen, dass du dich nicht am Couchtisch stößt." Ich drehte mich zu Shawn um. "Shawn?", fragte ich und drehte mich suchend im Raum um. "Shawn? Ich...-"

"Was hast du gesagt?" Shawn tauchte mit zwei Gläsern in der Hand wieder auf. "Wasser ist okay? Ich habe sonst auch noch was anderes da. Alles okay?" Ich starrte ihn wohl einen Moment zu lange an. "Jessica? Ist alles okay?"

"Was? Ja...- Wasser ist super." Dankend nahm ich ihm ein Glas aus der Hand. Ich räusperte mich. "Schön hast du es hier."

"Setzt dich doch." Shawn deutete auf einer der vielen Sitzmöglichkeiten. Aber anstatt mich zu setzten lief ich einige Meter und betrachtete das Fenster. Beziehungsweise die breite Fensterbank, welche mit Kissen und Decken gepolstert war. Mitten drauf lehnte eine Gitarre.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du so einer bist." Verwirrt stellte Shawn sein Glas auf den Glastisch.

"Das ich was für einer bin?" Sein Blick schweifte an mir vorbei und blieb an der Fensterbank hängen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. "Du bist doch nur neidisch." Mit einer lässigen Bewegung hob er die Gitarre herunter, wobei sich seine Muskeln unter dem grünen Shirt abzeichneten.

"Ist das deine Erste?",fragte ich und deutete auf die Gitarre, die immer noch in seiner Hand lag.

"Gitarre? Nein, ist es nicht." Shawn stellte sie wenige Meter weiter in einen Ständer. "Meine erste Gitarre ist nicht hier. Außerdem spiele ich sie nicht mehr, nicht mehr regelmäßig."

"Wieso?", fragte ich nach und legte den Kopf schräg. Shawn lächelte nur und legte ebenfalls den Kopf schief, als er mich ansah.

"Ich habe mich weiter entwickelt." Mit einem Nicken bestätigte ich, das ich verstanden hatte. "Was hältst du von einer Runde Mau-Mau?" Verdattert schaute ich Shawn an. "Oder bin ich nicht der Typ dafür?" Mit einem Lachen entfernte er sich wieder. Langsam folgte ich ihm und lehnte mich grinsend an den Türrahmen. Shawn durchstöberte einige Schränke.

"Du sagtest du wohnst hier?" Shawn durchstöberte einige Schränke. "Vielleicht solltest du Aaliyah anrufen, vielleicht weiß sie, ob du überhaupt ein Mau-Mau Spiel besitzt."

"Ganz dünnes Eis, Jessica." Shawn war um einen ernsten Gesichtsausdruck bemüht, nach ein paar Sekunden hoben sich allerdings seine Mundwinkel. "Ich kann auch mit Jenga dienen." Etwas verlegen zog Shawn das Spiel aus einem Schrank.

"Auch da werde ich gewinnen." Erhobenen Hauptes stolzierte ich zum Esstisch und ließ mich auf einen Stuhl fallen. Langsam und ruhig setzte Shawn sich mir gegenüber, bevor er sich leicht über den Tisch beugte.

"Du sitzt auf meinem Platzt." Ich band mir meine Haare in einen Zopf und griff nach der Verpackung.

"Willst du jetzt spielen oder hast du noch was auf dem Herzen?!" Shawn schluckte einmal und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Mit einer schnellen Bewegung schob er sich die Ärmel seines Shirt hoch und deutete mit einer Handbewegung auf das Spiel. Innerhalb weniger Sekunden stand der Turm aus Holzbalken zwischen uns.

"Ich habe Heimrecht." Shawn beugte sich nah an den Turm heran und inspektierte ihn genau, bevor er vorsichtig einen Stein heraus nahm und ich oben drauf wieder platzierte. Shawn lugte um den Turm herum und sah mich gebannt an. Ich atmete einmal tief durch und zog an meinem Pferdeschwanz, bevor ich mich ebenfalls an den Turm heran beugte.
ich wusste nicht wie viel zeit vergangen war, bis der Turm das erste mal viel. Ohne große Worte baute Shawn den Turm wieder auf und forderte mich somit zu einer Revanche auf. Irgendwann hatte uns beide der Ehrgeiz gepackt und es dauerte nicht lange, bis wir nicht mehr auf unseren Stühlen saßen, sondern um den Tisch herum schlichen und analysierten den Turm aus allen möglichen Perspektiven.
"Viel Glück", sagte Shawn und lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück, nachdem er wieder einen Klotz platziert hatte.

"Disziplin und Gefühl, Shawn Mendes." Vorsichtig drückte ich gegen einen Klotz, der Millimeter für Millimeter geschoben wurde. "Disziplin und Gefühl", wieder holte ich, als ich den Stein zwischen meinen Fingern drehte. Shawn schaute nur grimmig drein und verschränkte nur die Arme.

"Wo soll ich denn da noch einen Stein rausholen?", meckerte er und deutete auf den ziemlich spärlich aussehenden Turm.

"Wenn du aufgeben willst, dann musst du den Turm umschmeißen." Shawn schnaubte nur und blickte mich böse an. "Du kannst mich ja auch nach einem Tipp fragen", lachte ich und zuckte zusammen, als der Turm innerhalb der nächsten Sekunden auf dem Tisch lag.

Performance [S.M.]On viuen les histories. Descobreix ara