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Ich hätte wieder ein Taschentuch gebrauchen können. Nachdem ich nach meinen weiteren Vorlesungen vom Unigelände zur Straßenbahn gehetzt war und von dort zur Eishalle sah ich aus wie ein begossener Pudel.
Trotz Mütze und Kapuze wurde mir der Regen regelrecht ins Gesicht gepeitscht.

Fluchend öffnete ich, zum zweiten mal am heutigen Tag, die große Tür und schüttelte mich im Trockenen.
Lautes Geschrei war zu hören, Schläger die auf Schläger und Eis trafen sowie das Kratzen von bremsenden Kufen.
Die Spieler der Toronto Maple Leafs trainierten auf dem Eis. Sie waren so in ihr Spiel vertieft, dass sie meine Anwesenheit überhaupt nicht bemerkten. Ich schnappte mir eins der Handtücher vom Stapeln und fing an mir meine Haare trocken zu rubbeln, während ich mir das Abschlussspiel ansah.

Ein Blick auf die Anzeigetafel verriet mir, dass ich noch einige Minuten Zeit hatte, bis mein Training begann. Ich stellte mich an die Bande, stützte meine Unterarme ab und sah mir das muntere Treiben an.
Mit einem lauten Pfiff wurde das Spiel unterbrochen, worauf die Hälfte der Spieler jubeln ihre Schläger in die Luft streckten. Mit lauten Gelächter zogen sich die Spieler ihre Schutzkleidung vom Kopf und klatschten sich ab.

"Jungs! Ab vom Feld!" Eine laute Stimme ließ mich zusammenzucken und die Jungs verstummen. Mit einem Murren drehten sie ihre Abschlussrunde, bevor einer nach dem anderen an mir vorbeifuhr und das Eis verließ.

"Und du junge Dame..." Die Stimme ließ mich erneut zusammenzucken. "Umziehen und warm machen." Robin tauchte neben mir auf und sah mich mit einem strafenden Blick. So schnell wie möglich schnappte ich mir meine Tasche mit meinem Unikram und verschwand Richtung Umkleide. Das war zumindest der Plan, sonderlich weit kam ich aber nicht. Ich krachte mit einem Spieler zusammen, der als Letzter die Eisfläche verließ und taumelte ein paar Schritte zurück. Mike entlockte das nur ein Lachen.

"Sorry, ich habe dich nicht gesehen."

Entschuldigend nahm er mir meine Bücher ab und klemmte sich seinen Helm unter den Arm. "Wie war die Uni?", fragte er und drehte sich zu mir um.

"Jessica!" Robins Stimme schallte durch die Halle. Schnell joggte ich die Meter zu Mike und zog ihm meine Tasche aus der Hand.

"Gut", antwortete ich kurz angebunden und lief weiter. "Ich muss mich beeilen."

Entschuldigend boxte ich ihm kurz in die Seite und huschte die letzten Meter zur Kabine, wo ich sicherheitshalber hinter mir abschloss. Für einen kurzen Moment atmete ich durch und schloss die Augen, bevor ich mich sammelte und mir meine nassen Klamotten vom Körper schälte.




"Spannung halten!" Robin lehnte an der Bande und kritisierte mich seit geschlagenen dreißig Minuten. "Dein Bein höher, halten..halten."
Ich kniff meine Augen zusammen und spürte wie mein Bein immer schwerer wurde. "Nicht nach rechts kippen, Spannung halten. Drei, zwei, eins und absetzten."

Erleichtert legte ich den Kopf in den Nacken, meine Beine zitterten, dabei stand ich nicht mal auf dem Eis. Robin hielt mir meine Flasche hin, die ich dankend annahm. Aber anstatt mir eine Verschnaufpause zu gönnen, hielt er mir im nächsten Moment meine Schlittschuhe vor die Nase.

"Einen Moment." Ich ließ mich auf die Bank fallen und kniff die Augen zusammen. Mir tat alles weh. Ich spürte den Blick von meinem Trainer auf mir und rappelte mich im nächsten Moment auf. Mit einem grimmigen Blick schnappte ich mir meine Schuhe. Es dauerte eine Weile, bis ich alles richtig geschnürt hatte, was Robin alles kritisch beäugte.

Wie jedes Mal lief ich mich ein paar Minuten warm und sofort waren alle Schmerzen weg, jeder blaue Fleck vergessen. Ich brauchte keine Anweisungen, ich wusste was zutun war. Einfach laufen, drehen, gleiten, Augen schließen, springen und genießen.

Performance [S.M.]Where stories live. Discover now