Prolog

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Fröstelnd betrat ich die menschenleere Halle und schob mir meine Mütze vom Kopf.

Für Ende Oktober war es viel kalt und der tägliche Regen verscheuchte die wenigen Menschen, die noch unterwegs waren, in ihre Wohnungen.

Mit einem Seufzend schleuderte ich meine Sporttasche auf eine Trainingsbank und rieb mir meine Hände an meinen Oberschenkeln warm.
Durch meine Bewegung gingen die restlichen Lichter in der Halle an und bestrahlten die große Eisfläche, welche im Licht wunderschön glänzte.

Ein kleines Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich langsam wieder die Kälte spürte, die sich durch meine Klamotten bahnte. Ich liebte diesen Ort. Die lange Bande, welche sich um die gesamte Eisfläche zog, die große Tribüne, die den meisten Platz einnahm. Aber am meisten liebte ich das Gefühl auf der Eisfläche.

Das Gefühle von Kufen und Spuren im frisch polierten Eis ließen mein Herz einfach höher schlagen.Die Genugtuung nach einem harten Trainingstag erschöpft ins Bett zufallen und zu wissen, dass sich stundenlanges Training ausgezahlt hatte.

Ich konnte mich noch gut daran erinnern wann ich das erste Mal auf dem Eis stand. Mein Bruder spielte schon seit Jahren im Verein Eishockey und als ich ihn eines Tages mit meinem Dad vom Training abgeholt hatte, zauberte mein Vater ein kleines Paar Schlittschuhe hervor. Es waren nur wenige Minuten auf dem Eis, trotzdem hatte diese kurze Zeit gereicht, um mir zu zeigen das ich dies mein ganzes Leben machen wollte.

Nur ein halbes Jahr später spielte ich ebenfalls Eishockey im Verein, merkte aber schnell das mir die Eleganz auf dem Eis fehlte und nur kurze Zeit später trennte ich mich vom Eishockey und wechselte zum Eiskunstlauf. Und diesem war ich mein ganzes Leben lang treu geblieben.

Und es war jedes Mal ein unbeschreibliches Gefühl, wenn ich mich auf der harten Trainingsbank niederließ und die Schnürsenkel meiner Schlittschuhe schnürte. Mit einem letzten Ruck zog ich, bevor ich hastig einen Knoten bindete. Ein wohliges Kribbeln bildete sich in meinem Bauch, als ich einen Fuß auf das gefrorene Wasser setzte und mich abstieß, sodass ich einige Meter anfing zu gleiten.

Für einen Moment schloss ich meine Augen und genoss die eisige Kälte, dich sich auf meine Wangen legte. Ein angenehmer Schauer lief meine Wirbelsäule entlang und ging mir durch Mark und Bein.

Ich drehte einige langsame Runden zum warm werden. In meinem Kopf lief ein kurzer Film ab, bevor ich mich mit einem kräftigen Stoß mein Tempo verschnellerte. Mir schossen Namen durch den Kopf, von denen ein normaler Mensch noch nie zuvor gehört und bevor ich überhaupt über meine Bewegung nachdenken konnte, drückte ich mich vom Boden ab und schlank meine Arme um meinen Körper.

Es war nur für ein paar Sekunden, aber dieses Gefühl übertraf alles. Wirklich alles. Aber so schön diese Momente auch waren, so schnell waren sie auch wieder vorbei und bevor ich mich versah setzte mein Fuß wieder auf und ich suchte mein Gleichgewicht. Im letzten Moment verhinderte ich, dass meine Beine unter mir nachgaben und balancierte mich mit meinen Armen aus.

Gerade als ich erneut Anlauf nehmen wollte um den Sprung zu wiederholen, applaudierte es. Verwirrt drehte ich mich um und sah einen klatschenden Mike an der Bande stehen.

Ich brach meinen vorgenommen Sprung ab und lief richtig Bande wo ich, ohne groß zu bremsen, Mike in die Arme flog. Wäre nicht die Bande zwischen uns gewesen.

"Was machst du hier?", fragte ich und nahm meine Hände von seinem Hals, wo ich ihn gerade umarmt hatte.

"Eigentlich wollte ich noch eine Runde trainieren." Er deutete auf eine Sporttasche, welche direkt neben meiner Stand. "Ein paar Schläge machen." Erst jetzt fiel mir der Schläger in seiner Hand auf. "Aber wie es aussieht", mit einer ausladenden Handbewegung zeigte er auf die Eisfläche, "scheinst du mir den Platz geklaut zuhaben."

Mit einem Lachen öffnete er das kleine Tor und betrat die Eisfläche. "Was hältst du von einem kleinen Spiel?" Spielerisch warf Mike einen Puck auf das Eis und bewegte ihn mit seinem Schläger von links nach rechts.

"Sorry Mike. Heute nicht." Etwas ungeschickt stolperte ich vom Eis und ließ mich zurück auf die Trainingsbank sinken. "Ich muss noch eine Hausarbeit fertig schreiben und den Anruf bei meiner Mum schiebe ich auch schon seit Tagen vor mir her."

Mike murrte einen Moment, bevor er sich seinen Puck schnappte und anfing seine Runden zudrehen. Mit einem kurzem Winken verabschiedete ich mich, öffnete die Tür auf die Straßen Torontos und beschleunigte meine Schritte um die nächste Bahn noch zu erreichen.



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Performance [S.M.]Where stories live. Discover now