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Müde rieb sich der Tiger über die Augen. Was zum...? Er sah auf seine verbundenen Hände hinab, trotz des dreckigen Untergrundes auf dem Er lag, waren seine Bandagen perlweiß! Der Schmerz in seinen Knien und den Pfotenhänden waren einem dumpfen Druck gewichen. Und fühlte er sich auch noch seltsam benebelt.

Ein schwarzweißer Schatten robbte vorsichtig näher zu ihm, doch er fauchte gefährlich! Ein verschreckter Schrei erklang und sofort hörte der weiße Tiger auf, das tat ja in den Ohren weh! Er konzentrierte sich auf das schwarzweiße Bündel vor ihm und langsam klärte sich sein Blick. Verwundert sah er den dunkelhaarigen Jungen mit der Schneeweißen Haut und den Spitzzulaufenden Ohren welche ziemlich lang waren.

Der Tiger richtete sich so auf das er in einer relativ schmerzfreien Sitzhaltung bleiben konnte. Den Fremdling in seiner Zelle beäugte er dabei distanziert. Musterte sein Aussehen, seine zerrissene Kleidung welche nicht besser war als seine eigene, die nahezu perfekte Haut, über welche sich schwarze Streifen zogen. "J-ja, ich bin ein Zebrahybrid wie du sicher schon festgestellt hast.", sprach der Kleine ziemlich mutig auf den Fragenden Blick des Älteren. Die Mine verziehend wandte sich der Tiger ab, strahlte nun Desinteresse aus.

"O-oh bitte ignoriere mich nicht... ich bin so froh nicht mehr nur m-mit diesem d-diesem...", der Kleine brach ab, schluchzte plötzlich von Angst erfüllt und kauerte sich an der Betonwand zusammen. Sie saßen beide in der Selben Zelle, seltsam.

Seufzend wandte der Tiger seinen Kopf doch wieder in die Richtung des schwarzweißen Jungen. Mehr konnte der Junge nicht von ihm verlangen, sprechen würde er nicht mehr, das hatte er sich ja geschworen. Der Kleine sah überrascht auf, zitterte aber noch immer. Grummelnd wollte der Tiger sich aufrichten, doch gelang es ihm nicht auf die Beine zu stemmen! Knurrend gab er auf und starrte stattdessen das Zebra auffordernd an. Dieser begriff nicht was das Raubtier von ihm wollte und zuckte nur ängstlich noch mehr zusammen, das Beben seines Körper sah schon nicht mehr normal aus.

Langsam, wie in Zeitlupe hob sich der Arm des Tiger's und bedeutete ihn zu ihm herüber zu kommen. Damit hatte der Kleine wohl nicht gerechnet, wankend stand er auf und torkelte zu ihm herüber. Ließ sich fragend vor ihm auf die Knie nieder, wurde aber von der energischen Pfote des Tigers an dessen Seite gedrückt, wo er Wärme fand. Glücklich und dankbar kuschelte sich der Kleine schwarzweiße Junge an die Wärmequelle und schloss die Augen. Das Zittern verklang.

So saßen die beiden da, irgendwo im nirgendwo. Das selbe Schicksal teilend, darauf wartend das man ihnen wieder Schmerzen zufügen würde. Der Tiger lehnte seinen Kopf gegen die Wand und sah gen Decke. Wohin sollte das alles denn noch führen? Sollen sie jetzt für ihr restliches Leben leiden? ...Wäre es nicht doch ein Segen für den kleinen Zebrahybriden wenn er sein Leben hier und jetzt beenden würde, bevor diese Männer in Weiß noch schlimmere Dinge mit ihm machen würden..? Eine schwere Frage die den Halbtiger stark belastete. Doch gerade war der Kleine ruhig und hatte kurzzeitig seine Angst vergessen.

Irgendwann, in der tiefen Nacht, begann der kleine zu Sprechen. Erzählte von einem Leben, Seinem Leben vor alledem hier...

"...Damals wohnten meine Eltern in einem kleinen Dorf, meine Schwester war ihr Engel genau wie für mich. Ich habe gern Musik gehört und heimlich auch gern gesungen. War immer neugierig und wollte alles wissen oder irgendwie erfahren. Ich liebte es in der Natur herum zu stromern oder einfach auf irgend einen Baum zu sitzen und über das Tal zu schauen wo meine Familie lebte... Meine Freunde hatten mich früher immer Pan genannt obwohl ich doch Max heiße... Ich habe meinen Namen fast vergessen g-gehabt... Sie meinten der Name würde zu mir passen, weil ich immer so aussah als würde ich irgendwann einfach davon fliegen und nie mehr wieder kommen."

Leichtes Zittern ging durch den Körper des Kleinen. "Irgendwann kam ich auch nicht w-wieder... doch ich bin nicht freiwillig davon g-geflogen..." Darauf schwieg der Kleine. Sein Körper beruhigte sich wieder und kurz darauf war der Kleine eingeschlafen.

Müde hob der weiße Tiger seinen Kopf wieder gen Decke, dachte über das gehörte nach. Dann flüsterte er mit ganz kratziger Stimme etwas das nie gehört wurde. "...Ich habe nie ein Leben vor all dem hier geführt, ich hatte nie einen Namen...
Ich beneide dich, kleiner Pan....
Lebe, irgendwann wirst du wirklich fliegen. Und wenn nicht allein, dann wird es dir jemand beibringen."

written by -Notizbuch-

Objekt XVIIWhere stories live. Discover now