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Der Tiger ging knurrend auf den Schwarzhaarigen zu, den Körper angespannt, die Muskeln zum Sprung bereit, seine Krallen ausgefahren! Und dann tat er den letzten Satz! Etwas kurz gesprungen landete er aber doch noch auf dem Eindringling. Er konnte seinen Arm aufkratzen mit der rechten Hand, brach dann aber vollends zusammen. Die letzte Energie war verbraucht, alles Schmerzte, alles um ihn schien sich zu drehen.

Das der Kittelträger geschockt unter ihm hervor krabbelte, nahm er kaum war. Denn im nächsten Moment übermannte ihn die Übelkeit und er erbrach sich an Ort und Stelle. Etwas warmes floß ihn über den Nacken und ohne groß nach zudenken, wusste er das die Platzwunde wieder aufgegangen war. Was für einen Jämmerlichen Anblick er bieten musste!.. Der eingeschüchterte Mann welcher nun in einer anderen Ecke hockte und ihn aus großen Augen anstarrte, schien momentan keine Gefahr darzustellen. 

Dennoch beäugte er ihn feindselig und wandte sich demonstrativ ab. Er sollte seine Schwäche nicht sehen! Ausgelaugt robbte er zu dem Wassernapf welcher immer noch in der Zelle stand. Zum in die Hand nehmen hatte er keine Kraft weshalb er sie Katzenartig mit der Zunge leckte. Etwas bei der Hälfte der Schale, begann er sich dann mit der Zunge zwischen seine mit Klauen Besetzten Hände zu Lecken. Befreite so wie aufgerissenen Stellen von Schmutz. Jedes mal durchschoss ihn ein scharfer Schmerz wenn er daran kam, doch alles half nichts. 

Nun etwas wacher, konnte er sich in eine Aufrechte Position hiefen und an die Wand lehnen. Den Schwarzhaarigen dabei argwöhnisch beäugen. Als dieser ihn noch immer nicht aus den Augen ließ und die Angst unverändert in seinen Zügen geschrieben stand, zog sich der Tiger sein ruiniertes Shirt vom Körper, tunkte es in das Restliche Wasser und fuhr sich zischend an den Hinterkopf. Die starken Kopfschmerzen kehrten zurück und er musste sich voll und ganz darauf konzentrieren nicht das Bewusstsein zu verlieren!

"I-ich.. das tut mir leid...", begann der Mann mit dem Kittel dummes Zeug zu reden. Wütend kniff der weiße Tiger die Augen zusammen, die Lippen zu einem Strich verzogen. Nein, ihm würde keine Wort über die Lippen kommen! Kein Wort, kein Ruf nach Hilfe, nicht eine Silbe! Schwor er sich im stillen. Die seltsamen Gefühle in seinem Bauch störten ihn bereits genug!

...Sie waren zum ersten Mal aufgetreten als der Tiger den Schwarzhaarigen Mann in seine Zelle eintreten sah. Eine Mischung aus Vorfreude und Unsicherheit und etwas was er selbst nicht verstand. Diese Ungewissheit hatte ihn wütend gemacht, gerade zu Sauer auf diesen Menschen! WIe konnte er es wagen! Sie hatten ihn bereits physisch zerstört, wollten sie ihn auch noch innerlich brechen!? 

...Wahrscheinlich. Wahrscheinlich wollten sie das wirklich! Erst soll er sich einen von ihnen öffnen und dann, zack! Würde er willenlos gemacht werden! Diese Vorstellung...:

Wie ein Schosstierchen in einem Haus lauter Reiche herum kriechen zu müssen, die Krallen gestutzt, die Zähne geschliffen, für allerlei Spielereien gebraucht und missbraucht... Es schüttelte ihn und erinnerte ihn an sehr düstere Tage seiner Vergangenheit... 

Nur am Rande nahm er wahr, wie ihn die Kraft erneut zur Ruhe zwang. Der Lumpen fiel ihm aus den Fingern und er fiel zur Seite. ...Diesmal landete er aber sanft als das Schwarz ihn umhüllte.

Er träumte von einer immergrünen Wiese, Kinderlachen erklang in der Ferne und der verführerische Geruch eines Picknicks verfing sich in seiner Sensiblen Nase. Eine Gestalt ohne Gesicht, dafür aber mit weich aussehendem Schwarzen Haar erschien vor ihm, streckte eine Hand aus und sprühte nur so von Wiedersehensfreude. "Komm... Lass uns zu den anderen gehen!..." Etwas zögerlich ging der weiße Tiger dem Fremden entgegen. Eine Hand legte sich in das Haar des Hybriden und überrascht schnurrte er auf. Wie sanft und liebevoll sich seine Berührung anfühlen konnte, hatte er schon vor langer Zeit vergessen...

Written by -Notizbuch-

Objekt XVIIWhere stories live. Discover now