Bullying [Platte+Pollersbeck]

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„Ha guckt mal, wer da kommt! Unser kleiner Schlumpf.", rief Marvin Schwäbe lachend und spuckte Felix vor die Füße. Max Meyer verschränkte die Arme vor der Brust: „Ey Schwäbe! Ich spiele auch auf Schalke!" „Ja und ich auch", mischte sich Thilo Kehrer ein, „du musst dir schon etwas Besseres einfallen lassen, denn Schlumpf ist keine Beleidigung. Nenn ihn lieber Verräter. Schließlich war er die letzte Saison nicht bei uns." „Haha ein Schlumpfverräter also", meinte Gnabry nun und alle stimmten in sein Lachen mit ein.

Felix versuchte sie einfach zu ignorieren und hoffte, dass das Training schnell vorbei ist. Er richtete sich auf und tat so, als würde ihn das alles nicht interessieren. Aber es interessierte ihn. Er wollte schon immer alles richtig machen und perfekt sein. Er wollte alle glücklich machen und niemanden enttäuschen. Und er wusste, dass er genau das Gegenteil erreicht hatte. Er hatte alle enttäuscht. Seine Familie, seinen Verein und auch seine Kollegen aus der U21.

Während des gesamten Trainings warfen sie ihm immer wieder Beleidigungen an den Kopf.

Sie wollten ihn brechen. Doch sie wussten nicht, dass er schon gebrochen war.

Sie wollten ihn einknicken lassen. Doch sie wussten nicht, dass er schon eingeknickt war.

Sie wollten, dass er denkt er wäre ein Fehler. Doch sie wussten nicht, dass er das schon dachte.

Sie machten sich über seine Augenringe lustig. Doch sie wussten nicht, dass er mitten in der Nacht auf dem Rasen stand und trainierte.

Sie sagten, er soll nicht so viel essen. Doch sie wussten nicht, dass er fast gar nichts mehr aß.

Sie sagten, er sei schwach, weil er sich in den Schlaf weint. Doch sie wussten nicht, dass er stark war, weil er lebte. Weil er die ganzen Sticheleien überlebte.

Felix versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Doch er wusste nicht, dass Julian Pollersbeck alles wusste.

Denn dieser beobachtete den Jüngeren schon länger. Er folgte ihm in jeder Nacht heimlich auf den Rasen und sah ihm zu wenn er trainierte. Er konnte merken, dass Felix kaputt war. Und er wusste, dass er etwas unternehmen musste.

°°°

Nach dem Training sammelte er noch langsam ein Paar Bälle ein und lief viel später als die Anderen in die Kabine.

Er wusste schließlich auch, dass Felix sich beim Umziehen immer Zeit ließ und im Hotel duschte. Er kam immer als letztes und als einziger nicht geduscht aus der Kabine.

Als er die Kabine betrat, hörte er gehässiges Gelächter aus der Dusche und sah sich um. Er suchte Felix, doch der war nicht in der Kabine. Er rannte fast schon zu den Duschen und riss die Augen auf.

Weiser, Öztunali und Kohr hatten Platte unter eine Dusche gezerrt und versuchten ihm die Kleidung unter dem eiskalten Wasser auszuziehen.

Felix wimmerte und versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren. Als seine Augen auf Julian trafen bekam er noch mehr Angst und fing an zu schluchzen: „Bitte... Lasst mich doch einfach in Ruhe." Sein Flehen war nur leise zu hören und da reichte es dem Torhüter: „Hört ihr nicht richtig?! Ihr sollt ihn in Ruhe lassen. Schon mal was von Fairplay gehört? Drei gegen Eins. Ich glaube ihr tickt wohl nicht mehr richtig. Ihr seid die, die besser aufhören sollten Fußball zu spielen, wenn ihr keine Ahnung habt, was es bedeutet in einem Team zu sein! Und jetzt verpisst euch okay? Ich hab echt den Respekt vor euch verloren." Er schüttelte enttäuscht den Kopf und machte den drei Spielern Platz, damit sie den Raum verlassen konnten. Nach kurzer Zeit hörte er wie sie die Kabine verließen und nahm nur noch Felix' leises schluchzen wahr.

Er lief zu der Dusche und mache sie aus. Dann holte er schnell ein Handtuch und wickelte den Jüngeren vorsichtig darin ein. Kaum hatte er ihn berührt zuckte er schon zusammen.

Fußball One Shots [boyxboy]Where stories live. Discover now