Kapitel 26

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Es war mitten in der Nacht, als jemand ins Bett stieg und mich fest in seinen Armen hielt. Es war mitten in der Nacht, als Can endlich wieder auftauchte. Ich bewegte mich nicht und hielt meine Augen zu. Aus Angst Can würde sich wieder mir entfernen. Es wurde entschieden, das wir in Trabzon bleiben, für zwei weitere Tage, morgen würde die Beerdigung von Onkel Burak sein. Meine Eltern würden in wenigen Stunden mit dem Flieger ankommen. Can hatte seine Arme von hinten um mich und drückte mich fester an sich. Trotz das ich ihm so nahe war spürte ich kaum seinen Atem. Ich öffnete langsam meine Augen und sah das der Mond unser Zimmer leicht belichtete. Ich starrte aus dem Fenster als ich spürte wie Can seinen Kopf von hinten zwischen meinen Hals und Schultern legte. „Kannst du mir etwas versprechen, Leyla?“ Flüsterte er leise. Ich zog laut den Atem ein, woher wusste er das ich wach war oder hoffte er das ich wach war? Ich nickte langsam und schaute weiterhin auf's Fenster. „Versprich mir das du mich nie verlassen wirst.“ Für einen Moment fühlte es sich so an, als hätte mein Herz aufgehört zu schlagen, doch er war noch im Takt, so antwortete ich mit: „Solange Gott nichts anderes für mich geplant hat, bleibe ich an deiner Seite und kein Mensch auf dieser Welt wird dies ändern können.“

Mit den ersten Sonnenstrahlen, kamen auch die Gesänge der Vögel. Ich öffnete meine Augen und sah in Can's schlafendes Gesicht. Ich stand langsam auf und verschwand im Bad. Meine Eltern müssten gestern Nacht gegen drei hier angekommen sein und ich wollte sie sehen, bevor Can wach wurde. Ich brauchte nicht lange im Bad und lief schnell die Treppen runter, als ich die Stimme meiner Mutter hörte wurden meine Schritte immer schneller und als ich sie in der Küche stehen sah wartete ich keine weitere Sekunde und rannte in ihre Arme. Sie war erst geschockt aber erwiderte schnell meine Umarmung. Ohne Vorwarnung liefen mir Tränen über meine Wange und ich fing an laut zu weinen. Plötzlich spürte ich große Hand auf meinem Rücken, ich löste mich von meiner Mutter und sah in die traurigen Augen meines Vaters. Dieser versuchte mich anzulächeln, was ihm nicht klappte, so nahm er mich in die Arme und ich weinte noch mehr als vorher.

Nachdem ich mich beruhigt hatte, löste ich mich von meinen Vater und wischte mir über die Wangen. „Weck bitte Can auf, in einer Stunde fängt die Beerdigung an.“ Sagte er mit rauer Stimme. Ich nickte und drehte mich zur Tür. Dort standen, Yasmin und Karim. Yasmin starrte auf den Boden und nickte mir kurz zu und setzte sich an den Tisch, während mich Karim voll und ganz ignorierte. Doch ich hatte im Moment keine Zeit mich tausend mal bei Karim zu entschuldigen. Meine erste Priorität war zur Zeit Can und niemand anderes als Can. Deswegen lief ich ohne weiteren Gedanken die Treppe hoch und lief ohne zu klopfen in unseren Zimmer. Can saß am Rand vom schon gemachten Bett. Ein Gesicht versteckt in seinen Händen. Sein Atem laut. Ich war mir sicher das sein Herz schnell lief. Ohne ein Wort setzte ich mich zu ihm. Meine Hände auf meinen Schoß. Ich blieb ruhig, nicht nur weil ich Can die Zeit zum Nachdenken geben wollte, sondern auch weil ich nicht wusste was ich sagen sollte. Alles wird gut. Wie kann alles gut werden, wenn nun auch dein Vater nicht mehr da ist? Zeit heilt alle Wunden. Tut es nicht, du gewöhnst dich nur an den Schmerz. Deswegen sagte ich nichts. Ich saß nur neben ihm und wartete, auf was genau wusste ich nicht aber ich tat es.

Langsam aber sicher hob Can sein Kopf und atmete tief aus. Seine Hände lagen auf seine Knie und er starrte die Wand an. Ich schaute ihn an, studierte die Seite seines Gesichtes. Seine Augenbraue war zusammengezogen und seine Lippen zusammengepresst. Die untere hälfte seines Gesicht war mit kurzen Bartstoppeln bedeckt. Seine Augen waren Rot und sahen müde aus. Ich spürte seine Finger leicht auf meiner Hand, sanft legte er seine Finger zwischen meine und drückte fest meine Hand. Ich schaute runter auf unsere Hände und dann wieder hoch zu Can. Dieser schaute immer noch die Wand an. Ich hob meine freie Hand und legte sie auf Cans Wange – die ich nicht sehen konnte – und drückte meine Lippen fest gegen seine Wange. Ich schloss meine Augen und blieb einen Augenblick so. Can hob seine freie Hand über meine Hand die gegen seine Wange lag. Ich öffnete meine Augen und löste meine Lippen von seine Wange und legte meine Stirn gegen die Seite seines Kopfes, während mir eine Träne über die Wange lief. Einen langen Moment blieben wir so, bis jemand an der Tür klopfte. Wir lösten uns von einander und Can sah mich an. Er hob seine Hände und wischte mir die Tränen weg und schüttelte seinen Kopf. „Weine nicht.“ Sagte er nicht lauter als ein Geflüster.

Aşk acıyı yener - Liebe besiegt SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt