Der Glanz in ihren Augen

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Kapitel 19

„Hey,“ grüßte mich Can als er in unser Haus lief und seine Schuhe auszog.

„Hey.“ Sagte ich sanft und schaute wieder auf unseren Fernseher. Ich hörte wie Can auf mich zu lief und spürte wie er mich auf den Kopf küsste, dann lief er Richtung Küche.

„Was hast du gekocht?“ Fragte er mich und hob den Deckel vom Topf, das gerade auf dem Herd war und vor sich hin kochte.

„Eintopf.“ Sagte ich und er legte den Deckel wieder zurück.

„Karim, kommt später vorbei, damit wir die letzten Sachen für die Reise planen können.“ Ich nickte und Can verschwand im Bad.

Seit meinem Geburtstag sind genau vier Monate vergangen und in genau drei Tagen würden wir in die Türkei fliegen. Karim, Can und ich. Seit der Nacht nach dem Club, tat Can so als wäre das mit dem Tattoo nie passiert.

Doch jetzt, wo ich wusste das er nie wirklich glücklich war, konnte ich nicht anders als ihm genau ins Gesicht zu schauen, wann auch immer er lächelt oder lacht. Ich musste zugeben, kein Lächeln erreichte seine Augen, kein Lachen war Herzerfüllt. Wie mir das nicht vorher aufgefallen war, konnte ich mir nicht erklären.

Für mich war es schmerzhaft Can in die Augen zu schauen, zu wissen das der Schmerz immer bei ihm war. Es brachte mich um den Verstand.

Wie viele Monate ist seine Mutter schon Tod? Ist es nicht schon mehr als ein Jahr her? Was hat er an ihrem Todestag gemacht? Ich ging mir verzweifelt durch die Haare.

Jeder erwartet das ich das Problem löse, doch niemand lässt mich das Problem überhaupt verstehen. Ich meine, verdammt nochmal, ich wurde über ihr Tod von Tag eins angelogen! Bevor mir die Tränen der Verzweiflung kommen konnten, stand ich auf und checkte das Essen. Ich stellte den Herd auf mittlere Hitze und ging mich anziehen.

Ich trug nur kurze Shorts und ein Tanktop und wenn Karim wirklich gleich kommen würde, wollte ich nicht das er mich so sah. Ich nahm ein Shirt von Can und zog eine Jogginghose von mir an. Ich wollte gerade aus dem Kleiderzimmer laufen als ich gegen Can lief.

„Au.“ Sagte ich und rieb mir meine Stirn.

„Sorry.“ Sagte Can etwas amüsiert.

Ich rollte meine Augen. „Wie auch immer.“ Damit schob ich ihn auf Seite und lief in die Küche.

Habe ich schon erwähnt das Can und ich etwas Abstand von einander hielten? Nein? Ist ja auch nicht so. Es ist eher so das nur ich meinen Abstand hielt, es tut mir im Herzen weh ihn zu sehen, mit ihm zu reden.

Pain will always be my companion.

Dieser Satz wollte einfach meinen Kopf nicht verlassen. Ich rede kaum. Mit niemanden, weder mit meinen Eltern, noch Yousef oder Karim. Mit Can redete ich nur wenn er mich ansprach. Ich war mir sicher das es ihm aufgefallen war, aber er bis jetzt noch nichts dazu gesagt hatte.

Ich war zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt.

Als kleines Kind hatte ich mich immer gefragt was Gott für mich geplant hat, doch nie in meinem Leben hätte ich gedacht, er würde mir einen gebrochenen Ehemann an meiner Seite stellen.

Versteht mich nicht falsch, tief in meinem Herzen wusste ich das ich niemand anderes als Can neben mir haben wollen würde, trotzdem hatte ich das Gefühl das Can es mir schwerer macht als nötig. Ich wusste einfach nicht mehr weiter.

Ich seufzte und legte meine Hände auf die Küchenzeile, nachdem ich den Herd ausschaltete. Ich schloss meine Augen und hörte meinem Herzschlag zu. Der einzige Beweis das ich noch lebte.

Aşk acıyı yener - Liebe besiegt SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt