Kapitel 23

19.8K 609 37
                                    

Mit dem Sonnenuntergang erreichten wir den Strand. Trotz der für mich späten Zeit waren noch  viele Menschen unterwegs. Das ist Türkei für euch - je weiter die Sonne unter geht desto mehr Menschen gehen auf die Straße. Meiner Meinung war das Wetter eigentlich noch zu kalt, doch für die anderen Touristen war es warm genug um mit knapper Kleidung zum Strand zu rennen. "Und wo sind die Jungs?" fragte ich Yasmin als ich mich umschaute. "Wir müssen nur den kleinen Jungen da folgen." sagte sie und lief einen kleinen Jungen hinter her. Dieser trug ein roten Shirt, kurze Khaki Hosen und braune Sandalen. Doch was raus stach war sein original Nike Rucksack. Schnell folgte ich Yasmin zu dem kleinen Jungen, der nicht älter als zehn Jahre sein könnte. "Wieso folgen wir ihm?" fragte ich leise. Statt mir zu antworten rief sie nachdem Jungen. "Harun!" dieser drehte sich um und als er Yasmin sah lächelte er. "Schwester. Du auch hier? Ich dachte die Brüder sind alleine hier." er wartete das wir ihn erreichten und dann liefen wir wieder los. "Diesmal habe ich dafür gesorgt das sie mich mitnehmen, ich habe meine Heimat genau so vermisst wie Karim." Der Strand hörte auf und wir standen nun vor einer Felslandschaft. "Wohin gehen wir?!" fragte ich entsetzt. Mit meinen Sandalen würde ich bestimmt alle zwei Minuten ausrutschen! Doch weder Harun noch Yasmin gaben mir eine Antwort. So war ich gezwungen hinterher zu laufen.

Nach fünfzehn Minuten der Qual waren wir endlich an unserem Ziel angekommen. Eine Art offene große Höhle. Karim und Can standen an einem Grill und unterhielten sich. "Schaut wen ich euch mitgebracht habe." sagte Harun. Can schaute zu uns und strahlte als er mich sah. Er lief zu mir rüber und gab mir einen Kuss auf die Stirn wurde aber von Harun weg geschubst. "Can, Abi! Du kannst doch nicht einfach so ein Mädchen küssen! Wir sind doch keine Europäer!" Meckerte Harun ihn an. Ich wurde leicht rot als Can lachte. "Harun, das ist meine Ehefrau. Ich darf das." Harun sah ihn mit großen Augen an. "Du hast geheiratet?" Can nickte und Harun strahlte. "War deine Hochzeit so groß wie die von den Reichen? In den großen Sälen, geschmückt mit tausenden von Schleifen und Blumen?" Can lächelte den begeisterten Harun an. "Du kennst mich doch. Meine Hochzeit war klein und fein. So wie ich dir immer davon erzählt habe." Harun sah enttäuscht zu mir und dann zu Can, dann drehte er sich zu Karim. "Karim, Abi, bitte sag mir das wenigstens du eine große Hochzeit planst." Ich lachte. "Nur für dich Harun, und das auch hier in Izmir und du wirst mein Ehrengast. Aber jetzt bring mir bitte die Sachen die du gekauft hast." antwortete Karim und Harun ging zu ihm. "Wer ist das?" fragte ich Can als wir uns auf ein Handtuch setzten. "Ein Bettler." sagte Can und nahm meine Hand. "Vor Vier Jahren, da war er gerade mal 6, versuchte er uns Taschentücher zu verkaufen. Statt diese zu kaufen, schlugen wir ihm vor unser persönlicher assistant zu werden. Erst traute er uns nicht, aber als wir ihn gut zahlten und gut behandelten, kam er jeden Tag wieder zu uns. Es ist Tradition, jedes mal wenn wir hier sind ist er immer bei uns. In den Tagen in den wir hier sind verdient er mehr als in drei Monaten. Außerdem ist er ein guter Junge." Ich schaute zu Harun der Karim und Yasmin anstrahlte und ihnen erzählte wie er die Sachen einkaufte. "Den Rucksack habt ihr ihm gebracht, nicht wahr?" fragte ich. "Natürlich, diese Geschenke machen ihn glücklich und uns macht das nicht viel aus, also wieso nicht?" Can sah kurz zu Harun und dann zu mir. Ich lächelte ihn an. "Was?" fragte er. Ich zuckte die Schultern. "Nichts...nur du wirst bestimmt ein guter Vater." er grinste mich an. "Der beste." damit lehnte er sich vor und küsste mich. Doch dieser Kuss hielt nicht lange als uns Harun an schrie und sagte wir sollten mehr Anstand haben, verheiratet oder nicht.

Nach dem Essen machte Karim einen Lagerfeuer an und wir saßen uns um das Feuer, versuchten so viel Wärme wie möglich zu bekommen. Harun war immer noch da. Wie es aussah kam er Morgens zu den Jungs und Abends brachten ihn die Jungs nach Hause und gaben ihm sein Lohn. Harun würde es auch für umsonst machen, sagte das die Geschenke Lohn genug für ihn waren. Doch die Jungs wussten wie hart es für Harun wirklich war. Sein Vater war schon lange Tot und seine Mutter von der Familie vertrieben. Sie bekam zwar Unterstützung von der Gemeinde doch dies reichte nicht, nicht für drei kleine Kinder.

Aşk acıyı yener - Liebe besiegt SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt