Kannst du dich noch an Can erinnern?

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Kapitel 1


„Kannst du dich noch an Onkel Burak erinnern?"

Ich schaute von meinen Erdbeeren hoch zu meiner Mutter, die gerade eine Zwiebel schnitt.

„Eh, natürlich," ich machte eine kleine Pause. „Ist ja nicht so, dass er erst letzte Woche noch bei uns war." Antwortete ich und steckte mir eine Erdbeere in den Mund.

„Du weißt ja wie sehr sich unsere Familien verstehen. Seit mehreren Generation schon," sie drehte sich kurz zu mir und ich schluckte die Erdbeere runter.

„Wieso erzählst du mir das? Ich weiß das doch alles."

Sie drehte sich wieder zu ihrer Zwiebel und schnitt weiter.

„Kannst du dich noch an Can erinnern?"

Ich starrte die Erdbeeren an und überlegte kurz. „Nein. Wer ist das?"

Sie schmiss die Zwiebelwürfel in die Pfanne, die sofort anfingen zu braten.

„Onkel Buraks Sohn."

Ah, Can. Fast hätte ich den vergessen. Wie lange hatte ich ihn schon nicht mehr gesehen? Schon fast mehr als ein Jahrzehnt.

Ich war zu sehr mit meiner Bildung beschäftigt gewesen. Außerdem hatten wir nie die selben Freunde, auch nicht das Interesse daran uns zu sehen.

„Was ist mit ihm?" Ich biss wieder in eine Erdbeere, als meine Mutter anfing das Fleisch klein zu schneiden.

„Sein Vater ist der Meinung er braucht eine Frau an seiner Seite." Ist er nicht erst 21?

„Dafür hat er doch noch seine Mutter. Wieso stresst Onkel Burak denn so?" Ich schaute meine Mutter an, die plötzlich aufhörte mit dem schneiden. Sie starrte nur das Messer an.

„Anne?" Fragte ich leise und brachte sie so aus ihrer Starre.

„Sie ist vor einigen Monaten verstorben."

Ich ließ die Erdbeere, in meiner Hand, auf den Tisch fallen und starrte meine Mutter an. Wieso hat mir denn niemand was gesagt? Das würde auch erklären warum Onkel Burak plötzlich nur noch alleine zu Besuch kam.

„Wie?" Fragte ich mit zittrige Stimme. Meine Mutter rührte etwas die Zwiebeln und gab das Fleisch dazu.

„Es war ein Autounfall. Can war der Fahrer."

„Also war es seine Schuld?!" Ich fragte bevor ich überhaupt mir im klaren war, was ich da von mir gab. Meine Mutter drehte sich wütend zu mir.

„Nie! Erwähne das nie vor ihm! Es war nicht seine Schuld," ich zuckte leicht zusammen als meine Mutter mich anschrie.

„Tut mir leid," sagte ich kleinlaut und sie fuhr fort.

„Sie fuhren gerade von seiner Tante zurück. Sie wurden von einem Auto gerammt. Ein Geisterfahrer. Dazu war der Fahrer auch noch betrunken. Can wäre fast mit gestorben." Ich schluckte schwer und sah meine Mutter an, die wieder ihre Aufmerksamkeit dem Essen gab.

„Deswegen wart ihr Ende letztes Jahres in Trabzon? Wegen ihrer Beerdigung?" Meine Mutter sagte nichts und kochte weiter.

„Wieso? Wieso habt ihr mir nichts gesagt! Habt ihr denn nicht daran gedacht, das ich auch dabei sein wollte? Sie war mir sehr wichtig!" Ich spürte wie mir die Tränen kamen.

„Leyla, du warst dabei dein Abschluss zu machen. Wir wollten dich nicht aus der Bahn werfen. Außerdem war Onkel Burak der Meinung das du das nicht verkraften würdest," redete sie sich raus.

Aşk acıyı yener - Liebe besiegt SchmerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt