Kap. 43

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Grinsend räumte ich meinen Teller in die Geschirrspülmaschine und warf einen Blick auf Aubrie, die gerade ihren Mantel anzog.

Wir hatten besprochen, dass sie mich erstmal mit zum St Mungos bringe und von dort aus ich mit einer guten Freundin von ihr nach Hogwarts apparieren würde.

Ich war ziemlich aufgeregt, denn ich wusste nicht, wie ich meinem Freund gegenübertreten sollte. Er rechnete schließlich kaum mit meinem Besuch.
Auch wusste ich nicht, was ich dann sagen sollte.

Darüber hatte ich mir keinen Gedanken gemacht, nur, dass ich Jana eine gehörige Standpauke halten wollte und ich konnte mir die Vorstellung einer saftigen Ohrfeige leider nicht verkneifen.

"Können wir?", fragte Aubrie. Sie schien immer noch nicht ganz überzeugt und ein wenig besorgt.

Ich nickte und sah auf die Uhr. Es war zwei Uhr morgens und ihre Schicht begann gleich.

Ich griff ihre Hand und wurde von dem gewöhnlichen Strudel weggerissen.

Kurz darauf standen wir im St Mungos. Es liefen viele Ärzte in den typischen weißen Kitteln umher und einige davon begrüßten meine Tante.

Aubrie ging in einen Raum und ich folgte ihr. Sie zog sich einen Kittel über und band sich ihre Haare zu einem Dutt.

"Hör zu, Süße. Noras Schicht endet heute gegen vier oder fünf. Sie wird dich dann nach Hogwarts bringen. Möchtest du solange hier bleiben oder mich begleiten?", erklärte sie und warf einen Blick in den Spiegel.

"Ich begleite dich", sagte ich.

"Gut, dann vergiss nicht, dich überall zu desinfizieren. Ich habe gleich eine Behandlung mit einem Mann, der sich eine ziemliche Verbrennung von einem Drachen eingeholt hat. Nur mal zur Kontrolle", klärte Aubrie mich auf.

Ich nickte und folgte ihr gehorsam. Wir stiegen in einen Aufzug, der geradezu überfüllt war.

"Guten Morgen, Aubrie", sagte ein kleiner runder Mann und lächelte.

"Wünsch mir lieber eine gute Nacht", grinste meine Tante und der Mann lachte.

Wir stiegen aus dem Fahrstuhl und kamen dann im richtigen Abteil an. Ich hatte vergessen, wie sich der Abteil nannte, in dem Aubrie tätig war.

Ich folgte ihr zu einem Zimmer. Sie klopfte leise an und trat dann ein.

"Hallo, Mr Smith. Wie geht es Ihnen heute?", Aubrie setzte sich zu dem älteren Mann ans Bett und lächelte ihn an.

Das war einfach der perfekte Beruf für sie. Ihre Fürsorge anderen gegenüber war wirklich bemerkenswert.

"Es geht, meine Liebe", sagte der alte Mann und lächelte zurück.

"Lassen Sie mal sehen", Aubrie schob die Decke beiseite und es offenbarte sich eine große Wunde an seinem Oberschenkel. Ich konnte gar nicht richtig hinsehen, denn sein Fleisch war deutlich zu erkennen.

Plötzlich zog Mr Smith scharf die Luft ein und ich sah wieder hin. Aubrie schmierte gerade mit ihren Handschuhen irgendeine Creme darauf.

"Ms Loren, Notfall in Zimmer 4", hörten wir eine Stimme sprechen und Aubrie stand auf.

"Ich lasse dich hier, ja?", fragte sie an mich gewandt und ich nickte. "Mr Smith, einfach einziehen lassen. Ich bin bald wieder da."

Und somit eilte sie aus dem Zimmer und ich war alleine mit dem alten Mann.

"Ist das Ihre Mutter?", fragte er mich und ich schüttelte lächelnd den Kopf.

"Nein, meine Tante."

Ich setzte mich auf einen Stuhl neben seinem Bett.

"Haben Sie gar keine Schule?", wunderte er sich und sah mich fragend an.

"Duzen Sie mich doch", sagte ich freundlich. "Und naja, irgendwie nicht. Ich wurde suspendiert."

Er lachte. "Was hast du denn angestellt?"

"Bin abgehauen", ich schmunzelte.

"Und jetzt magst du deiner Tante beim Arbeiten zusehen? Das glaube ich nicht", er lächelte mich an.

"Na ja, sie will mich nach Hogwarts schmuggeln. Ich muss dort nämlich mit meinem Freund sprechen." Ich seufzte.

"Streit?"

Ich nickte.

Mr Smith seufzte und blickte mich verstehend an.

"Meine Frau hat sich von mir getrennt, weil ich die Liebe zu den Drachen nicht aufgeben wollte.. Seitdem sprechen wir nicht mehr miteinander", erzählte der alte Mann und ich betrachtete ihn.

"Wieso sollten Sie auch die Liebe zu Drachen aufgeben, wenn es ihre Leidenschaft ist?", fragte ich interessiert.

"Hätte ich mal auf sie gehört", lächelte er und deutete auf seine Wunde.

"Vermissen Sie Ihre Frau?"

"Jeden Tag meines Lebens.. Doch ich dachte, wer mich vor eine Wahl stellt, sollte nicht meine sein." Er machte es sich bequemer.

"Warum melden Sie sich denn nicht bei ihr?", ich strich mein T-Shirt glatt.

"Sie ist vor einem halben Jahr verstorben."

"Oh", geschockt hielt ich mir die Hand auf den Mund. "Das tut mir schrecklich leid, das muss ja furchtbar sein."

Er lächelte leicht. "Was ich damit sagen will ist: Versöhne dich mit deinem Freund, bevor es zu spät ist."


Omg ich liebe alte Opas! Und seine Story bricht mir das Herz.. ):
Meinungen gerne in die Kommentare,
bis bald,
eure Juls! xx

Vom Mond gejagtWhere stories live. Discover now