Kap. 21

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Als ich meine Augen öffnete, war ich von einer starken Helligkeit umgeben. Sie blendete mich und ich kniff meine Augen zusammen.

Ich sah mich um. Es war eine pure Leere vorzufinden.

Ich stand im Nichts.

Plötzlich hörte ich leise Schritte und ich drehte mich um.

Vor mir erschien ein Mädchen mit rötlichem Haar.

Sie war ich.

Doch auf ihrer Haut zeichnete sich keine einzige Narbe ab. Ihre Haut war rein und ihre Augen leuchteten mir entgegen.

"Bin ich tot?", fragte ich vorsichtig.

"Nein", lächelte mein Spiegelbild. "Du bist in deinem Unterbewusstsein."

"Okay", ich biss mir auf die Lippe. Irgendwie gruselig.

"Wieso bin ich hier?", wollte ich wissen.

"Weil du die Wahl hast."

"Wie meinst du das?", ich verstand in diesem Moment gar nichts.

"Du hattest einen Herzstillstand, doch Madam Pomfreys Mittel können dich zurückholen. Du musst es wissen. Ich bin hier, um dich zu unterstützen", ich lächelte mir selber zu.

Ich ging einige Schritte und fuhr mich durchs Haar. Was würde ich tun?

Gab es denn etwas, das mich hier hielt?

Ich hatte ein beschwertes Leben, voller Angst, Schmerz und Trauer. Sollte es jedoch tatsächlich ein Ende nehmen?

Der Preis dafür wäre die Begegnung mit meinen Eltern und der Frieden, den ich mir schon seit Jahren so sehr wünschte.

Ich entschloss mich, zu gehen.

"Ich möchte sterben", sprach ich mit zitternder Stimme aus.

"Bist du dir da sicher? Was ist mit deinen Freunden? Du weißt, sie werden dich vermissen."

"Wer sollte mich vermissen?", ich wandte mich wieder um und sah mir selbst ins Gesicht.

"Remus?", ein Lächeln stahl sich auf die Lippen meines Ichs. "Du weißt, du magst ihn sehr. Willst du eine Unendlichkeit ohne ihn verbringen?"

"Ich hätte dann Mum und Dad", entgegnete ich.

"Du wirst Mum und Dad früher oder später sowieso wieder begegnen. Du musst es selber wissen, ob es jetzt schon der richtige Zeitpunkt für den Tod ist."

"Außerdem.. ", ich seufzte, "Außerdem weiß ich gar nicht, was mir Remus bedeutet oder was ich ihm bedeute."

"Du wolltest die letzten Tage nur bei ihm sein, du wolltest in seinen Armen liegen, du wolltest sein zersaustes Haar sehen und du hast dich gefragt, wie es wäre ihn zu küssen", mein Ich schmunzelte und hob ihre Augenbraue.

"Woher-"

"Ich bin du, schon vergessen?", lachte sie leise. "Und was er für dich empfindet weißt du nicht, das stimmt. Aber solltest du nicht gerade deshalb nicht sterben, um es herauszufinden?"

"Dafür, dass du mich unterstützen willst, machst du es mir ziemlich schwer", ich seufzte und raufte mir die Haare.

"Ich bin du, Claire. Ich bin dein innerer Geist, ich bin deine Gedanken, die dich selber versuchen, auf den richtigen Weg zu bringen. Ich weiß auch, dass du dir nichts sehnlicher wünschst, als endlich Frieden und dass dieses Leid endlich ein Ende finden soll. Daher werde ich deine Entscheidung sowieso akzeptieren und mit dir zusammen dahinter stehen."

"Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll", in mir brach Panik aus.

"Habe keine Angst, du kannst nur die richtige Entscheidung treffen. Du hörst einfach auf den Herz, verstanden?", mein Spiegelbild lächelte mich aufmunternd an.

Ich schloss meine Augen.

Hör auf dein Herz, wenn sie ehrlich ich wäre, würde sie wissen, wie sehr ich solche Ratschläge hasse.

Wie soll ich schon auf etwas hören, was nur Blut durch meinen Körper pumpt? Wie soll ich auf mein Herz hören, wenn es sich selbst nicht sicher ist.

Will ich sterben?

Wenn ja, wieso hatte ich solche Angst bei Greyback gehabt? Wieso war es mir nicht gleichgültig?

Was würde mit Remus geschehen? Oder mit James, Sirius, Peter, Lily, Alice und Hagrid?

Ich wollte die Liebe finden und ich würde sie vielleicht in Remus finden, wenn ich noch eine Weile kämpfte..

Ich atmete tief durch und öffnete wieder meine Augen.

Doch mein Ich war verschwunden.

Ich sah mich um. Sie war weg.

Wie sollte ich jetzt wissen, wie ich zurückkäme?

"Ich habe mich entschieden!", rief ich in die Leere, auf eine Antwort hoffend.

"Ich will noch nicht sterben!", rief ich.

"Ich will Leben!", Tränen stießen mir in die Augen.

"ICH WILL LEBEN!", ich schrie so laut ich konnte und Tränen liefsn meine Wangen entlang.

Plötzlich spürte ich einen Druck in meinem Magen und ich wurde aus dieser weißen Leere gerissen.


Claire will also noch Leben. Hättet ihr euch auch so entschieden? Was denkt ihr, sollte sie als nächstes tun?
Bis bald,
eure Juls! xxx

Vom Mond gejagtWhere stories live. Discover now