Wunden

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Harry Pov

Ich wand den Blick nicht einmal von dem Engel ab. Braune Haare fielen ihm leicht ins Gesicht und seine Augen hatten die Farbe des Ozeans.
  >>Ich werde dir nichts tun, versprochen.<< Aus einem unerklärlichen Grund glaubte ich ihm. Vorsichtig nahm er mich auf den Arm, was dank meines aufgescheuerten Rücken ziemlich schmerzte. Doch es war mir egal. Würde er mich jetzt in den Himmel bringen? Ich war so auf sein Gesicht konzentriert, dass ich gar nicht mitbekam, dass wir liefen. Dementsprechend war ich ein wenig verwundert, als er eine Tür öffnete, die er hinter sich wieder schloss.
Er biss sich auf die Unterlippe. Möglichst behutsam legte er mich auf einem großen Bett ab. Kaum berührte er mich nicht mehr, spürte ich auch die Schmerzen wieder. Einen Moment kniete er sich vors Bett.
  >>Wie heißt du?<<, fragte er.
  >>Haz.<<, mehr konnte ich nicht raus bringen. Toll, Styles, konntest deinem Engel nicht mal sagen, wie du heißt, sondern bringst nur eine sinnlose Silbe raus.
  >>Haz?<<, fragte der Engel verwundert. Ich wollte den Kopf schütteln, bekam es aber nicht hin. >>Ich hol eben einen Freund von mir, der kennt sicher besser damit aus, wenn es um Wunden geht. Bin gleich wieder bei dir.<<
  >>Nein<<, hauchte ich. Besorgt sah er mich an.
  >>Dir wird nichts mehr passieren. Ich pass auf dich auf, versprochen.<< Einen Moment sah er mich bloß an, dann beugte er sich vor und küsste mich auf die Stirn, bevor er ging.
Eine ganze Weile lag ich mit Schmerzen auf dem Bett. Kaum war mein Engel nicht mehr bei mir, wünschte ich mir wieder zu sterben. Die Tür wurde geöffnet. Ein Mann kam rein. Ängstlich starrte ich ihn an. Genau wie mein Engel kniete er sich vor mir.
  >>Hey, ich bin Liam, Louis hat mich geholt. Ich soll mich um deine Wunden kümmern, ist das okay?<< Ganz leicht nickte ich. Schlimmer konnte es ja doch nicht kommen. >>Würdest du dich auf den Rücken drehen?<< Panisch sah ich ihn an. Bisher hatte ich auf der Seite gelegen. Liam runzelte die Stirn, stand auf und ging auf die andere Seite des Bettes. Irgend was murmelte er. Als er wieder in meinem Blickfeld auftauchte, schien er nachzudenken. >>Bin gleich wieder da.<< Mit den Worten ließ er mich allein. Wieder verging einige Zeit bis Liam zurück kam. Kurz lächelte er mich an und verschwand dann in einem anderen Raum. Ich hörte Wasser rauschen. Er kam zurück zu dem Bett.
  >>Im Wasser ist eine Kräutermischung, die deine Wunden säubern würde und gleichzeitig auch helfen würde, damit sie schneller heilen, aber es würde ziemlich brennen. Bist du damit einverstanden?<<
  >>Engel?<<, hauchte ich. Verwirrt runzelte Liam die Stirn. >>Wo?<< Tränen kullerten über mein Gesicht.
  >>Meinst du Louis?<< Ich sagte darauf hin nichts, da ich mit dem Namen Louis nichts anfangen konnte. >>Louis?!<<, rief Liam. Tatsächlich kam mein Engel wieder ins Zimmer. Ich konnte den Blick wieder nicht von ihm abwenden.
  >>Was ist los?<<
  >>Er wollte dass du kommst. Bekommst du ihn alleine in die Wanne.<<
  >>Ja, werde ich hinbekommen.<<
  >>Okay, ich warte hier, dann verbind ich ihm nachher die Wunden.<<
  >>Ist Gut.<< Mein Engel bzw. Louis kam zu mir, nahm mich wieder vorsichtig auf den Arm und trug mich in den anderen Raum, der sich als Badezimmer heraus stellte. Die Badewanne war bereits mit Wasser und Schaum gefüllt. >>Bereit?<<Ich nickte. Er ließ mich ins Wasser gleiten. Okay, ich hatte mich geirrt, es konnte doch noch schlimmer werden. Vor Schmerz schrie ich auf. Tränen flossen mir wieder übers Gesicht. >>Es wird gleich besser.<<, meinte Louis, der meine Name in seine Name. Nach einigen Sekunden setzte er sich auf den Badewannenrand, lehnte sich vor und nahm mich in den Arm. Ich klammerte mich an sich. Mit der Zeit wurden die Schmerzen erträglicher und zurück blieb ein leichtes Brennen, welches dank Louis aber zu ertragen war.


Niall Pov

Schweißgebadet schreckte ich auf. Tränen rannen über mein Gesicht. Sofort war Liam zur Stelle, der sich auf die Bettkante setzte.
  >>Alles ist gut, es war nur ein Albtraum.<< Er wischte mir die Tränen weg. Ohne nachzudenken warf ich mich in seine Arme, die er um mich legte. Sein Kinn legte er auf meinen Kopf. Beruhigend strich er mir über den Rücken.
Es war das erste mal seit einer Ewigkeit, dass ich mich mal wieder richtig geborgen fühlte. Inzwischen war ich mir auch sicher, dass Liam mir nichts tun würde.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Erschrocken zuckte ich zusammen und klammerte mich an Liam.
  >>Liam!<<, rief eine Person außer Atem. Aus dem Flur schien Licht in das dunkle Zimmer. >>Ich brauch deine Hilfe!<<
  >>Was hast du denn jetzt schon wieder angestellt?<<, fragte Liam, der zwischen mir und dem Fremden saß. Ich schaute die ganze Zeit nur vorsichtig an ihm vorbei, wodurch der Fremde mich wahrscheinlich gar nicht sah.
  >>Rick hat wieder einen der Sklaven fast umgebracht, ich bin ihm übern Weg gelaufen, als er ihn runter in den Leichenraum bringen wollte, obwohl er noch lebte und da hab ich ihn ihm abgenommen und in mein Zimmer gebracht. Er hat überall Wunden und du kennst dich besser damit aus.<<
  >>Okay, ich kümmere mich darum. Bleibst du hier bei Niall.<<
  >>Niall?<<, fragte der Fremde. Erst jetzt bemerkte er mich. Kurz nickte er mir zu, sah dann aber Liam wieder an. >>Nein, ich komm mit. <<
  >>Ich lass Niall ganz sicher nicht alleine hier ...<<
  >>Dann nimm ihn mit.<<
  >>Zu Jemanden der halbtot ist?<<
  >>Ja?<<
  >>Nein, Louis! Du bleibst hier, ich geh zu ... ihm.<<
  >>Aber ...<<
  >>Wir haben jetzt wirklich keine Zeit darüber zu diskutieren, wenn es wirklich so schlimm um ihn steht.<<
  >>Na schön.<<, gab Louis nach. Liam sah mich an.
  >>Ich komm gleich wieder.<< Er stand auf und verschwand. Ich sah ihm nach, ehe ich ängstlich zu Louis sah, der zum Sofa guckte.
  >>Du hast Liam aus seinem Bett verjagt?<<, fragte er.
  >>Ne...ein.<<
  >>Und warum liegt eine Bettdecke auf dem Sofa?<<
  >>Oh.<<, brachte ich nur heraus. Ich hatte nie drüber nachgedacht, wo Liam schlief. Abends blieb er immer an meiner Seite bis ich einschlief und Morgens war er bereits wach, wenn ich aufwachte. Unruhig lief Louis im Raum auf und ab.
Zum zweiten Mal in dieser Nacht wurde die Tür aufgerissen. Liam kam rein und verschwand direkt im Badezimmer aus dem er mit einem kleinen Fläschchen wieder kam.
  >>Nein!<<, rief Louis. >>Das kannst du ihm nicht antun.<<
  >>Es ist das Beste für ihn.<<
  >>Dann komm ich aber mit.<<
  >>Hatten wir das nicht eben geklärt?<<
  >>Niall kann vor der Tür warten.<<
  >>Vorschlag, ihr wartet beide vor der Tür, bis ich ihn in der Wanne ab, dann gehst du zu ihm und ich warte mit Niall in deinem Zimmer.<<
  >>Na schön.<< Beide sahen mich an. Ich quälte mich aus dem Bett und fror sofort. Liam reichte mir eine Jogginghose und einen Pulli von sich. Beides zog ich an, ehe wir das immer verließen.
Auf dem Flur griff ich nach Liams Hand und klammerte mich an ihn. Wie abgemacht warteten Louis und ich vor der Tür.
  >>Louis?!<<, rief Liam. Auf der Stelle stürmte Louis ins Zimmer. Einige Sekunden blieb ich allein auf dem Flur, bis Liam die Tür öffnete und eine Hand nach mir ausstreckte. Ich ergriff seine Hand und folgte ihm ins Zimmer. Er setzte sich aufs Sofa und zog mich sanft auf seinen Schoss. Lächelnd kuschelte ich mich an ihn.

The last slave [Larry / Niam]Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu