Die Woche beginnt

8.8K 440 3
                                    

Harry Pov

Seitdem die Wächter den Raum verlassen hatte, saß ich komplett erstarrt in meiner Zelle. Ich erinnerte mich noch zu gut an das letzte Mal, als die Wachen sich für eine Woche einen von uns aussuchen durften. Es war einfach bloß grausam. Noch Wochen danach hatte ich mich nicht richtig bewegen können.
Ich wollte das nicht noch einmal durchmachen. Es war doch schon schlimm genug, dass wir verkauft wurden, mussten sie uns wirklich noch dermaßen quälen?
Zitternd atmete ich tief durch.
Seitdem ich vierzehn war, war ich hier. Wie lange das wohl her war? Mein Zeitgewühl hatte ich schon vor einer Ewigkeit verloren. Schnell hatte ich erfahren, dass es besser war einfach zu tun, was die Wächter verlangten.
Ich sah zu Niall rüber, dieser kauerte noch immer an der Wand. Der Arme.
Die Woche verging rasend schnell. Zumindest ging ich davon aus, dass es eine Woche gewesen war.
Die Metalltür öffnete sich und sechs Männer kamen rein. Einer von ihnen hatte ein Klemmbrett in der Hand. Er nannte einige Zahlen, wahrscheinlich unsere Zellennummern. Nach einen knappen Nicken der anderen Männer verteilten sie sich und öffneten die ersten Zellen.
  >>Harry.<<, hauchte Niall, den ich sofort ansah. Er saß an den Gitterstäben, die unsere Zellen voneinander trennten. Schnell kroch ich zu ihm rüber.
  >>Alles wird gut, Niall, wir schaffen das schon irgend wie.<<
  >>Ich will nicht sterben.<<,flüsterte der Ire. Tränen sammelten sich in seinen Augen.
  >>Wirst du nicht. Wirst schon sehen, in einer Woche sitzen wir beiden hier wieder als wäre nie etwas passiert.<<
  >>Und wenn nicht?<<
  >>Jetzt hör auf so was zu denken, du machst dich damit selbst kaputt.<< Die erste Träne fand ihren Weg über sein Gesicht. Zusammen mit einigen von uns verließen die sechs Wächter den Raum. Niall starrte ihnen nach. Sein Mundwinkel zuckte kurz nach oben.
  >>Sie sind weg.<<, stellte ein Mädchen erleichtert fest.
  >>Sie kommen wieder.<<, berichtete der Junge, der gegenüber von mir in der Zelle saß.
  >>Woher willst du das wissen?! Kannst du uns nicht die Hoffnung lassen?!<<, fragte ein Junge.
  >>Sie kommen immer zwei mal. Erst holen sie die, die sie selbst haben wollen und dann die für die oberen Wächter.<<, erklärte mein Gegenüber und er behielt Recht.
Nachdem es eine Weile ruhig gewesen war, kamen die Wächter wieder. Erneut nannte der Mann Zahlen und wieder machten sie sich an die Arbeit. Einer von ihnen blieb vor Nialls Tür stehen. Ich konnte mich nicht weiter auf das Geschehen konzentrieren, denn im selben Moment wurde meine Zellentür geöffnet. Grob wurde ich auf die Beine gezehrt. Niemand wagte es auch nur ein Wort zu sagen .... zu groß war die Angst.
Als sie alle hatten, die sie haben wollten, führte sie uns stumm durch das Gebäude zu einem großen Badezimmer. Die Männer reihten sich an einer Wand auf.
  >>Ihr habt fünf Minuten zum Duschen.<<, bestimmte der Mann mit dem Klemmbrett. Das einzige Gute, wenn man zu den oberen Wächtern musste, war dass man duschen durfte und frische Klamotten bekam. Ohne zu zögern benutzten wir die Duschen, die nicht voneinander abgetrennt waren.
Ich genoss es, den Schmutz endlich von meinen Körper abzuwaschen. Mit der Zeit gewöhnte man sich dran, aber trotzdem war es schön mal wieder sauber zu sein.
  >>Die fünf Minuten sind um.<< Sofort wurden alle Duschen abgestellt. Meine Locken hingen mir nass ins Gesicht.
In der Mitte des Raumes standen Tische auf denen Kleidung lag. Für jeden eine Boxershorts und eine dreiviertel Stoffhose. Bevor wir die Klamotten anzogen, trockneten wir uns gründlich ab.
Für einen Moment war die Angst vergessen oder zumindest verdrängt, doch nun kehrte sie zurück. Die Männer führten uns aus dem Badezimmer und einige Flure entlang. Zwischendurch blieben sie stehen um Jemanden in ein Zimmer zu schicken.
  >>Vierhundertdrei.<<, der Mann war erneut stehen geblieben. Niall zuckte neben mir zusammen. Das war er. Langsam ging er auf die Tür zu, sah mich ein letztes mal an und verschwand dann in dem Raum. Einige Räume weiter, war auch ich an meinem Ziel. Ich betrat das Zimmer und sah mich zögerlich um.
Auf dem Bett saß bereits eine Person, die ich zuvor aber noch nie gesehen hatte.
  >>Da ist der Nichtsnutz ja endlich.<< Fies grinsend kam er auf mich zu. Der Mann hatte schwarze, kurz rasierte Haare. Oben fehlte ihm ein Eckzahn. Ich zuckte zusammen, als seine Hand auf meine Wange klatschte.  >>Was stehst du da so herum?!<<, fuhr er mich an, wobei er mich auf die Knie drückte und seine Hose öffnete. Hoffentlich hatte es Niall besser getroffen.

The last slave [Larry / Niam]Where stories live. Discover now