Kapitel 42|Die Wahrheit 2

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Tränen flossen meine Wangen hinunter und benetzten meine Sicht.
Noch immer war ich an der Ablage gefesselt, konnte weder Arme noch Beine bewegen, spürte jedoch jeden Schmerz, den Jo und mein Dad mir zufügten.
Noch ein Stich.
Und noch ein Stich.
Wie eine Verrückte schrie ich mir die Seele aus dem Leib, doch ich ich wusste, dass niemand mich hörte.
Ich spürte, wie sich mein Shirt mit Blut vollsog, während mein Dad immer wieder zustach.
Mittlerwile hatte ich aufgehört zu zählen.
Ich wusste noch nicht einmal, wie lang ich hier schon lag und gefoltert wurde.
Eine Stunde?
Zwei Stunden?
Ich kam mir vor wie in Prison Break, nur noch schlimmer.
Immerhin wurde ich hier von meinem Dad (!) ermordet, während seine psychopathische Ehefrau mich mit irgendeinem ohrenbetäubendem Geräusch folterte.
Was zum Teufel war das?
Jedoch ging ich nicht länger darauf ein, denn schon wieder hatte Charles mir einen tiefen Schnitt durch die Haut verpasst.
Mittlerweile war meine Stimme so heiser, dass nur noch ein kratziges Röcheln herauskam.
Mein Hals brannte vom ganzen Schreien und meine Augen schmerzten von den vielen Tränen, die ich vergossen hatte.
"Ach komm, dass kannst du besser, Schatz", spornte Jo ihn von der Seite an und lachte daraufhin höhnisch.
Auf den Schmerz wartend kniff ich die Augen zusammen, woraufhin sie nur noch mehr wehtaten.
Und tatsächlich stach er so kräftig zu wie nie zuvor.
Ich jedoch spürte plötzlich nichts mehr.
Keinen Schmerz.
Gar nichts.
Meine Sicht verschwamm und wurde letztendlich schwarz.
Mein Kopf sackte zur Seite, während die letzten Tränen meine Wange hinunter kullerten.
Die Stimmen von Jo und meinem Dad wurden immer leiser, als wären sie mehrere Meter weit von mir entfernt.
Dann wurde alles schwarz und ich war tot, glaubte ich jedenfalls...

'Ein warmes helles Licht umschloss plötzlich meinen Körper und zog mich mit einem sanften Rauschen an einen anderen Ort. War das der Himmel? Und wenn ja, wieso sah dieser Himmel dann so aus wie Portland?
Ich stand auf einer grünen Wiese, einem Garten, denn vor mir erstreckte sich ein großes Haus, das dem einer Großfamilie ähnelte.
Um mich herum schloss die helle Mittagssonne den Garten in ein warmes Licht.
Irgendwie kam mir dieses Haus bekannt vor, ich wusste allerdings nicht woher.
Plötzlich liefen mehrere kleine Kinder aus dem Haus, schienen mich allerdings nicht weiter zu beachten.
Das eine war etwas jünger, vielleicht drei Jahre alt, das andere widerum war schon älter, neun oder zehn vielleicht.
Das kleine Mädchen lief wie eine Verrückte im Garten umher, während der ältere Junge widerum sie zu verfolgen schien.
Sie lachten beide, während die Hände des Jungen plötzlich rot aufleuchteten und sich etwas rundes in ihnen bildete.
Nach und nach konnte ich die Umrisse eines Schneeballs erkennen. Ein Schneeball? Im Sommer?
Und das hier sollte mein persönliches Paradies sein?
Und wieso konnte der Junge zaubern und das Mädchen nicht?
Der Junge warf das Mädchen nämlich ununterbrochen mit Schneebällen ab, während sie nur kreischend und lachend davonlief.
"Malachai!", durchbrach eine strenge Stimme plötzlich die schöne aber auch merkwürdige Szene.
Augenblicklich ließ der Zehnjährige seine Hände sinken, sodass das leuchtende Rot immer mehr verblasste.
Einen Moment... Malachai?!
Etwa so wie...?!
Oh mein Gott, das hier war nicht der Himmel!
Auf gar keinen Fall!
Aber was war es dann?
Meine eigene persönliche Hölle, wie die von Kai?
Aber das war unmöglich.
Ich konnte doch kaum diesen Moment geschweige denn diesen Tag miterlebt haben...
Sofort fielen meine Augen wieder auf das Mädchen mit den leicht rötlichen Haaren.
Es rannte schon längst nicht mehr munter im Garten herum, sondern beobachtete konzentriert die Szene, die sich vor ihr abspielte.
Diese Augen...
Irgendwie kamen sie mir bekannt vor.
"Malachai, woher hast du die Magie?", fragte die Frau streng.
"Ich... Ich..."
"Die hat er von mir. Ich habe ihm Energie aus mir saugen lassen, damit er so toll zaubern kann wie Jo und die anderen", warf das kleine Mädchen plötzlich ein.
Energie?
Keine Magie?
Aber...
"Ihr dürft das Band zwischen euch nicht zu sehr beanspruchen! Das wisst ihr doch!"
Band?!
"Aber...", wollte das Mädchen widersprechen.
"Kein aber! Meine Güte, langsam reicht es mir. Man hätte euch von Anfang an die Erinnerungen an euch nehmen lassen sollen!", keifte die Frau.
Erinnerungen?!
Band?!
Hieß das etwa...?!
Oh mein Gott!
Wie war das möglich?!
Mein Kopf fing an zu taumeln, meine Sicht wurde wieder unschärfer, denn die Erkenntnis traf mich knallhart: Dieses Mädchen war ich.

Super Psycho Love (Kai Parker FF)  ✔Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ