Kapitel 41|Die Wahrheit

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Mit einem Ruck wurde ich plötzlich wach, stellte jedoch fest, dass mein Rücken unglaublich schmerzte.
Alles schmerzte.
Meine langen Haare hingen mir in Strähnen vor meinem Gesicht und versperrten mir so die Sicht.
Seufzend hob ich meine Arme und versuchte, die vom Schweiß nassen Haare wegzuwischen, was mir jedoch nicht gelang.
Ich konnte sie nicht bewegen.
Stirnrunzelnd sah ich zur Seite.

Nein!
Nein!
Nicht schon wieder!

Ich konnte meine Arme nicht bewegen, weil sie festgekettet waren.
Allerdings war da auch etwas anderes.
Man hatte irgendeine Flüssigkeit über die Ketten geschüttet, sodass meine Hände so gut wie taub waren.
Was passierte hier?
Wo war ich hier?
Denn das hier war eindeutig nicht Kais Werk.
Er betäubte seine Opfer nicht und er hatte es schon gar nicht nötig sie an rostige Betten zu ketten.
Das hier sah eine Spur schlimmer aus.
Viel schlimmer.

Plötzlich hörte ich, wie sich mehrere Personen der Tür näherten.
Noch einmal versuchte ich die Arme zu bewegen, vergeblich.
Na super.
Das konnte ja spannend werden...

"Wir können direkt anfangen", sagte die eine Stimme bedrohlich. "Sie ist sicherlich schon wach."
Einen Moment, irgendwie kam mir diese Stimme unglaublich bekannt vor.
Aber woher?
Ich konnte durch das Betäubungsmittel noch nicht klar denken.
Anscheinend hatte es sich im ganzen Körper verteilt.
Plötzlich erhob sich eine weitere: "Und du bist dir ganz sicher, dass das klappen wird?"
Die erste Person war eindeutig eine Frau, die zweite ein Mann.
Beide kamen mir gefährlich bekannt vor.
Und bei dem Mann war ich mir ganz sicher, dass ich ihn kannte.

Nun blieben die zwei Personen stehen, direkt vor der Tür.
Ich hörte ein Klackern, dann das Drehen eines Schlüssels und dann die Tür, die mit einem lauten Quietschen geöffnet wurde.
"Ich hab es dir doch gesagt, Charles."
Charles...
Warte!
Was?!
Charles?!
Etwa wie mein...?

"Lili, wie geht es dir?"
Erschrocken riss ich die Augen auf.
Nein!
Das konnte nicht sein!
Wie war das...?!
Wie konnte man...?!
Reines Entsetzen machte sich in meinem Gesicht breit und Tränen sammelten sich in meinen Augen.
Dass ich mich nicht bewegen konnte, machte es nur noch schlimmer.
"Wie kannst du nur?!", schrie ich entsetzt und schluchzte laut auf.
Er machte eine entschuldigende Geste und ging dann langsam auf mich zu.
"Es geht nicht anders. Kai hat dich zu sehr in seinen Fängen."
"Es geht nicht anders?!", schrie ich nun noch lauter.
"Deswegen warst du also die letzten Wochen immer so lange weg. Du hast dich mit der..." Ich stockte, als ich meinen Kopf abwandte und stattdessen die Frau ansah.
Sie war keine geringere als die Frau, die Kai von allen am meisten hasste, schon immer gehasst hatte.

Jo.

Seine Zwillingsschwester.
Sein eigen Fleisch und Blut.

Allerdings überraschte mich das auch nicht wirklich, denn ich erinnerte mich noch an das Gespräch vor drei Tagen, als sie im Salvatore- Haus diese komischen Anmerkungen gemacht hatte.
Der Mann, der nun jedoch auf der rostigen Ablage saß, auf der ich festgekettet war, machte mich traurig und wütend zugleich.
Und als er die Hand hob, um eine Haarsträhne aus meinem Gesicht zu streifen, wuchs die Wut in mir noch mehr.
"Lass die Finger von mir!", knurrte ich wütend.
Er jedoch lachte nur und strich mit seiner Hand über mein Gesicht.
Das hier war nicht der Mann, den ich mein ganzes Leben schon kannte.
Das hier war ein Psycho.
Ein eiskalter Psycho.
"Wieso tust du das?", flüsterte ich schluchzend.
Diesmal lächelte er mich liebevoll an: "Ich will doch nur das Beste für dich. Wenn du weiter lebst, bist du Jo's Plan nur im Weg."
"Ich soll sterben?!"
"Ja, Lili. Du wirst sterben. Nur so kann Jo das bekommen, was sie schon immer wollte."
"Du hast es auf den Punkt getroffen, Schatz!", quiekte Jo erfreut.
"Schatz?! Aber du..."
Langsam begriff ich.
"Du ekliges Schwein!"
Wie konnte er uns das nur antun?!
Wie?!
Ob meine Mum davon wusste?
Ob überhaupt irgendwer davon wusste?
"Es tut mir wirklich leid, mein Spatz", sagte er entschuldigend.
"Es tut dir leid?! Es tut dir leid?! Nein, es tut dir nicht leid! Du hast mich belogen! Du hast uns belogen! Mein ganzes Leben lang!"
Wieder lachte er: "Na gut, okay. Es tut mir wirklich nicht leid."
In diesem Moment schaltete sich alles in mir aus.
Meine Emotionen, meine Gedanken.
Alles war von einem Moment auf den anderen weg.
"Ich hasse dich, Dad!"


Super Psycho Love (Kai Parker FF)  ✔Where stories live. Discover now