36. Warten

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PoV Micha

Eigentlich hatte ich vorgehabt, Manu irgendwie eine Freude zu machen, wenn wir nach Hause kamen, jedoch hatte sich das erübrigt, als der Halbkater schon im Auto auf der Rückfahrt eingeschlafen war und auch nicht mehr aufgewacht war, als ich ihn ins Haus und auf das Sofa getragen hatte. Die Untersuchung schien den Halbkater mehr angestrengt zu haben, als ich gedacht hatte und die nächsten Stunden verbrachte ich damit, den schlafenden Manu zu beobachten und der ruhigen Musik im Hintergrund zu lauschen. Ich machte mir Gedanken darüber, was wir machen würden, wenn Manu tatsächlich infiziert wäre und begann, zu googeln. Viele Experten rieten dazu, die betroffenen Hybriden einschläfern zu lassen, da sich der Krankheitsverlauf sehr schmerzhaft entwickeln konnte und zur Qual für das Tier machen würde. Wenn man Glück hatte, wurde der Hybrid nach mehreren Wochen wieder gesund, wenn man Pech hatte, hielt dieser Zustand an und wurde gar nicht mehr besser.

Und trotzdem war ich mir von Anfang an sicher, dass ich Manu nicht einschläfern lassen oder weggeben würde. Ich hatte ihn als Teil der Familie hergeholt und seine Familie ließ man nicht einfach töten, nur weil es vielleicht der angenehmere Weg war. Ich stolperte über ein Video von einem Inu, der infiziert war und dem die Krankheit auch äußerlich anzumerken war, während er durch die Gitterstäbe eines kleinen Käfigs hindurch von allen Seiten gefilmt wurde. Die Bilder waren schlimm anzusehen und auch als ich das Video wegklickte,wollten sie nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden, so dass ich wünschte, sie nie gesehen zu haben.

Der Gedanke, dass Manu vielleicht so würde leiden müssen, machte mich traurig und ließ mich immer wieder besorgt den schlafenden Neko mustern.

Die nächsten Stunden verstrichen nur so wie im Flug und gerade als ich überlegte, ob ich Manu liegen lassen oder in sein Körbchen tragen sollte, begann der Halbkater sich zu bewegen, seine Ohren zuckten unruhig und der Kater wimmerte leise im Schlaf. Ich brauchte ein paar Sekunden um zu verstehen, dass der Katzenjunge schlecht zu träumen schien, handelte dann jedoch, ohne lange nachzudenken.

»Manu. Hey, Kleiner, wach auf. Wach auf, Manulein.«

Gleichzeitig griff ich nach der Schulter des Katzenjungen und begann, vorsichtig daran zu rütteln, was den Neko bald dazu brachte, die Augen zu öffnen. Leise wimmernd wollte der Hybrid sich kleiner zusammenkauern, ich jedoch hielt ihn davon ab, indem ich ihn kurzerhand hochhob und in den Arm nahm.

»Pscht. Manu, alles ist gut. Ganz ruhig. Komm, wir gehen schlafen. Willst du noch etwas essen davor?«

Manu schien fast wie weggetreten, bewegte sich keinen Zentimeter. Ich beschloss, nicht allzu sehr darauf einzugehen und einfach zu versuchen, einen Alltag um ihn herum zu inszenieren, an den er sich festklammern konnte. Essen, Schlafen.

»Manu? Essen?«

Jetzt schien der Neko mich gehört zu haben und sah mich kurz verwirrt an, bevor er leicht den Kopf schüttelte.

»Nein, vielen Dank, Sir.«

»Dann komm.«, ich setzte Manu auf dem Boden ab und griff dafür seine Hand, »lass und schlafen gehen.«

Stumm folgte Manu mir die Treppen nach oben ins Schlafzimmer, wo ich ihn anwies, sich auf mein Bett zu setzen. Unsicher folgte der Kater meinem Befehl und beobachtete jeden meiner Schritte, während ich mich bis auf die Boxershorts auszog und schließlich kurz im Bad verschwand. Als ich zurück kam schien Manu sich immer noch keinen Millimeter bewegt zu haben. Erneut wurde mir bewusst, wie ängstlich der Kater doch noch in jeder noch so alltäglichen Situation war und einmal mehr fasste ich den Entschluss, etwas daran zu ändern.

Aber nicht mehr heute. Jetzt hieß es erst einmal, eine Runde zu schlafen und die Schrecken dieses Tages zu verdrängen, bis wir dann hoffentlich morgen die Ergebnisse von Manus Test bekommen würden und er hoffentlich gesund sein würde.

»Leg dich mal hin, Manu. Bleib auf der Matratze, du schläfst heute auf dem Bett.«

Irritiert sah Manu zu mir und musterte dann das Bett unter sich, als hätte er es noch nie zuvor wahrgenommen. Unsicher folgte er meiner Anweisung und rollte sich auf der Stelle, auf der eben noch gesessen hatte, zusammen, nur um mich dann fragend anzusehen. Ich nickte ihm lächelnd zu und stieg ebenfalls ins Bett, wo ich die Bettdecke über mir ausbreitete.

»Du darfst dich gerne über dem ganzen Bett ausbreiten, Manu.«

Zögerlich schien sich der Kater tatsächlich zu bewegen, im Endeffekt aber entspannte er bloß seine Muskeln ein wenig, wodurch er nun ungefähr zwei Zentimeter mehr Platz einnahm. Ich hätte schon wieder seufzen könne, unterdrückte den Impuls aber und ließ den Kater gewähren. Ich würde ihn nur noch mehr stressen, wenn ich ihn zwingen würde, sich auszubreiten. Das musste mit der Zeit und seinem hoffentlich bald wachsenden Selbstbewusstsein schon kommen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Manu noch, ich jedoch erhob mich vorsichtig von der Matratze, um den Kater, der sich über Nacht tatsächlich wenigstens über einen Teil der unteren Betthälfte ausgebreitet hatte, nicht zu wecken. Die Tür zum Schlafzimmer lehnte ich hinter mir nur an und machte mich auf den Weg in die Küche, wo ein Blick auf die Uhr mir verriet, dass es inzwischen nach zehn war. Ich begann, in meinen Gedanken versunken, Essen zu machen und war noch nicht ganz fertig, als ich Manus leise tapsende Schritte hinter mir hörte.

»Guten Morgen, Süßer.«

Ich drehte mich um und ging vor Manu, der mich unsicher musterte, in die Hocke. Der Kater reagierte nicht wirklich darauf, sondern hielt mir bloß mit beiden Händen etwas entgegen, das sich bei genauerem Betrachten als mein Handy herausstellte. Fragend sah ich zu dem Kater, der gleich ein Stück kleiner zu werden schien.

»Es hat vibriert, Herr. Deswegen wollte ich es Euch bringen.«

Ich schenkte Manu ein beruhigendes Lächeln und nahm das Telefon entgegen, bevor ich den Bildschirm entsperrte.

Tatsächlich, ein Anruf in Abwesenheit und als ich die Nachricht anklickte spürte ich, wie ich schlagartig nervöser wurde.

»Manu, bringst du bitte schon einmal dein Essen ins Wohnzimmer und wartest da auf mich?«

Ich deutete ohne aufzusehen auf die Küchenzeile, auf der die Schüssel mit dem Brei stand und hörte nur einen Moment später, wie Manu dort hing ging und anschließend lautlos aus der Küche verschwand. Sofort drückte ich den Rückruf-Botton und wartete gespannt, während ich wartete, dass am anderen Ende der Leitung bei der Tierklinik jemand rangehen würde. Tatsächlich wurde mein Anruf auch kurz darauf angenommen und ein hörbar gestresster Pfleger hob ab, nur um sich meinen Namen geben zu lassen und mir zu erklären, ich solle kurz warten.

»Neko, Manu ...«, wiederholte er langgezogen meine Informationen, schien dabei den richtigen Eintrag zu suchen.

»Genau. Die Testergebnisse sind heute früh angekommen. Der Test ist negativ ausgefallen. Der Hybrid ist gesund.«

Erleichtert ließ ich die Luft, von der ich nicht einmal gemerkt hatte, dass ich sie angehalten hatte, aus meinen Lungen strömen und sofort merkte ich, wie alle Anspannung von mir abfiel. Ich bedankte mich mehrmals und verabschiedete mich schließlich, bevor ich mein Handy in die Tasche steckte und mich auf ins Wohnzimmer machte, wo Manu schon auf dem Sofa saß, vor sich auf dem Tisch seine Schüssel und wartete, wie ich es ihm aufgetragen hatte. Ich hingegen hatte das Essen schon lange wieder vergessen, war einfach nur noch erleichtert, dass Manu gesund war und ging wortlos vor ihm in die Hocke, bevor ich ihn vom Sofa und in meine Arme zog, an mich drückte und ihn so mit hochhob, als ich aufstand. Manu wirkte irritiert und schien nicht zu wissen, was er tun sollte.

»Die Klinik hat angerufen, Manu. Der Test ist negativ ausgefallen. Du bist gesund.



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Ufff. Ich habe dieses Kapitel gehasst. Ich hatte noch nie so wenig Ideen.

Dafür kommt bald eine #Kostory-FF, die schon 8 Kapitel hat, online :)

Wie denkt ihr, wird Micha versuchen, Manu etwas zu lockern und ihm seine Ängste zu nehmen?

Ich bin dankbar um jeden Vorschlag, der mich in meinem Kreativitäts-Tief (Quasi ein Krea-tief) inspirieren kann.

Better Life ~ #ZomgerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt