24. Fortschritte

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PoV Manu

Ich hatte am Abend lange nicht einschlafen können, doch als mir schließlich doch wieder die Augen zugefallen waren, wurde ich erst wieder von dem Klappern der Näpfe geweckt, in denen das Frühstück ausgeteilt wurde. Im ersten Moment hatte ich mich wieder in die Zeit beim Händler zurückversetzt gefühlt, viel zu bekannt kam mir dieses Geräusch vor, doch ich hatte sehr schnell wieder gewusst, was Sache war.

Was danach gekommen war, war die reine Hölle gewesen, man hatte mir eine Leine angelegt und ich hatte tatsächlich mit viel weniger Schmerzen als die letzten Wochen laufen können, als ich in einen Raum geführt wurde, in dem große Wannen standen. Sofort war Panik in mir aufgestiegen, ich hatte automatisch an das große Becken denken müssen, eine Art Kleiner Swimmingpool, den er beim Händler gegeben hatte und in dem ich einige schlimme Erfahrungen hatte machen müssen. Schon beim Baden bei und mit meinem Master bekam ich deswegen schnell Angst, doch hier, wo ich niemanden kannte, war es umso schlimmer und ich konnte nicht anders als auf dem Fleck stehen zu bleiben, als ich die Wannen sah. Mit viel gutem Zureden schaffte der Pfleger es schließlich, mich zur Wanne zu bugsieren und ohne Widerstand ließ ich mich ausziehen, auch wenn ich nicht ganz verhindern konnte, dass Tränen mir über die Wange liefen.

Erleichtert rollte ich mich auf dem Kissen zusammen, das in einer Ecke meiner Zelle lag, in die ich wieder zurück gebracht worden war und umklammerte sofort mein Stofftier, als würde es mir den Halt geben, der mir gerade durch all das Unbekannt hier fehlte. Zugegebenermaßen war das Baden okay gewesen, tatsächlich fühlte ich mich sauber, was nach dem Waschen beim Händler nie der Fall gewesen war und ich nur von meinen ehemaligen Besitzern und Micha kannte, aber trotzdem hatte ich mit mir selbst kämpfen müssen, nicht einfach meine Krallen oder Zähne in den Arm des Pflegers zu graben und mich unter oder hinter das nächstbeste Möbelstück zu verkriechen, wie ich es früher bei meinem damals zweiten Besitzer getan hatte, wenn ich Angst gehabt hatte. Nicht dass das sonderlich viel gebracht hatte, schließlich waren mir relativ früh beim Händler die Krallen und Zähne stumpf geschliffen worden. Immernoch hatte ich die Situation genau vor Augen, auch wenn es inzwischen so lange her war. Zwar hatte das Bearbeiten der Zähne und Krallen selbst nicht weh getan, jedoch hatten sie uns dafür einfach auf den Boden gedrückt und gegen den Kopf getreten, damit wir zu benommen wurden, um überhaupt auf die Idee zu kommen, uns zu wehren. Dass sie mir direkt im Anschluss das Brandzeichen auf meinem Nacken verpasst hatten, das meinen Wurf kennzeichnete, heiterte die Erinnerung nicht gerade auf. Sofort hatte ich das Gefühl, wieder den Geruch von verbrannten Haaren und Fleisch zu riechen und den unglaublichen Schmerz zu fühlen, den ich gespürt hatte, als mir das glühende Eisen auf die Haut gedrückt worden war, wie ich gekreischt und gegen die Arme, die mich von überall festhielten, getreten und geschlagen hatte, mit aller Kraft versucht hatte, wegzukommen aber natürlich, wie immer gescheitert war und mich dem Schmerz hatte hingeben müssen. Bei dem Händler war alles mit Schmerz verbunden, egal, was man tat oder was mit einem gemacht wurde. Und wie ich ziemlich schnell mitbekam, war dass wir niemanden mehr angreifen konnten nicht der einzige Grund, warum uns die Zähne geschliffen wurden. Noch dazu verhinderte es, dass wir uns selbst die Pulsadern durchbeißen konnten. Nicht, dass wir es nicht trotzdem versucht hätten.

Die Erinnerungen ließen mich noch stärker zittern und immer fester klammerte ich mich dabei an das Kuscheltier, das ich zwischen Armen, Beinen, Bauch und Brust gegen meinen Körper drückte. Es war mein Beweis, dass ich nicht dort war, dass ich in Sicherheit war. Es war meine Erinnerung, dass mein neuer Master anders war und hoffentlich auch bleiben würde, dass er mich nicht wieder dort hin zurück bringen würde.

Als irgendwann die Tür zu meinem Käfig geöffnet wurde hörte ich, wie ein Napf zu mir gestellt wurde, doch ich bewegte mich nicht. Ich hatte keinen Hunger, auch keinen Appetit und die Fähigkeit, wieder etwas mehr als ein paar Löffel am Tag zu essen, ohne gleich alles wieder auszuspucken schien wie verschwunden. Sofort kam in mir das schlechte Gewissen auf, ich wusste, dass mein Master es nicht gut finden würde, würde er erfahren, dass ich nichts aß. Ich wollte nicht, dass er wegen mir traurig war, also raffte ich mich irgendwann doch auf und zog den Napf zu mir, bevor ich eine Hand mit dem Brei füllte und zwischen Wand und meinem Schlafplatz in der Ecke den Inhalt am Boden abwischte. Ertappt sah ich mich um, doch keiner war da, der mich hätte sehen können. So leerte ich fast die halbe Schüssel, bis ich beschloss, dass es genug war, damit sie meinem Master nicht bescheid geben würden, dass ich zu wenig aß.

Irgendwann kam wieder ein Pfleger und wie Michael schon angekündigt hatte befahl er mir, meinen Mund zu öffnen und legte eine kleine Tablette hinein, die ich schlucken musste. Er legte mir eine Leine an und ich verkrampfte mich etwas, als er mich hochhob, was ich jedoch versuchte, mir nicht anmerken zu lassen.

Ich wurde in einen Raum gebracht und auf eine Liege gesetzt, wo mir die Leine wieder abgenommen wurde. Irgendwann kam eine Frau in den Raum, die sofort vor mir ein wenig in die Hocke ging, damit sie mit mir auf der Liege auf Augenhöhe war.

»Wie geht es dir? Alles gut bei dir?«

Ich sah mich unsicher um, traute dem ganzen nicht wirklich, rief mir aber erneut ins Gedächtnis, dass Micha mich hier her gebracht hatte und ich beschlossen hatte, ihm zu trauen - was nicht hieß, dass ich allem hier von Anfang an traute, aber was zumindest hieß, dass nicht alles von Anfang an grundsätzlich böse war und mir Schmerzen zufügen wollte. Also nickte ich.

»Das freut mich. Schau mal her, Manu, richtig?«

Erneutes Nicken.

»Ich will kurz nur deine Ohren untersuchen, wir haben sie während du im OP warst gereinigt und hoffen so, dass die Entzündung irgendwann zurückgeht und die Schmerzen aufhören. Das dauert nicht lang und danach probieren wir ein bisschen, wie gut du schon wieder laufen kannst, okay?«

Ein weiteres Mal nickte ich, eine andere Möglichkeit hatte ich ja auch nicht. Als die Frau Handschuhe anzog und damit vorsichtig begann, meine Ohren abzutasten und zu betrachten, tat es zwar ziemlich weh, aber ich hatte schon weitaus mehr Schmerzen bei solchen Berührungen gehabt. Viel besser dagegen verliefen die Übungen mit meinen Beinen, der Schmerz der letzten Wochen war verschwunden und stattdessen verspürte ich jetzt einen Schmerz, der anders weh tat als der letzte und nicht so stark war. Ich schaffte es eigentlich fast immer, wenn auch nur humpelnd, ein paar Schritte zu gehen, bei denen ich den Schmerz dabei ertragen konnte und die Frau legte mir Schienen an die Beine an, durch die die Belastung meiner Beine beim Gehen verringert wurde, worauf es noch besser klappte. Ich hatte etwas Angst, als ich bemerkte, wie ich lächelte, aber glaubte nicht wirklich, dass sie das zum Anlass nehmen würde, mir das Lächeln auszutreiben. Im Gegenteil wurde ihr eigenes Lächeln breiter, als sie meines sah, was mich ermutigte, es aufrecht zu erhalten. Es war einfach ein tolles Gefühl, wieder halbwegs laufen zu können, eine realistische Chance zu haben, dass meine Beine wieder heilen würden und dadurch auch selbst einfach endlich selbst die Sicherheit zu bekommen, nicht sterben zu müssen.

Und in diesem Moment war ich Michael so unglaublich dankbar, dass ich für ihn alles getan hätte.

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Hallo zusammen!

Ich habe eine Ankündigung für alle #Kostory-Shipper unter euch:

Ich habe einen Twitter- und Instagramaccount erstellt, bei dem es täglich einen Kostory-Drabble zu lesen gibt. (Drabble = 100-Wörter-lange-Geschichte)

Unten ein Beispieldrabble (auf Twitter und Instagram gepostet am 17.03.2017) angehängt.

Würde mich freuen, wenn ihr dort vorbeischaut. (@DailyKostoryDrabble auf Twitter und Instagram)

Danke!


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