33. Warten

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PoV Micha

Vorsichtig, aber mit beherrschtem Griff, hielt ich den Halbkater auf meinem Schoß fest, der sich ängstlich zusammengekauert hatte und immer wieder umsah.

Ich hatte im Radio auf dem Rückweg vom Kinderarzt von dem Virus gehört, der bei sehr vielen Hybridenmärkten, unter anderem bei dem Händler gefunden wurde, von dem ich Manu geholt hatte. Kurzentschlossen hatte ich Anna angerufen, dass ich ihr Melina doch bringen würde, anstatt, wie es sonst geplant gewesen wäre, sie mit zu mir zu nehmen. Am Anfang war ich ziemlich nervös gewesen, was, wenn Manu wirklich infiziert war, musste ich ihn nun dorthin zurückbringen? Bis ich aber Zuhause ankam hatte ich mich schon ein gutes Stück beruhigt, ich musste nun einen klaren Kopf behalten. Es gab keine Behandlung, die man nicht auch hier würde durchführen können. Zuerst war ich ins Wohnzimmer gegangen, wo der Fernseher noch lief, von Manu aber keine Spur. Ganz eindeutig schien er auch von dem Virus gehört zu haben. Er musste wahnsinnige Angst haben. Also war mein nächster Anhaltspunkt das Schlafzimmer gewesen, dort hätte zumindest ich in meiner Situation mich hingeflüchtet. Und tatsächlich, noch im Türrahmen konnte ich die Spitze von Manus Schweif erkennen, die unter dem Bett hervorlugte und sein leises Schluchzen hören.

Erst hatte ich es mit gutem Zureden versucht, was jedoch nicht geholfen hatte, sodass ich den Neko schließlich einfach unter dem Bett hervorgezogen hatte.

Der Kater war vollkommen aufgelöst gewesen, über seinen Mund hatten mehrere Lagen Paketklebeband geklebt - wieder etwas, von dem ich nur raten konnte, warum er es tat - und in vollkommener Panik verfallen hatte er geweint und mich angebettelt.

Erst auf dem Weg zum Tierarzt hatte ich herausbekommen, von was der Neko eigentlich sprach, wenn er mich anbettelte, dass ich ihn umbringen lassen würde. Nachdem ich klargestellt hatte, dass ich nicht beabsichtigte, ihn zurück zu bringen, hatte er sich ein wenig beruhigt, schien aber, nun, fast eineinhalb Stunden später, immer noch nervös und ängstlich.

In der Klinik - die gleiche, in der wir schon mit Manus Beinen gewesen waren und eine der wenigen auf Nekos und andere Hybriden spezialisierten - war so viel los gewesen wie nie zuvor. Wir hatten fast eine Stunde stehen müssen, bis wir endlich einen Sitzplatz bekommen hatten und so wie es aussah, würden wir auch noch eine ganze Weile warten müssen. Das Wartezimmer jedoch war nicht leerer geworden seit unserer Ankunft - ganz im Gegenteil, immer mehr Hybriden wurden hier her gebracht, die Nachricht von dem Virus schien langsam überall anzukommen.

Um uns herum war lautes Stimmengewirr, vor allem Menschen, die sprachen, sich aufregten und beklagten, und Hybriden, die ängstlich winselten.

»Darf ich bitte einen Moment um Ruhe bitten! Kurz, bitte!«

Langsam drehten sich fast alle Anwesenden in Richtung der Tür um, in der eine in weißem Kittel gekleidete Arzthelferin stand und scheinbar um Aufmerksamkeit rang. Hinter ihr konnte ich drei Umzugskartons erkennen, die ein weiterer Arzthelfer gerade öffnete.

»Wir haben hier sterile Tücher gerade bekommen. Wir würden Sie bitten, den Hybriden diese als Mundschutz umzubinden und unter keinen Umständen abzulegen. Wir versuchen so, die Ansteckungsgefahr zu reduzieren. Es sind bereits alle Kollegen im Einsatz, Unterstützung ist angefordert. Wir versuchen, Ihren Tieren so schnell wie möglich zu helfen.«

Die ersten Menschen drängten bereits nach vorne, um ihren Hybriden so einen Mundschutz zu besorgen, und auch ich stand mit einem leisen Seufzen auf. Manu hob ich in der selben Bewegung mit mir hoch und stellte ihn auf dem Boden neben mir ab.

»Willst du hier bleiben und warten oder mit mir mitkommen?«

Manu schüttelte den Kopf.

»Mitkommen?«

Er nickte, also griff ich nach seiner Hand und schloss sie fest in meine, bevor auch wir uns in Richtung der Arzthelfer drängten, die gerade die Tücher ausgaben.

Es dauerte eine ganze Weile, bis wir dran waren und mit einem gelächelten »Dankeschön« nahm ich den Mundschutz entgegen, bevor ich mit Manu an der Hand wieder den Rückzug antrat. In einer etwas ruhigeren Ecke hielt ich an und ging vor den Neko auf die Knie.

»Vorsicht, nicht erschrecken«, warnte ich ihn vor, bevor ich das Tuch über seinen Mund und Nase band und zurecht zupfte. Dann drehte ich ihn vorsichtig an den Schultern um, sodass er mit den Rücken zu mir stand, während ich das Tuch weiterhin mit einer Hand festhielt, und verknotete es an seinem Hinterkopf. Beruhigend strich ich über seine Haare.

»Fertig. Keine Angst, Manulein, wir kommen bald dran.«

Noch während Manu tapfer nickte, hörte ich plötzlich, wie sein Name gerufen wurde und beide drehten wir uns gleichzeitig in die Richtung, aus der die leicht gedämpft klingende Stimme gekommen war.

Von dort kam gerade ein Neko auf uns zu gerannt, der mein Kätzchen ganz eindeutig zu kennen schien. Ich warf einen kurzen Blick zu Manu, sein aufgerichteter Schweif und die freudig zuckenden Ohren verrieten mir, dass auch er den Katzenjungen zu kennen schien, bevor dieser ihm auch schon um den Hals fiel. Ich musste leicht lächeln, als ich sah, wie Manu die Umarmung erwiderte.

»Hi.«

Neben mir war auf einmal aus dem Nichts ein Mann aufgetaucht, noch recht jung, wie es schien, mit blau gefärbten, zerzausten Haaren und Tattoos auf Armen, Hals und Gesichtsrändern. Ich erwiderte sein offenes Lächeln automatisch.

»Hi. Deiner?«

Ich deutete zu den beiden Nekos, er nickte.

»Ja. Mein Dyzzy. Er kennt Manu aus dem Krankenhaus von vor zwei Wochen. Ich hoffe, es ist okay, dass ich ihn einfach so auf ihn losgelassen habe.«

»Klar. So lange Manu damit kein Problem hat. Und das scheint nicht gerade so.«

Ich sah, wie sich das selbe entzückte Lächeln aus seinen Lippen ausbreitete, als er zu unseren Nekos sah, wie ich es von mir selbst kannte.

»Michael. Micha.«, stellte ich mich ihm freundlich grinsend vor und hielt ihm meine Hand hin, in die er sofort einschlug.

»Taddl.«

~~~~~~~~~~

Jaaaaaaa.

Besser spät, als gar nicht, oder?

Wieder mal ein Kapitel, gerade fertig geschrieben :)

Manu und Ardy sehen sich also, wenn auch unter nicht ganz so tollen Umständen, wieder. Und auch T und Micha scheinen sich zu verstehen

Werden die beiden (vier) in Kontakt bleiben nach all dem?

Und was wird passieren, wenn Manu endlich zum Arzt kann?

Die Fanfiktion ist heute auf Platz #37. Gewidmet wird das ganze dem Nutzer, der als erstes diese Zahl getippt hat.

Das gleiche Spiel wieder: Wie vermutet ihr, wird morgen die Platzierung sein? Der Gewinner kriegt wieder die Widmung.

Tipp: Wenn schon jemand eine Zahl getippt hat, könnt ihr mit der gleichen nicht mehr gewinnen. Also schaut euch an, was schon genannt wurde.

Better Life ~ #ZomgerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt