12. Zuhause

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PoV Zombey

Ich hob den Kleineren erneut hoch und trug ihn ins Schlafzimmer, wo bereits alles für einen Neko vorbereitet war. Ich merkte, wie erschöpft Manu war, seine Rute schlug müde hin und her. Es war süß zu beobachten, wie sich seine Augen weiteten, als er das große Nekobett sah, das wir für ihn gekauft hatten. An sich sahen diese Nekobetten aus wie normale Katzenkörbe, nur um einiges größer und der Kater wirkte, als hätte er noch nie im Leben so etwas tolles gesehen. Ich setzte Manu in seinem neuen Körbchen ab und er wischte sich mit einem Ärmel über das Gesicht. Seine grünen Augen hatten nicht den Schimmer, den man von Augen kannte, sie waren trüb und leblos. Fragend sah er mich erschöpft an, man merkte, dass die Lieder ihm fast zufielen.

"Du kannst gleich schlafen, Kleiner.", tröstete ich ihn, "Wie geht es deinen Beinen?"

Manu schüttelte leicht den Kopf.

"Okay, wir gehen morgen noch einmal zum Arzt. Zu einem Spezialisten. Und du stehst auf keinen Fall mehr auf bis dahin, okay? Wenn was ist komm ich oder trag dich.

Leicht nickte Manu und ich zog vorsichtig eine Decke über den zerbrechlichen Körper des Nekos, der leise maunzte. Am liebsten hätte ich noch mit ihm gesprochen, ihn einiges gefragt, aber das musste Zeit haben, so erschöpft, wie Manu wirkte.

Schlaf jetzt erstmal, Kleiner. Morgen werden wir dich mal wieder hübsch machen.

Ein trauriges Maunzen kam von dem Neko. Ich streichelte beruhigend über seine ziemlich ungepflegten Haare. Manu stützte sich auf, so dass er etwas aufrechter saß und griff vorsichtig nach meiner Hand. Er zog sie zu sich, bevor er begann, sie vorsichtig zwei, drei mal abzulenken. Erst dann schien er zu realisieren, was er gerade tat. Panisch ließ er meine Hand los und kauerte sich wimmernd zusammen, verbarg seinen Kopf zwischen seinen Armen. Sein ganzer Körper bebte vor Angst. Ich lächelte ihm zu, streichelte weiter vorsichtig über seinen Kopf, wartete, bis er sich beruhigt hatte.

"Keine Angst, Manu. Ich bestrafe dich nicht, weil du dich benimmst wie du es als Neko solltest. Du bist eine halbe Katze. Das ist doch ganz normal."

Eine einzelne Träne rann aus den Augen des Nekos, der leise schniefte.

»Selbst wenn du etwas falsch machst, ist das doch nicht schlimm. Jeder macht mal Fehler und die Situation hier ist doch ganz neu für dich. Du kannst gar nicht alles schon wissen und können. Du musst niemals Angst haben, dass ich dich für so etwas bestrafen würde, okay? Ich werde dir niemals absichtlich Gewalt antun, das hast du gar nicht verdient.«

Ich bekräftigte meine Worte, indem ich seine Hand griff und beruhigend drückte, mit meinem Daumen über den Handrücken strich. Langsam entspannte sich Manus Körper wieder und als ich ihn losließ, kuschelte er sich wieder in die weichen Kissen in seinem Körbchens.

»Schlaf jetzt, Kleiner. Wir reden morgen weiter. Dann klären wir alles, okay?«

Der Kleine nickte und vergrub seinen Kopf in dem Kissen, auf dem er lag. Lächelnd beugte ich mich zu ihm runter und drückte ihm, ohne nachzudenken einen Kuss auf die Haare, bevor ich leise das Zimmer verließ und, bevor ich die Tür anlehnte, das Licht ausschaltete.

Ich ging geradewegs ins Zimmer meiner Tochter, wo ich die Melodische Stimme von Anna hören konnte und setzte mich an das Fußende von Melinas Bett, die gerade von ihrer Mutter eine Gesichte vorgelesen bekam. Irgendwann klappte Anna das Buch zu und wir beide wünschten unserer Tochter gute Nacht, bevor wir das Zimmer verließen und auch hier die Tür einen Spalt breit offen ließen, so dass noch etwas Licht in die beiden Zimmer fiel. Melina half das meistens beim einschlafen, weil es ihr die Angst nahm und ich hoffte, dass das bei Manu auch helfen würde. Auch wenn ich nicht glaubte, dass jemand, der sein Halbes Leben in einer dunklen Zelle gelebt hatte, besondere Probleme mit fehlendem Licht hatte. Aber vielleicht war es auch gerade deswegen das richtige, weil die Umgebung ihn so nicht an die schlimmen kleinen Boxen beim Händler erinnerte.

Ohne uns abzusprechen sagten Anna und ich beide kein Wort, um niemanden aus dem Schlaf zu reißen und als wir ins Wohnzimmer traten, ging ich als erstes zu Nico, der seelig in seinem Korb, der auf dem Sofa stand, schlief. Unwillkürlich lächelte ich, als ich meinen Sohn so betrachtete.

»Wie war die Fahrt mit dem Kleinen? Hat er sich benommen?«, fragte gerade Anna neben mir und gemeinsam setzten wir uns aufs Sofa.

»Total. Manu ist total brav. Manchmal scheint es, als wäre jede Kleinigkeit ein Wunder für ihn. Du hättest mal sehen sollen, wie er reagiert hat, als er die Kissen in der Transportbox bemerkt hat. Er hat sich sofort da reingekuschelt, als ich ihn nicht mehr direkt beobachtet habe.«

»Der Arme.«, Anna klang wirklich traurig, »Wahrscheinlich hat er in seinem Leben nicht allzu häufig auf Kissen geschlafen bis jetzt.«

Ich seufzte.

»Mich würde es nicht wundern, wenn das das erste Mal war. Er war schon bei ein paar Besitzern zwar, aber wurde jedes Mal wieder zurückgebracht. Und ich habe seine Krankenakte gesehen. Jedes Mal waren bei seiner Rückkunft mittlere bis starke Verletzungen vermerkt. Ich glaube überhaupt, dass es noch nie jemanden gab, der es wirklich gut mit ihm gemeint hat.«

Anna wirkte wirklich betroffen.

»Dabei ist er wirklich süß. Warum er wohl immer zurückgegeben wurde? Er wirkt jetzt auch nicht gerade so, als wäre er besonders unartig.«

Ich zuckte mit den Schultern.

»Laut dem Typen, mit dem ich da gesprochen hatte, hatte es immer irgendwelche Schwierigkeiten gegeben. Sie vermuten auch, dass die Tatsache, dass er nicht spricht damit zu tun hat, dass er so oft für nur so kurze Zeit geholt wurde. Jedes Mal neue Hoffnungen auf ein besseres Leben, die dann sofort zerstört werden und nach wenigen Tagen wieder zurück in diese Hölle müssen? Er muss sich schrecklich gefühlt haben. Ungeliebt, nutzlos und überflüssig. Irgendwann wird er dann als Konsequenz immer weniger gesprochen haben. Was es für ihn halt nicht gerade besser gemacht hat. Er wurde unendlich gefoltert, um ihn zum Reden zu bringen.«

»Er ist total stark.«

Ich stimmte Anna nickend zu. Ja, unser Manu war total tapfer. Beide schwiegen wir eine Zeit lang und bloß einmal gluckste Nico leise im Schlaf.

»Aber ansonsten verlief die Fahrt problemlos?«

Ich lächelte und nickte.

»Ja. Wir haben einmal kurz gehalten, um etwas zu essen. Manu kennt kein normales Essen. Er stand vor der Speisekarte, als wäre sie auf chinesisch. Dort haben die Nekos immer nur so einen Brei bekommen. Ich hab Pommes bestellt, aber er hat keinen Bissen angerührt. Ich mach mir ein bisschen Sorgen, dass er nichts isst.«

»Vielleicht schmeckt ihm nur dieses Futter, das es für Nekos gibt und kein normales Essen?«, schlug Anna vor und ich zuckte mit den Schultern.

»Ich kann morgen mal welches besorgen, dann kannst du probieren, ob er das isst.«

Dankbar lächelte ich Anna zu und nahm ihr Angebot an.

Wir redeten noch eine ganze Weile, bis Anna irgendwann aufstand.

»Okay, dann werde ich langsam mal nach Hause gehen. Ich komm morgen Vormittag irgendwann vorbei.«

Ich nickte, stand auf und nahm Nico mit seinem Tragekorb hoch.

»Ich bring dich eben heim. Es ist schon spät und dunkel draußen.«

Meine beste Freundin winkte ab, doch ich bestand darauf. Ich mochte es nicht, wenn sie alleine mit dem Kleinen nachts draußen war, ich wollte nicht, dass einen von beiden etwas passierte. Und weil es ja wirklich nur ein paar Meter waren, konnte ich Melina und Manu auch für die kurze Zeit alleine lassen. Sie würden es eh nicht einmal merken, schließlich schliefen beide schon lange.


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Und, was sagt ihr? Freut ihr euch, wieder etwas zu hören? Gefällt es euch? 

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