Kapitel 85

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"Danke, dass ihr alle hier seid, um mit mir meinen Geburtstag zu feiern. Es bedeutet mir wirklich viel, dass ihr es alle versucht, obwohl ihr alle wisst, dass ich meinen Geburtstag hasse", grinste ich, "Ich will nur, dass ihr alle wisst, dass ich euch alle liebe!" Alle im Raum grinsten und klatschten nach meiner kurzen 'Ansprache'. Alex kam zu mir und ich legte meine Hände um seinen Hals: "Dich liebe natürlich am meisten!" Er grinste und küsste mich. "Habt ihr's dann?", grinste Steffan, "Wir würden sie auch gerne mal in den Arm nehmen, dafür dass sie sich auf deinen Befehl hin hier her gequält hat." Alex trat einen Schritt zur Seite und Steffan überfiel mich quasi: "Ich weiß du hasst es, aber trotzdem!" "Ich weiß noch letztes Jahr, da hast du dir mehr ausgedacht", grinste ich ihn schief an. "Ja, unter anderem auch eine Entschuldigung." Stimmt, die Entschuldigung dafür, dass we mich und Lukas auseinander halten wollte. Wäre der Plan aufgegangen, wäre er jetzt vielleicht noch am Leben. Dieser Gedanke schoss mir wie ein Schuss durch den Kopf und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.
Als wir die anderen alle verabschiedeten und selbst langsam los fahren wollten war es bereits halb vier, morgens. Da Alex doch ein wenig was getrunken hatte, musste ich diesmal fahren und Maik blieb doch bei Jo, weil er sich weigerte mich mit seinem Auto fahren zu lassen. Ein langer, leidenschaftlicher Kuss zierte unsere Ankunft zu Hause. Ich war mir nicht sicher, ob es was bringen würde, weil Alex sowieso in Nullkommanichts einschlafen würde, wenn er betrunken ist. Es war jedoch Alex der mich auf seine Hüfte nahm und mich zur Couch trug.

Ein aufmerksamkeitsuchendes, lautes Räuspern ließ mich aus meinem Halbschlaf schrecken. Maik stand mir gegenüber vor der Couch und sah mich peinlich berührt und erwartungsvoll an. Erst merkte ich gar nicht das das Problem war, bis mir auffiel, dass ich bis auf die Decke nichts am Körper trug. Alex neben mir schnarchte munter weiter. Ich krabbelte mit hoch rotem Kopf und meiner Decke von der Couch. Als mit auffiel, dass Alex jetzt splitterfasernackt auf der Couch lag, verdrehte ich genervt die Augen und sah peinlich grinsend zu Maik. "Is gut ich geh nochmal ne Runde um den Block", lachte er ein wenig verschlafen. Als er durch die Tür ging, rüttelte ich wieder an Alex' Hüfte: "Schatz, du musst aufstehen!" Er zog mir die Decke weg und drehte sich um. "Baby, Maik kommt gleich wieder und du hast nichts anderes als die Decke an", sagte ich, während ich mich provisorisch anzog. Auch diesmal zeigte er keine Regung, was das Aufstehen anging. "Alex, du kommst zu spät zum Training!", ich stellte meine Stimme etwas tiefer und tatsächlich stand er nach wenigen Sekunden auf. "Ist das dein Ernst?", lachte ich. Er sah mich böse grinsend an, griff seine Klamotten und rannte auf mich zu. Ich sprang so schnell wie möglich die Treppe hoch, doch kurz vor meiner Tür erwischte er mich. Ich lachte heftig, als er mich an der Hüfte kitzelte. Ich sank zusammen und er nahm mich auf den Arm. Er trug mich durch die Tür bis ins Schlafzimmer und setzte mich auf meinem Bett ab. Er krabbelte neben mich und küsste mich wieder leidenschaftlich. Ein flüchtiger Blick auf meinen Wecker ließ mich aufschrecken: "Oh, Babe, sorry, aber ich muss los!" Er sah mich verwirrt an: "Wie jetzt?" "Na ich muss zum Meeting zu Andi, wegen dem neuen Studio", erklärte ich während ich mich anzog. "Und was mach ich dann jetzt den restlichen Tag?", fragte er während er heftig gähnen musste. Ich sah ihn ironisch an: "War die Frage ernst gemeint?" Er grinste und sagte nichts weiter. Als ich wieder aus dem Bad kam, lag er bereits schlafend im Bett. Bei diesem Anblick wurde mir warm ums Herz: Er lag, die Knie angezogen, fast komplett auf seinem Kissen und lächelte ein wenig. Er war nur zum Teil zugedeckt, sodass man seinen gut trainierten Oberkörper beim Atmen beobachten konnte. Ich hätte noch ewig stehenbleiben und ihn beim Schlafen beobachten können, doch dann fiel mir wieder ein, warum ich überhaupt so einen Stress gemacht hatte. Ich küsste ihn sanft auf die Schläfe und verließ dann das Haus. Zwei Wochen nachdem ich meinen Abschluss hatte, hab ich bei Andi in Studio angefangen. Wir sind ein relativ kleines Team dort, weshalb eigentlich jeder alles macht, abgesehen vom Putzen, dafür hat Andi dann doch spezifiziertes Personal eingestellt. Ohne die Putzkräfte waren wir zu fünft: Andi, Jessy, Marko, Shawn und ich. Marko und Shawn arbeiten seit ungefähr vier Jahren hier. Sie waren echt coole Typen, obwohl ich ewig geraten habe in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen, bis mir Andi gesagt hat, dass sie nur Geschwister sind. Ich hatte bei Andi den Trainingskurs "Selbstverteidigung für Jugendliche" übernommen beziehungsweise gegründet. Andi war sofort hellaufbegeistert von der Idee und hat ohne zu zögern alles in die Wege geleitet. Mittlerweile waren es schon sechs Mädchen und drei Jungs, die regelmäßig im Kurs sind. Ich war echt stolz auf mich, dass ich es geschafft hatte mit ein wenig Hilfe und Unterstützung einen eigenen Kurs aufzuziehen und ihn seit drei Monaten erfolgreich halten zu können.
Ich stieg vom Motorrad und zog mir den Helm von Kopf. Ich kann mich an einige Momente in Fernsehen erinnern, in denen die meisten Frauen ihren Helm elegant annehmen und dann ihre Haare offen und schwungvoll durch die Luft wirbeln, wobei das dann auch noch gut aussieht. Dazu kann ich nur sagen: das ist nicht möglich! Mit meinem Helm in der Hand lief ich die Treppen hoch und Studio. "Josi, mal pünktlich. Ich bin stolz!", lachte Andi, als ich ihn begrüßte.
"Also, wir müssen langsam überlegen, wie wir die Sache mit dem Umzug angehen wollen", begann Andi das 'Meeting' direkt mit dem am wenigsten gewünschtestem, jedoch wichtigstem Punkt, "Ich glaube, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als ein paar Tage zuzumachen, um alles rüber zu verfrachten. Schließlich kann ja niemand in nem halb aufgebauten beziehungsweise abgebauten Studio trainieren." "Was heißt ein paar Tage? Allerhöchstens werden es zwei, wenn wir alle anderen anrufen und die auch noch mit anpacken!", korrigierte ich ihn. "Dann würde ich sagen, dass wir am besten Mittwoch und Donnerstag dicht machen, weil am Freitag eh die meisten kommen und wir da am besten die Neueröffnung machen können, von wegen Feiern und so", warf Jessy ein. Ein einheitliches Nicken folgte. Wir freuten und alle auf das neue Studio, aber wie bei allen anderen auch ist der Umzug einfach mal scheiße!

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