Kapitel 71

764 46 1
                                    

Maiks point of view

"Hast du es ihr schon gesagt?", fragte Steffan. "Nein, ich hab jetzt nen Vaterschaftstest machen lassen in warte auf das Ergebnis. Ich bezweifle aber, dass ich es ihr sagen könnte." "Was willst du machen? Das Ergebnis einfach irgendwo offen liegen lassen, sodass sie es findet und so erfährt, dass ihr Leben von Grund auf auf Lügen basiert?!", aufgeregt fuhr sich Steffan durchs Gesicht, "Warum musstest du mir das erzählen? Wir wissen beide, dass sie umbringt wenn sie erfährt, dass ich es wusste." "Sorry. Ich hab echt Angst es ihr zu sagen. Es ist jetzt schon eine so lange Zeit, die wir als Vater-Tochter-Team verbracht haben. Zwar wussten wir das den größten Teil der Zeit nicht, aber trotzdem. Ich glaube nicht, dass sie mir das nicht verzeihen wird. Und gerade jetzt wo sie so viel um die Ohren hat."
"Ich kann mir schon vorstellen, dass sie das nicht gerade ermutigen wird, aber ich bin schon der Meinung, dass du für sie immer ihr Vater bleibst." Ich schluckte und biss mir verzweifelt auf die Lippe. Steffan legte seine Hand auf meinen Arm: "Sag es ihr! Selbst, wenn es so sein sollte und lass sie nicht allzu lang im Dunkeln." Ich nickte betrübt. Ich hatte mir das alles ja schließlich selbst zuzuschreiben, jetzt musste ich die Suppe auch wieder auslöffeln.

Josis point of view

Ich kam zu Hause an und schmiss meine Schlüssel in die Schale auf der Komode. "Dad, bist du da?", rief ich durch das Haus, doch ich bekam keine Antwort. Aus der Küche holte ich mir einen Apfel und ließ mich auf die Couch fallen. Ich fragte mich wo Maik in die Zeit bleibt. Normalerweise ist er unter der Woche vor um acht zu Hause. Warum mach ich mir darüber eigentlich Gedanken? Immerhin war Maik erwachsen und wird schon auf sich selbst aufpassen können. Ich machte also den Fernseher an und schaltete durch die Kanäle. Auf Pro7 hatte gerade die neue Serie Limitless angefangen und ich entschied mich dafür. Eigentlich war es eine echt coole Serie stellte ich fest, doch viel bekam ich nicht davon mit, denn wie so oft schlief ich ,nach einer Weile, auf der Couch ein.
Ich blinzelte und Kniff meine Augen wieder zusammen, welche durch das Licht geblendet wurden. "Dad?" ,fragte ich blind ins Nichts. Eine warme Hand Hand fuhr mir über den Kopf: "Alles gut ,meine Süße!" Ich erkannte seine tiefe, beruhigende Stimme und lächelte. "Wo warst du?", fragte ich ihn im Halbschlaf. "Nicht wichtig, mein Schatz. Was machst denn eigentlich hier?" "Ich hab Fernseh geguckt und wollte auf dich warten und dann bin ich glaube eingeschlafen", faselte sich. Meine Augen gewöhnten sich an das Licht und langsam konnte ich auch Maik klar vor mir sehen. Seine Augen waren gerötet und eine letzte Träne lief seine Wange herunter. "Was ist denn los?", fragte ich verunsichert. Er biss sich auf die Lippe und sah auf seine Hände herunter. Ich folgte seinem Blick und sah einen Brief in seiner Hand. "Was ist das für ein Brief?", ich wollte ihm den Brief aus der Hand nehmen, doch er hielt ihn zu fest. "Ich bin ehrlich, ich hatte eine Weile hin und her überlegt ob ich dir das hier sage und wenn ja, wie", stammelte er mit zittriger Stimme, "Josi, ich hab einen Vatwrschaftstest machen lassen, weil ich Grund zur Annahme hatte, dass deine Mutter nicht die Frau ist, die ich dachte." Mir wurde schwindelig, als ich mich an die Worte von Vanessa erinnerte: 'Dein Dad ist nicht mal dein richtiger Dad, er hat nur die Frauen vertauscht'. "Was steht in dem Brief?" "Ich weiß es nicht. Ich wollte ihn mit dir zusammen öffnen, wenn es für dich okay ist." Ich nickte und atmete tief durch, während Maik den Brief öffntete, ohne den Blick von mir abzuwenden. Er begann zu lesen: "Sehr geehrter Herr Jansen." Ich blendete den Rest aus bis zum alles entscheidenen Satz: "Die Vaterschaft von Maik Jansen konnte im Bezug auf Josephine Reathford nicht nachgewiesen werden." Ich schluckte und Maik nahm meine Hand. Ich zog diese aus seiner und stand auf. Mein Leben war tatsächlich nur eine Lüge! Ich hatte mir vorgenommen mich nicht von diesen Dingen runterziehen zu lassen, doch das war doch ne ganz andere Hausnummer! Ohne ein weiteres Wort ging ich die Treppe hoch in mein Schlafzimmer. 'Mein Leben war eine Lüge!', brüllte eine laute Stimme immerwieder in meinem Kopf. Ich nahm mir meine Kopfhörer, stellte mein Handy auf volle Lautstärke und legte mich mit der Coverversion der Pentatonix von Hallelujah ins Bett. Trotz mehrmaligen Umdrehen schaffte ich es tatsächlich  nicht einzuschlafen. Meine Gedanken kreisten um diesen scheiß Brief und hörten nicht auf.

"Oh mein Gott, Josi", begrüßte mich Celine mit schockiertem Gesicht, "Woher hast du bitte diese Augenringe?" Sie zog eine kleine Waschtasche aus ihrem Beutel und angelte sich daraus einen Concealer. Sie tupfte mir etwas davon unter meine Augen und verteilte es sanft mit einem Make-up Ei. Sie lächelte mich an und drückte vorsichtig mit ihrem Finger mein Kinn hoch: "So und jetzt Smile!" Dieser Moment erinnerte mich gerade extrem an meine Mutter. Sie hatte auch immer mein Kinn hochgedrückt und gesagt: "Mäuselchen Smile!" Sie hat das immer getan, wenn irgendetwas schief gelaufen ist oder vor einem Kampf. Mich durchfuhr dieses warme Gefühl und für einen kurzen Moment war es, als würde sie vor mir stehen. "Hey Josi", begrüßte mich Monti, der plötzlich hinter uns stand. Ich sagte nichts und fragend sah Monti zu Celine, doch auch sie zuckte nur mit den Schultern und sah mich verzweifelt an. "Ich glaub es ist besser, wenn wir dich in der Pause mal zu Gorenz bringen. Ich hol euch nach der zweiten Stunde ab", sagte Monti schließlich und strich mit seiner Hand kurz über meinen Rücken.
Tatsächlich stand Monti zwei Stunden später vor unserem Unterrichtsraum und fing uns ab. Celine drückte sich jedoch vor dem Besuch bei Herr Gorenz, da sie mit dem irgendwie im Klinsch stand.
"Monti", sagte Herr Gorenz mit einem speziellen Unterton, als er mich hinter ihm sah, "Was kann ich euch denn Gutes tun?" Ich verdrehte die Augen. Wenn er noch weiter mit diesem Unterton redete und so schief grinste, dann würde Monti in wenigen Minuten checken was los ist. "Naja, irgendwas stimmt mit Josi nicht und deswegen hab ich sie hergeschleift. Mit irgendjemandem muss sie reden und mit wem, wenn nicht mit Ihnen?" Herr Gorenz lächelte anerkennend: "Na dann kommt mal rein." "Oh, Nein, ich komm nicht mit. Sorry, aber ich glaub, dass das nicht für meine Ohren bestimmt ist", wich er der 'Einladung' aus. Herr Gorenz klopfte ihm auf die Schulter und grinste schief: "Weichei." Monti verdrehte die Augen in grinste ebenfalls. Er sah mich traurig an und wollte mich erst umarmen, doch er entschloss sich doch nur wieder für ein Streichen über den Rücken bevor er ging und mich Herr Gorenz 'überlies'. "Was ist los, Josi?", fragte er mich, nachdem ich mich wieder auf den Stuhl ihm gegenüber stetzte, "Ich seh doch wie fertig du bist. Concealer überdeckt nicht alles, meine Gute." "Ich hab das Gefühl, dass mein ganzes Leben im Moment zerbricht." "Ich nehme an, dass das nichts mit dem Thema vom letzten Mal zu tun hat." "Nein, eigentlich nicht. Ich hab mich mittlerweile mit ach und Krach von Konstantin getrennt, aber naja. Mein eigentliches Problem ist mehr, dass ich gestern erfahren habe, dass mein Vater nicht mal mein Vater ist", ich fuhr mir durchs Gesicht und schluckte. "Oh, das ist natürlich was Anderes. Warum bist du überhaupt hier?" Ich zuckte mit den Schultern. "Josi, ich bin ehrlich, ich kann dir nicht immer so helfen, deswegen würde ich dir empfehlen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ich hab da auch so einige Kontakte und kann dir auch jemanden empfehlen. Außerdem würde ich dir raten nach Hause zu gehen und sich auszuschlafen. Es hat ja keinen Sinn, wenn du dich heute hier durchquälst", er stellte sich an die bereits offene Tür und wollte mich verabschieden. Als ich ihm die Hand reichte, um mich von ihm zu verabdchieden, hielt er mich noch einmal kurz fest und sagte leise: "Achso, um unterhalt dich mal mit Monti. Ich weiß, dass du ihn magst und er dich auch echt mag." Ich nickte und ließ auch ein kurzes Lächeln durchblitzen.

love a fighter - #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt