Kapitel 41

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Sofort sprangen wir alle auf und umzingelten den Arzt. "Wie gehts meinem Sohn?", fragte Lukas' Mutter als erste. Der Arzt atmete tief durch und sofort konnten wir ahnen, dass das nichts Gutes zu verheißen hatte. "Es tut mir leid, ihr Sohn hat es nicht geschafft." "Nein", der spitze Schrei von Lukas' Mutter durchfuhr mich wie ein Schlag in den Magen. Mir war schlecht und alles um mich herum wurde schwarz. Es war schlimmer als damals mit meiner Mutter. Es war meine Schuld. Ich war daran schuld, dass mein bester Freund, meine große Liebe, mein Trainingspartner, unser bester Mann jetzt tot ist. Ich hörte nichts, ich sah nichts, ich spürte nur wie mich plötzlich jemand festhielt und in den Arm nahm. "Hey, Josi, ist gut. Alles okay. Es ist nicht deine Schuld! Verstehst du? Nicht deine Schuld!", der Stimme nach zu urteilen war es Bongo der mich im Arm hielt und versuchte mich zu beruhigen.
Es war eine Stunde vergangen nachdem der Arzt uns die schreckliche Mitteilung überbrachte, als ich, nach der Mutter und der Schwester von Lukas, zu ihm konnte, um ihm vor seiner Beerdigung noch einmal so zu sehen wie ich ihn geliebt hatte. Ich stellte mich an das Bett und sah gequält auf ihn herab. Er sah so friedlich aus. Als ob er schlafen würde. "Es tut mir so leid!", flüsterte ich seinem Leichnam zu, "Du wolltest mich nur beschützen und ich hab versagt darin dir eine gute Freundin zu sein. Du warst für mich heute und eigentlich schon immer mehr als mein Exfreund, den die anderen geschickt haben. Du warst mein bester Freund, mein Trainingspartner, mein Fels in der Brandung, mein Seelensorger, meine Schulter zum Ausweinen und vor allem meine große Liebe! Ich fand dich am Anfang zwar erstmal komisch, aber ich hatte so oft das Gefühl einer Gewissen Vertrautheit zwischen uns, als würden wir uns ewig kennen." Jetzt merkte ich erst, dass ich schon wieder weinte, aber meiner Meinung nach ist das völlig berechtigt in dieser Situation. "Gott, ich werde dich so vermissen! Ich mein, ich brauche dich gerade mehr als sonst. Jetzt wechsel ich den Club. Ich weiß nicht wie ich das alles ohne dich schaffen soll." Ein Schniefen aus einer Ecke des Raumes ließ mich aufschrecken. "Hallo?" Der Arzt von vorhin trat aus der Ecke hervor. "Hallo, ich wollte nicht lauschen oder so, aber trotzdem fand ich Ihre Worte sehr bewegend." "Danke! Kann ich Sie etwas fragen?" "Natürlich!" Wir setzten uns auf den Boden des Raumes, vor eines der Regale in dem viele Fläschchen und Dosen verstaut waren. "Warum ist er genau gestorben? Immerhin war es keine extreme Höhe aus der er fiel." "Naja, er hatte viele innere Blutungen vom Gehirn ausgehend. Wir nehmen an, dass er mit dem Kopf voran aufgeschlagen ist, was auch durch die äußeren Verletzungen am Kopf unterstützen", erklärte der Arzt genauer. "Könnten diese Inneren Blutungen auch von früherer Zeit stammen? Er war ja vor ein paar Tagen schonmal eine Weile hier, aber wenn die Ärzte nicht wirklich darauf geachtet oder danach gesucht hätten, hätten solche Verletztungen auch unbemerkt bleiben können?" Der Arzt stand auf: "Wir können ja in der Akte nachsehen. Wenn solche Blutungen gefunden worden sind, dann hätten diese dokumentiert werden müssen und ebenfalls wie diese behandelt oder sagen wir gestoppt worden sind." Er überflog die Akte von Lukas auf dem Computer. "Nun, hier wurden keine inneren Verletztungen vermerkt und selbst wenn welche vorhanden gewesen wären, wären sie durch das Verhalten des Patienten oder bei Untersuchungen oder bestimmten Proben deffinitiv aufgefallen. Die Ursache der Blutungen nuss also der Sturz gewesen sein. Tut mir leid!" "Schon gut, Sie haben vermutlich getan was Sie konnten." Er begleitete mich mit zurück zu den anderen, wo jetzt eine Person mehr stand und sofort fiel auf wer das war. Mein Puls schlug jetzt locker doppelt so schnell wie normalerweise. Mein Atem ging ebenfalls schneller und meine Hände formten Fäuste. "Du dreckiges Arschloch", ich ging auf ihn los, "Was du dich noch hier her traust. Hast du überhaupt kein Schamgefühl oder Gewissen?" Lucas machte mit seinen Händen beruhigende Bewegungen, doch das interessierte mich nicht. Ich konnte auch sehen, dass sich seine Lippen bewegten, doch hören konnte ich nicht ein Wort. Das erste was ich wieder hörte war Andis Stimme, nachdem ich mehrfach auf Lucas eingeschlagen hatte. "Du Mistkerl. Er ist tot. Lukas ist tot. Er ist durch innere Blutungen und Verletzungen im Gehirn gestorben, die durch den Sturz verursacht wurden. Den Sturz in den du ihn gestoßen hast!", brüllte ich ihn an. Bongo zog mich von ihm weg und hielt mich, meine Hände auf dem Rücken zusammengehalten, fest unter Kontrolle. "Josi, es ist gut! Er hat sich entschuldigt und beteuert, dass es keine Absicht sondern ein Unfall war." "Ach es ist also ein Unfall, wenn man jemanden vor sich her schubst und ihn dann mit der Hand vom Dach zu stoßen?" "Josi, du bist sicher noch total durch den Wind und kannst kaum klar denken", mischte sich auch Andi jetzt ein. Ich riss mich aus Andys festen Griff: "Ihr wollt mir alle nicht glauben? Ich glaub es war das beste auszusteigen. Das hier ist wirklich keine Familie mehr. Die Zeiten sind schon lange vorbei!" Ich drängelte mich durch die Leute und rannte zum Fahrstuhl. Ich wollte raus hier. Weg von den anderen. Weg von Lukas' Leiche. Weg von dem Schmerz und den Schuldgefühlen.

Ich konnte nicht mehr!
Wie sollte ich das alles wieder überstehen ohne die starke Hand von Lukas an meiner Seite?
Wie sollte ich überhaupt irgendwas ohne ihn überstehen?

love a fighter - #Wattys2020Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt