24. Vier kurze Geschichten voll Schmerz und Ruhm (II)

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Vetorius glühte orangefarben in der aufgehenden Sonne, die beinahe schüchtern über die Rundung des Planeten kletterte. Das goldene Licht umschloss die Nebula Umbra und ließ Az wohlig schaudern.

„Was wirst du nun tun?", fragte er.

Lemeska wandte sich um und lehnte sich an die Reling, über die sie auf ihren Heimatplaneten hinunter geblickt hatte. Ihr Mund verzog sich zu einem listigen Grinsen. „Es bis zur absoluten Erschöpfung mit Ezamkhias treiben."

„Das war mehr, als ich wissen wollte." Unwillig schüttelte er den Kopf. „Das wäre somit der dritte Tag auf diesem Schiff, und Grandyre wird ungeduldig, selbst wenn er weiß, dass wir hier sicher sind. Er erwartet einiges von dir. Und von mir auch."

Sie seufzte. „Ich weiß. All diese Last, diese Macht und diese Verantwortung, die nun auf meinen Schultern lastet, ich wollte sie nie. Das war immer die Sache meines Vaters. Manchmal habe ich gehofft, dass er die Werte der Union einfach ignoriert und sich zu einem Unsterblichen machen lässt... Aber nun, er wollte immer, dass ich eines Tages sein Erbe antrete."

„Heiliges Empire, irgendwann müssen wir alle ein paar Sachen tun, auf die wir eigentlich keine Lust haben." Az blickte hinunter auf den Planeten.

Sie kicherte. „Du meinst wohl alles, was geschehen ist, seit Grandyre dich aus deinem netten imperialen Leben gezerrt hat, nicht wahr?"

Az nickte resigniert. „Immerhin, du hast Hilfe. Alle, die deinem Vater die Treue geschworen haben, werden es auch für dich tun. Wenn nicht, wird Grandyre sicher ein nettes Gespräch mit der betreffenden Person führen."

„Aber ich kann mich nicht immer hinter Grandyre verstecken. Nicht er ist der Captain der Union von Vetorius." Lemeska biss sich etwas unbehaglich auf die Lippe.

„Aber er ist zweifellos der beste und treueste Gefolgsmann. Er wird dir helfen, dich einzufinden. Wie man den Viscount von Casall tanzen lässt, und wie man den Duke von Emr am kurzen Zügel hält. Ich denke, du lernst schnell." Az unterbrach sich und blickte sie an. „Selbst, wenn Grandyre ein schrecklich ungeduldiger Lehrer ist."

Sie lachte nervös. „Wirst du mich vor ihm beschützen?"

„Also bitte. Das kannst du sicher selbst."

„Trotzdem. Ein Vraguar gegen einen zweiten hat mehr Chancen als ein dürres, bleiches Mädchen."

Er verdrehte die Augen. „In Ordnung. Ich schwöre dir, ich werde dich beschützen, selbst, wenn ich weiß, dass Grandyre Tricks kennt, mit denen er trotz seines Alter gegen mich gewinnen würde."

„Die hat er dir nicht verraten?"

„Ein guter Kämpfer hat immer ein paar Geheimnisse, die verhindern, dass seine Schüler ihn umbringen. Nicht, dass ich jemals auf die Idee gekommen wäre."

„Lügner."

„Nun gut, ich habe mich gefragt, wie ein Kampf ausgehen würde. Einmal habe ich es darauf angelegt." Er schauderte. „Er hat mir mehrere Rippen gebrochen, und war selbst völlig unverletzt bis auf ein paar Kratzer. Danach habe ich keine Fragen mehr gestellt."

„Du kannst einem die Zukunft wahrlich schmackhaft machen."

Az grinste entschuldigend. „Er wird dir nichts tun. Niemals. Du bist die Tochter des Mannes, dem er alles verdankt, ebenso wie mir. Wir werden nicht zulassen, dass das Empire, die Männer von Casall oder Emr oder gar Danja, falls er auf dumme Ideen kommt, dir auch nur ein Haar krümmen. Und falls doch, dann werden sie es entsetzlich bereuen."

Sie kicherte erneut, nervös und etwas geschmeichelt. „Ich habe zu viele mächtige Beschützer, als dass mir jemand zu nahe kommen könnte", stellte sie mit einem Hauch von Arroganz fest und warf einen schnellen Blick auf die Aufbauten am Heck des Schiffes.

„Was wird nun aus dir uns Ezamkhias?", fragte Az vorsichtig.

Sie seufzte. „Noch so ein Grund, warum ich meine wichtigen Angelegenheiten auf diesem Schiff in die Länge ziehe. Ich weiß es nicht. Er kann und will nicht über Vetorius bleiben, und ich kann und will nicht mit ihm durch die Quadranten ziehen. So unangenehm meine Pflichten sein werden, so will ich sie trotzdem antreten." Kämpferisch reckte Lemeska das Kinn. „Wir sehen unsere jeweiligen Gründe ein und wollen es nicht ändern, obwohl ich ihn schon vermissen werde. Ihn und seine Künste in den Laken." Sie blickte träumerisch in die Segel hinauf.

Az verzog das Gesicht. „Also... werdet ihr einfach auseinander gehen und seht euch danach nie wieder? Das ist erschreckend unromantisch."

Sie grinste. „Nein. Er hat mir versprochen, sollte jemand die Union von Vetorius ernsthaft angreifen, wird er mit der Macht seines Schiffes helfen, meine Feinde zu zermalmen."

„Daran wird er sich erinnern?"

„Es war ein feierlicher Schwur, ausgesprochen zwischen meinen Beinen, und ich nehme ihn sehr ernst", sagte Lemeska streng.

„Heiliges Empire. Bei solchen Dingen", er wedelte mit der Hand, „redet ihr noch über Politik?"

„Eher ein romantisches Versprechen. Wenn Politik immer ihn und", sie verdrehte die Augen und imitierte Az' Geste, „solche Dinge enthält, werde ich mit größtem Vergnügen mein Erbe antreten. Nun, vielleicht kann ich den Viscount dazu bringen, mich anzugreifen, nur, damit Ezamkhias mir zur Hilfe kommt."

Az sah sie streng an. „Untersteh dich."

Sie lachte und blickte verträumt auf ihren Planeten hinab. „Wann müssen wir zurück?", fragte sie nach einer Weile, mit einem Hauch der Trauer in der Stimme.

„Grandyre hat eindeutige Anweisungen gegeben. Ich meine, mich an Worte wie sofort und so schnell es möglich ist zu erinnern."

Sie biss sich auf die Lippe. „Ich verstehe."

Az grinste amüsiert. „Du bist die Herrin über die Union von Vetorius. Einen Tag kannst du dich sicher noch in Delnimes' Schlafzimmer verstecken."

Ein schelmisches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Für einen Moment verweilte sie, dann wandte sie sich um und verschwand beschwingten Schrittes in der Menge.

Az folgte ihr nicht.

StarfighterWhere stories live. Discover now