17. Die Gewalt der Union

73 10 6
                                    

Du wirst es sehen, Spook Asem."


Nach der schwarzen Einöde des Alls, der schmutzigen Stürme von Scurm und der heimsuchenden Leere der Steppen von Scolvar erschien Vetorius nun wie das Abbild blühenden Lebens, selbst aus der Entfernung. Blaues Wasser wurde durchsetzt von grünen Wäldern und Graslanden, dazwischen drängten sich feuchte Sumpfgebiete. Beinahe erschien der Planet wie ein kleines Paradies.

Spook wandte sich von dem von fleckigen Wolken umspülten Planeten ab und sah zu Lemeska, die auf der Kante ihres Sitzes saß und mit großen Augen auf ihren Heimatplaneten starrte. „Gibt es keine Städte dort?"

Sie schrak aus ihren Gedanken auf. „Doch", sagte sie. „Aber sie sind nicht groß. Sie dienen nur als Orte des Handels, und manchmal treffen die Anführer der Banden unter meinem Vater sich dort. Die meisten sind außerdem irgendwo verborgen im Regenwald, und von oben kaum zu finden. Nicht einmal nachts sieht man ihre Lichter."

„Und dein Vater hat eine Festung in einer der Städte?"

Lemeska sah ihn an mit einer Mischung aus Verachtung und Bedauern. „Seine Festung ist kein Gebäude", antwortete sie geheimnisvoll.

Spook sah sie ungläubig an. Im Zwielicht konnte er Azurians amüsiertes Grinsen erkennen, seine scharfen Zähne glänzten im Widerschein von Vetorius.

Lemeska grinste ebenfalls. „Du wirst es sehen, Spook Asem."

Er unterdrückte ein Zusammenzucken. Noch immer klang sein echter Name falsch. Jedes Mal, wenn einer seiner Begleiter ihn aussprach, lief ihm ein Schauder über den Rücken, als stürze sich im nächsten Moment ein Mann des Syndikates auf ihn. Einer, der nicht behauptete, seine Hilfe zu brauchen, als einzigen Grund, ihn nicht zu töten.

Resigniert wandte er sich von Lemeska und Az an und sah wieder hinaus auf den immer näher kommenden Planeten. Aus dem Augenwinkel konnte er Danjas konzentrierte Miene erkennen, während er den grollenden Fighter in den Landeanflug lenkte. Links neben sich, verschmelzend mit den hunderten anderen Sternen, sah er die Nebula Umbra, ein goldener Schimmer zwischen den silbernen Sonnen. Mehrere Tage waren vergangen, seit Ezamkhias Delnimes ihn auf Scolvar ausgesetzt hatte und Danjas Freundschaft zu ihm einer Art zweckmäßigem Bündnis gewichen war. Der Kopfgeldjäger vertraute und misstraute ihm zu gleichen Teilen. Immer wieder fiel Danja in sein altes Verhaltensmuster zurück, doch er ertappte sich stets dabei, gerade, wenn Spook zu hoffen begann, ihr Verhältnis könnte einstweilen wieder die alte Freundschaft werden. Doch er wusste, dass es kaum passieren würde. Danja war nachtragend, und Spook wusste, er hatte nichts anderes verdient. Viel zu lange hatte er ihn angelogen.

Doch er hatte nun ein neues Ziel, das seinem Leben einen Sinn verlieh, erinnerte er sich an sein Gespräch mit Lukas zurück. Er würde sich sein Vertrauen erneut verdienen. Er würde Danja und Isabella Jacery helfen, Azurian und Lemeska auszuliefern.

Er war sich sicher, dass keiner von ihnen ahnte, welche Gefahr sich im Laderaum befand, nur wenige Meter unter ihren Füßen, selbst wenn Azurian weiterhin misstrauisch ihnen gegenüber blieb. Captain Bantwells Befehl an Spook und Danja schien ihn etwas beruhigt zu haben, doch gänzlich verschwunden war seine Skepsis nicht. Lemeska dagegen kümmerte sich augenscheinlich nicht um Dinge wie Vertrauen oder Misstrauen, sondern trug weiterhin ihre Unbeschwertheit zur Schau, in dem Wissen, bald wieder in ihrer Heimat und so in Sicherheit zu sein.

Beide waren im höchsten Maße amüsiert über die Wahrheit über Spook gewesen, über seinen echten Namen, seine Unsterblichkeit und seine anscheinend unwahrscheinliche Fähigkeit, zu töten. Gerade letzteres schien sie zu belustigen. Lemeska nannte ihn den Tod der Unsterblichen und rief ihn bei seinem echten Namen, als wäre es eine höhnische Ehrenbezeichnung. Azurian versuchte halbherzig, sie zur Ordnung zu rufen, doch es blieb ein Versuch. Je näher sie Vetorius kamen, desto weniger ließ Lemeska sich vorschreiben.

StarfighterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt