20. Zorn

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Rache ist eine üble Angelegenheit."

Schwankend landete Az den Fighter auf einer Anhöhe, geschützt durch struppiges Gebüsch und ein paar Felsbrocken. Mit lautem Kreischen schrammte eine der Tragflächen an der Felswand, die die kleine Fläche an einer Seite begrenzte, entlang, und Az lenkte das Schiff hastig ein wenig zur Seite.

Erneut verfluchte er den Verlust seines Fighters. Es war erstaunlich schwer, gut zu lenken, wenn man keinen festen Stand hatte. Natürlich hatte er versucht, auf dem dafür vorgesehenen Sitz Platz zu nehmen, doch dieser war offensichtlich für Humanoiden gedacht. So war er die gesamte Strecke von der Festung, über Ebenen, Sümpfe und das Gebirge hinweg bis zu den felsigen Hügeln schwankend vor Danjas Stuhl gestanden und hatte gehofft, sie würden nicht in ein Gefecht geraten. Steilkurven und waghalsige Flugmanöver waren unmöglich, solange ihn nichts am sicheren Boden hielt.

Lemeska das Steuer zu überlassen war keine Option. Sie war müde, verstört und konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, geschweige denn war es sicher, ihr das Steuer einer tonnenschweren, stark bewaffneten Maschine zu gewähren. Az hatte ihr befohlen, sich schlafen zu legen, und nach ersten Protesten hatte sie schließlich nachgegeben und hatte sich in einer der Kojen niedergelassen.

Dort hatte sie geschlafen, bis das Geräusch von Metall auf Stein sie aus ihrem Schlaf riss. Erschöpft hob sie den Kopf und schob den Mantel, den sie im Laderaum gefunden und als Decke genutzt hatte, von sich. „Wo sind wir?", murmelte sie verschlafen.

Sie sah aus wie der Tod, bemerkte Az. Ihre vormals kunstvolle Schminke war verschmiert, ihre Augen gerötet und geschwollen. Das Korsett und der Federschmuck ihres Kleides lagen achtlos hingeworfen auf dem Boden, nebst den Schuhen, über die sie beim Festmahl noch gescherzt hatte. Ihre Haare hatten sich aus ihrer kunstvollen Flechtfrisur gelöst und standen zerzaust von ihrem Kopf ab. Immer noch schimmerten rote Blutflecken auf ihrem Kleid. „Ich weiß es nicht", sagte er leise. „Ich bin über das Gebirge hinweggeflogen, und dann habe ich die Orientierung verloren. Aber wir werden hier für ein paar Stunden bleiben. Ich bin die ganze Nacht durchgeflogen und brauche dringend eine Pause." Dumpf setzte das Schiff auf dem felsigen Boden auf, und Az aktivierte die Tarnschilde. Zusammen mit der Blockierung der Ortungssysteme von Vetorius würden sie kaum zu finden sein. Er streckte sich und spürte, wie die Anspannung des Fluges aus seinem Körper wich und eine bleierne Müdigkeit an deren Stelle trat.

Sie erhob sich und schlich langsam zum Cockpit. Vor ihnen erhob sich eine schier endlose Ebene, durchsetzt von windgepeitschten Bäumen und einigen, sich bewegenden Punkten. Wilde Tiere, wahrscheinlich. In der Ferne waren weitere Berge zu sehen, die carunische Sonne kroch über die Gipfel und legte ein gelbliches Licht über die Steppe. „Wir sind ganz in der Nähe von Maeris. Eine der kleineren Städte."

Az nickte, zu müde für eine klare Antwort, und ließ sich in der anderen Koje nieder. „Du kannst dich auch wieder hinlegen, wenn du willst. Hier wird erst einmal für längere Zeit nichts passieren."

Sie nickte und rieb sich fröstelnd die Arme. Ratlosigkeit stand in ihren Augen, zusammen mit Trauer und einem Anflug von Zorn. Wenn sie wieder klar denken konnte, würde sie wütend werden, das wusste er.

Er durfte nicht zu hart zu ihr sein, ermahnte er sich. Sie hatte ihren Vater verloren. Zwar waren sie kaum sehr eng miteinander gewesen, doch es war dennoch ihr Vater. Er war das Fundament gewesen, auf das sie ihr Leben aufgebaut hatte. „Lemeska?"

Sie wandte sich zu ihm um, die roten Flecken auf ihrem Kleid schienen schwarz im den Schatten.

„Tu mir einen Gefallen und mach keinen Unsinn, während ich schlafe", bat er sie sanft.

Ihre Mundwinkel zuckten zu einem angedeuteten Lächeln. Er erwiderte es und schloss die Augen.

Der Schlaf überfiel ihn wie der Schattenraum und zog ihn in erlösende Dunkelheit.

StarfighterWhere stories live. Discover now