14. Vertrauen

57 6 2
                                    

Ich kann nicht erwarten, dass du von heute auf morgen die Seiten wechselst, selbst nach allem, was der Captain dir angedroht hat."


Der imperiale Fighter durchbrach mit einem Summen das orangefarben schimmernde Kraftfeld der künstlichen Atmosphäre der Nebula Umbra, und schoss mit aufglühenden Triebwerken in den luftleeren Raum, auf die weißblau schimmernde Kugel neben ihnen zu. Er beschleunigte, nahm an Fahrt auf, und schrumpfte schließlich zu einem winzigen schwarzen Punkt vor dem weißen Glühen zusammen.

„Wo wollte er hin?" Lemeska lehnte sich an die Reling und folgte Az' Blick.

Az zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Er hat etwas Wirres gesagt, und ich konnte nichts Sinnvolles daraus ziehen. Nur, dass er später wieder kommt."

„War das eine Drohung?"

„Eher ein freundschaftlich gemeintes Versprechen."

Sie verschränkte die Arme. „Es war ganz sicher eine Drohung."

Az sah sie prüfend an. „Nach allem, was er für uns getan hat? Er hat sein kostbares Messer für uns aufgegeben. Warum sollte er uns etwas Böses wollen?"

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich traue niemandem. Nun ja, dir vielleicht, du hast eine Schuld bei meinem Vater, und es gibt keinen besseren Grund, um jemandem zu vertrauen, als diesen. Aber Danja hat keinen Grund, nett zu uns zu sein, und ist es trotzdem. Allein das reicht schon, dass ich mir eine Scheibe von deinem überbordenden Misstrauen abschneide."

„Und wenn er einfach nur nett ist, weil, nun ja, weil echte Freundlichkeit noch existiert?"

„An so einen Scheiß glaubst du doch selbst nicht."

Er lächelte halb. „Ist auch besser so. Ich traue ihm auch nicht. Aber man kann ja mal so tun, als würde man ihm vertrauen. Außerdem ist es wunderbar bequem. Wir sind sicher vor dem Empire, niemand kann uns etwas anhaben, und wir bekommen eine unbehelligte Passage nach Vetorius. Und schon bald bist du zuhause. Ist das nicht herrlich?"

Lemeska verzog das Gesicht. „Wie man es sehen will. Natürlich bin ich froh, dass ich wieder frei bin. Aber auf Vetorius warten Pflichten auf mich. Mein Vater will, dass ich einmal sein Königreich übernehme, und das Horotai hatte den Vorteil, dass ich mich nicht in Etikette und Politik üben musste."

Az bedachte sie mit einem mitleidigen Blick. „Wenn er nachgiebig mit dir wäre, hätte mich das auch arg gewundert. Trotzdem ändert das nichts daran, dass du ein verwöhntes kleines Miststück bist."

Sie grinste. „Passiert, wenn man die kleine Prinzessin von Vetorius ist."

„Eine tolle Prinzessin bist du." Er musterte sie skeptisch, und sie warf überheblich ihre Haare nach hinten. „Nun, da Danja weg ist, Ghost spurlos verschwunden, und dieser Fae sich nur um seinen eigenen Kram kümmert, ist nun der perfekte Moment, um einige Gespräche zu tätigen."

„Du kannst mit mir reden. Das reicht."

„Nein, ich muss mit jemand Intelligentem reden, und da ich mich nicht andauernd mit dem Captain unterhalten kann, werde ich jemanden in Condra anrufen. Komm mit." Az wandte sich um und schritt zu einer der Treppen, die in den verwirrend labyrinthischen Schiffsbauch hineinführte. Aus dem Augenwinkel konnte er Lemeskas beleidigte Grimasse erkennen.

Sie hatten mehrere Tage lang bereits das Schiff erkundet, teils aus Langeweile, da Danja und Ghost nicht gerade die interessantesten Zeitgenossen waren, teils in der Hoffnung, sich ein wenig von ihnen und ihren zweifelhaften Absichten zu entfernen. Az war es nicht geheuer, dass Danja ihnen so einfach geholfen hatte, doch andererseits wusste er nicht, wie Danja ihnen jetzt noch die Passage nach Vetorius verwehren konnte. Natürlich konnte er ein zweites Mal zu Delnimes gehen, doch er würde Danja kaum einen zweiten Gefallen gewähren, nach allem, was passiert war.

StarfighterWhere stories live. Discover now