10. Nebula Umbra (II)

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Zu Az' Verwunderung war es erstaunlich einfach, eine Audienz beim Captain zu bekommen. Der Soldat, den sie fragten, wollte nur erfahren, wer sie empfohlen hatte. Ghost nannte Faes Namen, und der Mann führte sie in die Aufbauten am Heck hinein, durch schier endlose schlecht beleuchtete Gänge mit altmodischen goldenen Lampen und spärlich auftauchenden, dick verglasten Fenstern. Hier war keine lebendige Seele mehr zu sehen, nur einmal kam ihnen ein maskierter Mann in einer edlen Uniform und einem silbernen Tablett in den Händen entgegen. Er wich zur Seite aus, doch schien sonst keine Notiz vonihnen zu nehmen.

Sie hielten an einer großen, zweiflügeligen Tür aus massivem Holz, verstärkt mit Bändern aus Kupfer. Unbehagliche Stille breitete sich zwischen ihnen aus, einzig das Dröhnen der nun nahen Triebwerke ließ den Boden vibrieren.

„Er erwartet euch nun", sagte der Soldat, das nichtssagende maskierte Gesicht glänzte im Licht der Laternen. Seine Haltung war beinahe unnatürlich steif. Az war sich nun sicher, dass auch diese Männer unsterblich waren. Droiden.

Er öffnete die Tür und wies mit altmodischer, einladender Geste hinein. Langsam betrat Az das halbrunde Zimmer, gefolgt von Lemeska, dem nervösen Danja und dem beinahe ängstlich wirkenden Ghost. Durch die große Fensterfront, mehrere Meter, die ein gigantisches, rundes Fenster flankierten, schien nur das gedämpfte, schummrige Licht der Sonnen von Scurm, so blass wie General Lexingtons Lächeln, orange glühend durch den Sand unter dem Kiel der stählernen Bestie, die die Nebula Umbra war. Ein paar der altmodische Lampen verströmten einen warmen, feuerartigen Schein. Es herrschte Stille, nur das beständige Grollen der Triebwerke des Schiffes und ab und an ein fremdartiges Zischen, das Az sich alarmiert umsehen ließ. Es klang, als wäre das Panzerglas nicht so dicht, wie es schien.

Als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, musste Az an sich halten, um nicht herumzuwirbeln. Die beinahe gezwungene Ruhe dieser Kajüte ließ seine Nerven flirren. Seine Krallen klackerten auf dem polierten Holzboden. Nirgends bestand der Boden noch aus Holz. Immer Metall oder Stein.

Das Zimmer wurde gesäumt von Regalen aus dunklem Holz, mit Glastüren. Dahinter schimmerten Flaschen mit bunten Flüssigkeiten, kristallene Kelche und Bücher, echte, ledergebundene Bücher. Alles hatte einen sepiafarbenen Ton, als hätte jemand einen Farbfilter über Az' Sicht gelegt. Messing und Kupfer blitzte auf, als das Steuerpult in Sicht kam, ein gigantisches Gewirr aus Schaltern, Knöpfen, Reglern, altmodischen Tastaturen und Regulatoren aus Holz und angelaufenem Metall.

Vor dem Pult saß jemand in einem wuchtigen Ledersessel. Az sah wirres, dunkles Haar, eine Hand mit schweren Ringen an den langen Fingern, die ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit hielt und eine aufsteigende Rauchwolke. Der beißende Geruch von Zigarren stieg ihm in die Nase. Nicht die billigen von Scurm und den carunischen Planeten, sondern die teuren von der Erde und den Plantations. Az sog erneut Luft ein und erkannte den kohleartigen Geruch von altem, echtem Whiskey. Darunter mischte sich eine zarte Note von menschlichem Schweiß, frischem Blut und ätzenden Chemikalien.

Hinter ihm bewegte Danja sich, seine Messer klirrten in seinem Mantel. „Ich habe ein paar Dinge über den Piloten gehört, da würden euch die Haare zu Berge stehen. Wenn auch nur die Hälfte davon stimmt, dann kann er uns mit einem Fingerschnippen töten."

„Still jetzt", zischte Az. „Guten Tag, Captain."

Der Mann auf dem Stuhl drehte sich ein wenig zu ihnen, nur so weit, dass Az ein einzelnes graues Auge und ein paar Bartstoppeln sehen konnte. „Besuch", stellte er ruhig fest. Seine Stimme verriet nichts über ihn, nur asketische Selbstbeherrschung, Stärke und etwas, das Az nicht ganz einordnen konnte. Weisheit? Wissen? Es alarmierte etwas in ihm, und er wusste nicht, warum. Vorsichtig strich er mit seinen Krallen über den Griff seiner Laserpistole.

StarfighterWhere stories live. Discover now