23. Lemeska (II)

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Die Droiden öffneten eine letzte, mit ziseliertem Gold verzierte Stahltür und ließen Spook, Bella und Lemeska hindurch treten, eine gewundene Treppe hinauf, auf das weitläufige Achterdeck, ein rechteckiges Feld aus rotbraun schimmernden Holzplanken. Ein hüfthohes Geländer aus schwarzem Schmiedeeisen, geformt zu Ranken, Tieren, Kreisen und Zahnrädern, die Spitzen vergoldet, begrenzte es an allen vier Seiten, unterbrochen von kunstvoll gefertigten Laternen aus Kupfer und gefärbtem Glas. In drei Richtungen erstreckte sich nichts außer dem Nachthimmel von Vetorius, die Wolkenschwaden schmiegten sich an das Schiff wie Seide an den Körper einer schönen Frau, gelb leuchtend in den Flammen der Triebwerke, vermischt mit dem schwarzen Rauch, der aus den anliegenden Schloten aufstieg. Darunter gähnte ein schier endloser Fall, und schließlich das glitzernde Meer, das weiß gegen die Felsen der Sondraküste schlug. In der letzten lag scheinbar nichts anderes außer der Nebula Umbra, ein Chaos aus Schiffen und Kreaturen, in regelmäßigen Abständen die drei riesigen, meterdicken Masten, umwogt von Takelage und den durchscheinenden Segeln. Lemeska konnte kaum den Bugspriet am Ende des Schiffes erkennen, so gigantisch war sie.

Ezamkhias Delnimes wartete in der Mitte des Decks mit einem rätselhaften Lächeln auf sie, gekleidet in ein goldenes Kettenhemd unter seinem schweren Mantel, die Schnüre waren geöffnet und entblößten seine vernarbte Brust. Er lehnte entspannt auf nur einem Fuß, die Finger seiner linken Hand spielten abwesend mit dem Saum eines riesigen, blaugoldenen Schals, den er sich um die Schultern geschlungen hatte. In der rechten hielt er ein silbernes Gewehr, geformt wie das Maul eines Drachen, mit dem Relief passender Schuppen und Flügel an Lauf und Kolben. Bei seinem Anblick schlug Lemeskas Herz so stark, dass sie glaubte, er müsste es hören, selbst über das Grollen der Triebwerke hinweg.

Neben ihm stand Azurian mit einem hässlichen Grinsen, der wie beiläufig den gespielt tapferen Danja am Kragen packte, als sie sich näherten, und Lukas Fae, der sein übliches, gelangweiltes Lächeln voller Spott zur Schau trug. Doch sie alle verblassten neben dem Captain. Neben ihm wirken sie beinahe farblos.

Sie blieben einige Meter vor den Vieren stehen, und Ezamkhias zog schwungvoll seinen Hut. Die metallenen Federn blitzten auf. „Die wunderschöne Lemeska Bantwell. Ich hoffe, es geht dir gut?", schnurrte er galant, stolzierte auf sie zu und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Fingerknöchel. Seine Bartstoppeln kratzten über ihre Haut.

Das Verlangen schnürte ihr die Kehle zu, und sie schnappte überwältigt nach Luft. „Ich kann nicht klagen", brachte sie hervor, und schalt sich sofort dafür, dass ihre Stimme nicht so fest klang, wie sie es beabsichtigt hatte.

„Das hoffe ich, sonst ist diese Unterredung schnell vorbei", raunte er galant und hob beiläufig das Gewehr.

Lemeska zwang sich, dem Blick aus seinen grauen Augen standzuhalten, und brachte ein Lächeln zustande. Still hoffte sie, es wäre ein verwegenes Lächeln, und nicht so idiotisch, wie es sich anfühlte.

Mit wehenden Gewändern wandte er sich um und tänzelte zu seinem Platz zwischen Azurian und Lukas zurück. „Und natürlich Spook Asem, meinem Freund aus der Bruderschaft der Meriegos. Ich meinte, dir verboten zu haben, einen Fuß auf meine heiligen Planken zu setzen."

Spook Asem schwieg, ohne seinen besorgten Blick von Danja zu wenden, und Lemeska kam der Gedanke, dass sie Ezamkhias genauso ansehen würde, sollte er jemals in Gefahr sein. Sofort ärgerte sie sich darüber. Ezamkhias war niemals in Gefahr.

Außerdem war sein Name für sie immer noch Captain Delnimes. Noch. Still hoffte sie, es würde sich dereinst ändern.

Energisch verscheuchte sie den Unsterblichen aus ihren Gedanken. Sie hatte andere Sorgen.

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