Kapitel 44: Lake of Fire

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"Where the bad folks go when they die?
They don't go to Heaven where the angels fly
Go to a lake of fire and fry
See em' again 'til the 4th of July"

(Nirvana - Lake of fire)

- Negan-

Professor Doktor Martens läuft vor der an die Wand projezierten Folie auf und ab. Streicht sich über sein absolut lächerliches Ziegenbärtchen und mustert seine Studenten durch seine nicht weniger lächerliche, runde Brille. Obwohl dieses Rumpelstilzchen zum Schreien komisch aussieht und dazu- Gerüchten zufolge- noch stockschwul ist, mag Negan ihn irgendwie. Seine Vorlesung zur klinischen Psychologie ist die einzige, die er halbwegs regelmäßig besucht. Außerdem sitzt er immer schräg hinter Amanda und hat damit einen prächtigen Ausblick auf ihre großartigen Möpse.
"Ich fasse also noch mal zusammen: Eine Persönlichkeitsstörung liegt nur dann vor, wenn eine beschreibbare Persönlichkeitspsychopathologie vorliegt und die Eigenschaften bzw. Merkmale zu subjektivem Leiden oder deutlichen psychosozialen Beeinträchtigungen führen.", fachsimpelt Martens, einige dieser Voltrottel, die ihr Studentendasein so verdammt wichtig nehmen, schreiben tatsächlich eifrig mit, obwohl Martens das im Laufe der Vorlesung schon mindestens zehn Mal gesagt hat. Negan schaut zu Amanda. Man, wie ihre Titten beim Schreiben wackeln. Er sollte sich, wenn sie dann mal fertig ist mit dem Studium und die Praxis ihres Daddys übernimmt, einen Termin bei ihr machen. Und ihr dann ihr mickriges Hirn rausvögeln. Der Gedanke lässt ihn leise lachen.
"Kann einer von Ihnen die Merkmale einer dissozialen Persönlichkeitsstörung wiederholen? Ähm...Mister...?"
Prof. Dr. Rumpelstilzchen schaut ihn an. Sein Lachen war wohl doch nicht so leise. Negan löst widerwillig seinen Blick von Amandas Möpsen und schaut zu Martens. Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und räuspert sich.
"Negan, nenn mich einfach Negan. Dieses förmliche Getue können Sie sich bei mir sparen. Macht doch alles viel leichter, oder?"
Einigen seiner Komilitonen, diese untervögelten, humorbefreiten Wichtigtuer, deren Daddys und Mommies das Studium bezahlen, damit sie mal mit ihren akademischen Titeln protzen können, obwohl sie ungefähr so viel Hirn haben wie eine Scheibe Toastbrot, klappt der Mund auf. In ihren Augen grenzt sein Verhalten an Blasphemie. Er kann darüber nur lachen. Diese aufgeblasenen Profs und Docs bilden sich so schon genug auf ihre verfickten Titel ein, man muss ihnen nicht noch in den fetten Arsch kriechen.
"Ein Merkmal für eine dissoziale Persönlichkeitsstörung ist die Missachtung sozialer Normen.", fährt Negan lächelnd fort, "Personen mit solchen Persönlichkeitsstörungen neigen zu einem übertriebenen, impressionistischen Sprachstil. Sie können oftmals keine dauerhaften Beziehungen eingehen, zeigen impulsives oder aggressives Verhalten, ihnen fehlt das Schuldbewusstsein, sie bieten plausible Rationalisierungen für ihr Fehlverhalten. Während Psychopathen meistens funktional, sozial integriert, charmant, verlogen sind, grenzen sich Soziopathen ab. Scheiße...wüsste ich es nicht besser, würde ich denken, ich bin ein verdammter Psychopath. Aber wir studieren ja nicht Psychologie, um uns selbst zu diagnostizieren, nicht wahr?"
Über Martens Gesicht huscht ein schiefes Grinsen. Er nickt kurz.
"Sehr gut. Und vielen Dank für die eindrucksvolle Demonstration sozialen Fehlverhaltens."

- 2 Monate später -

Negan tritt aus dem Studentenbüro und faltet seine Exmatrikulation zusammen, damit er sie in seine Hosentasche stopfen kann und zündet sich eine Zigarette an. Das war's also.
"Hi, Negan.", ruft ihm eine scharfe Blondine beim Vorbeigehen zu. Er sieht ihr mit gerunzelter Stirn hinterher. Hat er sie gevögelt? An diesen Arsch müsste er sich doch erinnern! Er zuckt die Schultern. Er hat jetzt Lucille, Blondchen kann ihn mal am Arsch lecken.
Beinahe wäre er in die Person geprallt, die plötzlich vor ihm stehen geblieben ist. Er schaut nach unten. Professor Rumpelstilzchen, der ihn durch seine runde Brille mustert.
"Negan, schön Sie zu sehen.", begrüßt er ihn, "Sie haben sich nicht wirklich exmatrikuliert, oder?"
"Doch, Professor." Negan zieht ein letztes Mal an seiner Zigarette und tritt sie dann aus.
"Weil Professor Duncan Ihr Stipendium gestrichen hat?", hakt Martens nach.
"Auch.", gibt er einsilbig zurück.
Martens wiegt leicht den Kopf und mustert ihn erneut.
"Falls das der Grund ist...", sagt er nach einer Weile, "Wäre ich bereit, Sie in mein Stipendienprogramm aufzunehmen."
Negan blinzelt erstaunt. Hat er ihm gerade wirklich ein Stipendium angeboten? Wieso zur Hölle tut er das?
"Sie würden sich damit zum Gespött der gesamten Uni machen, Professor. Sie kennen meinen Ruf hier."
Martens grinst schief und zuckt mit den Schultern.
"Darauf gebe ich nicht viel. Ich sehe in Ihnen großes Potential, Negan. Sie könnten, wenn sie die Sache ein wenig ernster nehmen würden, einer der Besten hier sein. Mit der richtigen Förderung könnten sie es weit bringen. Sehr weit."
Er grinst Martens an.
"Das sagen sie jetzt aber nicht alles, weil sie mich mal durchknattern wollen, oder?"
Martens sieht missbilligend zu ihm auf.
"Nein. Ich hege keinerlei sexuelles Interesse an Ihnen. Ich halte Sie nur wirklich für sehr fähig und würde gerne mit Ihnen zusammenarbeiten. Also- was sagen Sie?"
Wow. Man hatte schon vieles über ihn gesagt, aber dass er Potential noch nie. Obwohl...Mrs. Grace, seine Lehrerin in der ersten Klasse, hatte mal etwas derartiges gesagt...
Es ist wirklich ein verlockendes Angebot. Klar, das College ist eine absolute Deppenversammlung, aber er könnte weiter studieren, bei Lucille bleiben. Hier ist er der King. Zuhause ist er der Sohn einer Säuferin, der kleine Bruder eines genauso versoffenen Barbesitzers, der Bruder eines Mädchens, dass sich selbst erhängt hat. Ein Versager. Ein Niemand. Mit einem Stipendium könnte er... Scheiße. Es geht nicht.
Er schüttelt mit dem Kopf.
"Sorry, aber nein. Mein Bruder ist ein Alkoholiker mit ner Bar. Er braucht mich. Ich bin der einzige, den er noch hat. Schulden müssen abbezahlt werden und...", murmelt er, starrt auf seine Füße.
"Verstehe.", entgegnet Martens, "Das ist wirklich schade. Ich wünsche Ihnen dennoch alles Gute. Lassen Sie Ihren Geist nicht verkommen, verschwenden Sie ihr Potential nicht hinter einer Bar. Machen Sie etwas aus sich, nutzen Sie Ihr Können für etwas Sinnvolles, Gutes."
Negan nickt. Er fühlt sich plötzlich wie ein kleiner Schuljunge. Martens klopft ihm noch einmal kurz auf die Schulter und geht. Dabei pfeift er.

The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)Where stories live. Discover now