Kapitel 32: Wolfsjagd

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Sie kniet vor ihm und greift wie ferngesteuert nach seinem Penis. Irgendetwas geht in diesem Moment in ihr kaputt. Es ist, als würde der Fels, an den sie sich die ganze Zeit klammern konnte, brechen. Ihre Finger gleiten ab und sie stürzt in die tosenden Wellen, die über ihr zusammenschlagen. Sie gerät in einen Strudel, wird nach unten gezogen. Dort unten wartet das Nichts auf sie, nur gähnende Leere.
Ihre Augen füllen sich mit Tränen.

Plötzlich ertönt ein Rauschen, es kommt von dem Funkgerät an Negans Gürtel. Dann ertönt eine blecherne Stimme.
"Sir? Wir haben zwei Wölfe. Wir sind im Sektor O5, ungefähr 3 Meilen nördlich vom Highway."
Für ein paar Sekunden herrscht Stille. Eden hockt vor Negan und starrt auf das Funkgerät. Die Information braucht eine Weile, um in ihr Hirn zu gelangen. Dann begreift sie. Sie haben zwei von ihnen aufgespürt. Sie schließt für einen Moment die Augen und sieht sie wieder vor sich. Riecht ihren Gestank. Hört ihr Lachen. Auf einmal ist ihr sehr kalt.

"Eden?" Die Stimme klingt als wäre sie sehr weit weg. Als würde sie unter Wasser treiben. Verwirrt schaut sie nach oben. Negan hat sich bereits die Hose wieder hochgezogen, die Kälte ist aus seinem Blick verschwunden. Er geht vor ihr in die Hocke, hält ihr ihre Kleidung hin.
"Packst du das?", fragt er leise und in seinen Augen liegt etwas, was sie dort noch nie gesehen hat: Reue.
"Ich kann das auch alleine machen.", fügt er hinzu, "Mir wäre es sogar lieber, wenn du..."
Sie schüttelt entschlossen den Kopf, greift nach ihren Klamotten und zieht sich an.
"Ich muss das machen.", sagt sie schlicht. Ihre Stimme ist kühl, was Negan offensichtlich nicht entgeht, denn er mustert sie kurz.
Als sie sich angezogen hat, steht er vor der Tür, Lucille über der Schulter und ihren Schläger in der anderen Hand. Er sieht aus wie immer: gefährlich, unberechenbar, eiskalt. Doch diesmal passt etwas nicht ins Bild. Seine Augen. Er sieht fast ein wenig niedergeschlagen aus.
Sie zieht ihm den Schläger aus der Hand und geht wortlos an ihm vorbei.

Der schwarze Jeep rast über die Landstraße. Im Inneren herrscht eisiges Schweigen. Eden hat die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtet die nächtliche Landschaft, die an ihr vorbei zieht.
Negan hat wieder die Country CD eingelegt, ab und an wirft er ihr einen Blick zu.
"Ich hab...vielleicht ein bisschen überreagiert.", sagt er schließlich unbeholfen. Man merkt, dass er keine Übung im Entschuldigen hat. Dass er selten so etwas wie Reue empfindet.
Plötzlich tauchen zwei Beißer auf der Fahrbahn vor ihnen auf, Negan bremst abrupt ab, dennoch erfasst der Wagen eine der Matschbirnen. Krachend landet sie auf der Frontscheibe, ihr Körper platzt auf und ein Schwall Glibber und gammliger Eingeweide ergießt sich über die Scheibe.
"Ups.", sagt Negan ungerührt und schaltet die Scheibenwischer an, die den Glibber nur noch mehr auf dem Glas verteilen, "Da muss Fat Joey morgen wohl mein Auto putzen. Bisschen Bewegung tut ihm gut."
Eden verzieht angeekelt das Gesicht, als ein Stück Darm vor ihrem Sichtfeld hin und her geschoben wird.
"Du fährst wie ein Rentner.", kommentiert sie seinen Fahrstil. Tatsächlich fahren sie im Moment nur um die 50 km/h.
Negan wirft ihr einen verächtlichen Blick zu, gibt dann aber wieder Gas.
"Es tut mir leid.", sagt er schließlich.
Eden seufzt.
"Was genau tut dir leid?", fragt sie, in ihrer Stimme liegt ein gereizter Unterton. Sie sieht ihn herausfordernd an. Er wirft ihr einen kurzen Seitenblick zu.
"Na, bestimmt nicht, dass ich diesem jämmerlichen Waschlappen eine in die Fresse gehauen hab. Wenn er seine Finger nicht bei sich behalten kann...", knurrt er.
"Das sollte es aber. Er ist ein netter Kerl. Er kann nichts dafür, dass ich ihn angelächelt hab. Er wusste nicht, dass ich deine Frau bin. Und er hat seine Finger bei sich behalten!"
Negan grummelt irgendetwas leise vor sich hin.
"Wie bitte?", hakt Eden nach.
"Männer sind nur dann nett zu einer Frau, wenn sie sie ficken wollen."
"Falsch. Du bist nur nett, wenn du...", will sie ihn korrigieren, unterbricht sich dann aber selbst, "Nein. Nicht mal dann bist du nett."
Jetzt lacht er. Seine Laune scheint sich mit jedem Meter, dem sie der bevorstehenden Hinrichtung näher kommen, zu verbessern.
"Aber genau das gefällt dir ja so an mir, nicht wahr?" Er schenkt ihr sein bezauberndstes Lächeln.
Langsam wird sie wirklich weich, was ebenfalls der Vorfreude auf ihren bevorstehenden Rachefeldzug zu verdanken ist.
"Es geht mir eher furchtbar auf die Nerven.", sagt sie, aber ihr Tonfall ist ein wenig milder.
"Tzzz.", macht er, "Erzähl keinen Scheiß. Du stehst nicht auf nett. Keiner tut das. Nett ist scheißelangweilig."
Da hat er recht. Zumindest war das immer so. Jetzt, wo die netten Menschen eine aussterbende Art geworden sind, sehnt sie sich plötzlich danach. Wie wäre es wohl, mit einem Mann zusammen zu sein, der Rosenblätter ausstreut, sie zum Essen ausführt, mit dem sie Blümchensex hat...?

The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ