Kapitel 10: Oceanside

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"War das meine Strafe?", fragt Eden, "Das Schweigen, meine ich?" Sie trocknet sich die Haare. Eines der nervigsten Dinge an diesem Ort, ist, dass es kein fließendes Wasser gibt. Um sich zu waschen, muss man kaltes Wasser aus einem Eimer benutzen. Was würde sie für eine warme Dusche geben! Negan fläzt auf ihrem Bett und spielt mit dem Messer, was sie unter ihrem Kissen versteckt hatte. Er hat es wohl gefunden, als sie im Badezimmer war. "Strafe? Wofür?", fragt er und lässt seinen Daumen über die Klinge fahren, "Und warum hast du ein Messer unter deinem Kissen? Dein Messer!...hast du das aus meinem Zimmer geklaut?!" Eden zuckt die Schultern. Sie hat beschlossen, ihm nichts von Davie zu erzählen. Vorerst zumindest. Solange wird sie sich vor diesem Ekel in Acht nehmen und ihn ein bisschen im Auge behalten- das kriegt sie auch ohne Negan hin. "Fühlt sich sicherer an. Und ich hab's nicht geklaut. Es gehört mir.", sie lässt sich neben ihm auf das Bett fallen, "Und du weißt, was ich meine."
"Für deine Aktion in Hilltop?", entgegnet er. Sie nickt. "Tja...was soll ich sagen? Ich bin froh, dass du dazwischengegangen bist." Edens Mund klappt auf. Sie starrt ihn ungläubig an. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Dass er froh, froh!, darüber ist, dass sie ihm nicht gehorcht hat? Er lächelt und drückt mit dem Zeigefinger ihre Kinnlade wieder nach oben.
"Das war dämlich. Ich war...nicht in allzu guter Verfassung. Hätte ich der ollen Schachtel das Hirn zermatscht, hätte das nur Probleme gegeben. Ich war nur sauer, weil du- mal wieder- weggelaufen bist. Und das, und ich sage es wirklich zum aller, aller letzten Mal, ist wirklich ein riesengroßes Nein. Nein, nein, nein." Er wackelt mit dem Zeigefinger vor ihrem Gesicht herum.
"Ich bin kein Hund.", entgegnet Eden spitz.
"Leider. Du bist eher ein sturer, alter Esel." Eden funkelt ihn böse an. Er lacht über seinen Kindergartenwitz.
"Aber noch einmal dazu, dass du froh über mein Einschreiten warst...", beginnt Eden voller Genugtuung, "Meinst du nicht, dass ich dich da ein bisschen...naja...blamiert habe? Jedenfalls haben mich hier alle angesehen, als wäre ich totgeweiht."
Negan wirft das Messer gelangweilt von einer Hand in die andere.
"Gut so. Die sollen ruhig alle denken, dass ich unfehlbar bin. Und das Ungehorsam gnadenlos bestraft wird. Ich kann ihnen ja sagen, dass du zur Strafe ganz schmutzige Sachen machen musstest.", er zwinkert ihr zu, "Das würde sich übrigens glaubwürdiger anhören, wenn du das wirklich tun würdest..."
Eden rollt mit den Augen. Notgeiler, alter Bock!
"Diese scheiß Abstellkammer war ja wohl schmutzig.", faucht sie. Negan schüttelt sich vor Lachen.
Eden mustert ihn kritisch, bis er sich wieder beruhigt hat. "Seit wann bist du dahingehend so entspannt?", fragt sie misstrauisch, "Ich meine, du hast ganz schöne Stimmungsschwankungen. Vielleicht solltest du mal zu Carson."
Negan seufzt. "Ich hatte ne schlechte Phase, okay? Jetzt reite nicht darauf rum. Keiner hier zweifelt meine Autorität an. Die Hilltops und wir sind cool miteinander. Und wir beide haben uns versöhnt. Ist doch alles supidupi."
"Und wodurch kam es zu dieser 'schlechten Phase'?", bohrt sie weiter.
"Eden.", sagt er warnend.
"Ich will das wissen. Dann kann ich dir das nächste Mal gleich aus dem Weg gehen und muss mir deine Arschloch-Attitüde nicht antun." Er fährt sich über den Bart, ein Zeichen dafür, dass er hochgradig genervt ist.
"Du bist unmöglich.", knurrt er. Eden sieht ihn nur auffordernd an. Sie ist jetzt so weit gegangen, jetzt wird sie nicht nachgeben.
"Also schön.", seufzt er, "In einem meiner Außenposten gab es eine Art...Aufstand. Ein paar Leute dort dachten, sie könnten auf mich verzichten. Sie haben die anderen aufgewiegelt und gegen mich aufgehetzt. Sie haben alle, die mir gegenüber noch loyal waren umgebracht. Darunter einer, den ich schon sehr lange kannte. Er war hier von Anfang an dabei...und naja, das hat mich alles natürlich mörderisch angepisst."
Eden weiß nicht, was sie sagen soll. Negan sieht nicht so aus, als würde er sonderlich um seinen Freund trauern. Sie kann sich nicht einmal vorstellen, dass jemand wie er überhaupt Freunde hat. Andererseits....wenn sie daran zurückdenkt, wie er in jener Nacht aussah... "Scheiße.", sagt sie schließlich, "Tut mir leid."
Er nickt. "Ja. Dein Messer ist übrigens stumpf wie Sau." Demonstrativ fährt er über die Klinge. Eden ignoriert sein Ablenkungsmanöver.
"Und was hast du mir den Verrätern gemacht?", fragt sie leise, "Lucilled?"
"Sagt man das so? Lucilled? Gefällt mir!" Eden zieht die Brauen nach oben. Negan seufzt erneut.
"Ja, hab ich. Und glaub mir, dass war ne gottverdammte Schweinerei."
Eden kann ihn nicht mehr ansehen. Sie sieht wieder, wie er diesem Jungen den Schädel einschlägt. Wie er gelacht hat. Und das Blitzen in seinen Augen.
"Siehst du. Deswegen will ich dir sowas nicht erzählen. Es stößt dich ab.", hört sie Negan sagen. Erstaunt dreht sie sich zu ihm um.
"Dich interessiert, was ich denke?"
Er mustert sie für einen Moment schweigend.
"Ich fürchte, ja.", sagt er dann. Er klingt, als wäre er selbst darüber erstaunt.

The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)Where stories live. Discover now