46. Kapitel

21.7K 816 21
                                    

„Emilio! Ich werde diese Tür jetzt wieder öffnen und ich hoffe, dass du nicht auf die Idee kommst, mich anzufallen. Denn dann könnte es passieren, dass ich ungemütlich werde. Dann musst du leider noch eine Weile da drin ausharren. Bist du in menschlicher Form? Antworte mir, Kumpel.“ Einerseits konnte ich das Lachen nur schwer zurückhalten, während Evan durch die Tür mit seinem besten Freund redete, denn es wirkte einfach zu absurd. Doch andererseits war der Anblick einfach nur herzzerreißend. Mit dem Rücken an die Tür gelehnt, saß Evan vor einem Raum und wartete auf eine Antwort von der anderen Seite. Die Trauer und Verzweiflung waren ihm deutlich anzusehen. Ich konnte nur allzu gut nachempfinden, wie es ihm ging. Es musste schon echt schrecklich sein, damit rechnen zu müssen, dass der eigene beste Freund einen angreift sobald man ihm die Tür öffnet. „Evan. Lass mich hier raus. Bitte.“, erklang es auf einmal schwach aus dem Raum, zu welchem besagte Tür führte. Sofort hellte sich Evans Miene etwas auf und er stand langsam auf. „Versprichst du mir, mich nicht anzugreifen und mich erklären zu lassen?“, fragte er forschend. „Ja.“ Erleichtert drehte Evan den Schlüssel im Schloss herum und zog die Tür ein wenig auf. Zum Vorschein kam ein zerzausten Emilio, der sich gleich von Evan umarmen ließ. Manche würden auf diese Umarmung mit dummen Sprüchen reagieren. Einfach, weil sie den Sinn nicht verstanden. Zwei erwachsene Männer, die sich erschöpft in die Arme fielen. Auf mich wirkte diese Situation ein wenig niederschmetternd. Diese beiden Männer hingen so sehr aneinander und doch sah der eine seinen besten Freund als Bedrohung an. Wer so etwas durchmachte, würde höchstwahrscheinlich nicht anders reagieren, als die beiden jetzt. Sie waren einfach nur erleichtert wieder Vertrauen zueinander haben zu können. Denn auch Emilio befand sich in stetiger Lebensgefahr, sobald er die Kontrolle verlor, so viel hatte ich schon gelernt. Denn dann würde Evan eingreifen müssen, was so viel hieß wie: Er musste die Gefahr für sein Rudel aus der Welt schaffen. „Sie haben sie mir weggenommen.“, brachte Emilio plötzlich benommen hervor. „Wir werden sie holen. Gleich nachdem mein Bruder wieder bei mir ist und ich mir sicher sein kann, dass ihm nichts geschieht.“, versprach Evan ruhig und sah dabei Emilio fest in die Augen. Dieser nickte und wandte sich dann mir zu. „Es tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest. Ich versuche es nicht noch einmal vorkommen zu lassen. Aber wie du mittlerweile sicherlich weißt, eine Garantie gibt es bei Werwölfen nicht.“ Ich nickte ihm kurz zu, als Zeichen, dass ich seine Worte verstanden hatte. Evan stellte sich wieder dicht hinter mich und legte seine Arme fest um mich. „Ich habe Angst um dich, Feya.“, flüsterte er mir leise ins Ohr und wieder wurde mir die Ernsthaftigkeit der Situation bewusst. Wir begaben uns in das Gebiet eines Werwolfes, der einen tiefen Hass gegen Menschen hegte und mich ohne auch nur mit der Wimper zu zucken umbringen würde. Was hatte ich mir nur dabei gedacht mitkommen zu wollen?! Aber ich musste es für Evan tun. Mir war bewusst, dass es ihm helfen könnte, zu wissen, dass ich hinter ihm stand und ich wusste auch, dass es meine Bestimmung, fast schon meine Pflicht war, diesem Mann entgegen zu treten. Auch wenn ich dabei Schaden nehmen würde, ich würde es mit Stolz tun. Ich war mir nicht sicher, warum sich meine Sicht auf das ganze Rudelzeug so verändert hatte, doch plötzlich spürte ich eine tiefe Verbundenheit mit jedem Werwolf um mich herum. Ich wollte für sie da sein und wäre bereit gewesen für sie zu sterben.

„Lasst uns aufbrechen. Die anderen erwarten uns bereits draußen.“, forderte Lilian mich und Evan auf und ich erhob mich und wollte ihr vor die Tür folgen, doch Evan hielt mich zurück. „Geh schon mal vor, Lil. Ich möchte noch kurz mit Feya reden.“, sagte er zu seiner Schwester und sah mir dabei unentwegt in die Augen. Lilian nickte ihm kurz zu, lächelte mich an und verließ dann den Raum. „Ich kann dir gar nicht oft genug sagen, wie viel es mir bedeutet, dass du bereit bist mich dorthin zu begleiten. Du schiebst in größerer Gefahr als wir anderen alle zusammen. Das ist dir hoffentlich bewusst. Du kannst dich immer noch um entscheiden.“, sprach er langsam und ich konnte nicht anders als den Kopf zu schütteln und ihn in die Arme zu schließen. „Ich lasse dich nicht alleine, Evan. Und auch das Rudel lasse ich nicht im Stich. Wenn ich mich lieber vor der Gefahr verstecke, was bin ich dann für eine Rudelführerin, mein Rudel in den Kampf, oder auch einfach nur der Gefahr entgegen, zu schicken und selbst in Sicherheit zu bleiben? Ich komme mit und ich habe keine Angst, zumindest kaum. Denn ich weiß, dass mir nichts passieren kann, solange du bei mir bist. Das würdest du nicht zulassen. Also komm. Wir holen deinen kleinen Bruder da raus und dann wird alles gut.“, erwiderte ich mit ruhiger Stimme und ließ ihn dabei nicht los. „Womit habe ich dich nur verdient?“, murmelte Evan in mein Haar und drückte mich noch einmal fest an sich bevor er mich losließ und seine Finger mit meinen verschränkte. So traten wir vor die Tür, wo uns bereits eine Gruppe Werwölfe empfing. „Gut festhalten, meine Fee.“, ermahnte Evan mich, bevor er sich verwandelte und mich auf seinen Rücken klettern ließ.

So, nach viel zu langer Zeit bin ich wieder da. Es tut mir aufrichtig leid, dass so lange nichts mehr kam, aber ich hatte einfach keine guten Ideen. Die habe ich jetzt leider immer noch nicht, aber ich gebe mein Bestes. Bitte sagt mir, ob das in Ordnung war und was ich ändern muss für die nächsten Kapitel.
Aber es werden nicht mehr viele kommen. Diese Geschichte neigt sich dem Ende zu und es fällt mir schwer, aber alles muss irgendwann ein Ende haben. Wie viele Kapitel noch kommen werden kann ich noch nicht sagen, und auch nicht wann, aber ich gebe mir Mühe diese Geschichte noch während meiner Schulferien zu beenden.

Des Rudels Luna Où les histoires vivent. Découvrez maintenant