22. Kapitel

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Lesenacht Nr. 1. -  Kapitel 2

(Rückblick)
Der Zehnjährige lief mal wieder mit seinen Freunden durch den Wald. Natürlich blieben sie nicht dort wo ihre Mütter es ihnen erlaubten, sondern liefen noch um einiges weiter hinein. Anders wäre ja auch langweilig. Sie wollten Abenteuer erleben und welche Mutter wusste schon wie man Abenteuer erlebt? Richtig. Keine. An diesem Tag lag ein leichter Bodennebel im Wald, was das ganze noch viel spannender machte. Sie liefen immer weiter. Irgendwann waren sie auf einer Lichtung angekommen, auf der der Nebel besonders dicht war. Einer von seinen Freunden fragte auf einmal: „Hat eigentlich irgendwer von euch auf den Weg geachtet? Ich nämlich nicht. Wo sind wir hier? Hier riecht es komisch.“ Jemand antwortete: „An einem Ort an dem ihr nicht sein solltet.“ Erschrocken guckten die fünf Jungen sich an. Diese Stimme war zu tief um einem von ihnen zu gehören und sie waren sich alle sicher, dass keiner von ihnen den Mund aufgemacht hatte. Er sah sich um. Sie waren nur noch zu viert. „Tony? Das ist nicht mehr witzig! Komm raus!“, rief er laut. Doch er bekam keine Antwort. Stattdessen hörte er wie sich schwere Schritte näherten. Und zwar nicht nur aus einer Richtung. Panisch drehten die verbliebenen vier Jungen sich im Kreis. Suchten ihren verschwundenen Freund. Dann auf einmal wurde ihnen ein lebloser, blutender Körper aus dem dichten Nebel entgegen geworfen. Er landete vor ihren Füßen. Aus starren, toten Augen starrte Tony sie an. Nun stieg die Angst noch weiter an. Plötzlich schoss ein Kopf aus dem Nebel hervor und packte einen weiteren Jungen mit den scharfen Reißzähnen. Der Kopf glich dem eines Wolfes, doch war er dafür viel zu groß und die Augen glühten in einem äußerst eigenartigen Farbton. Rot. Die nächste Leiche landete auf der Lichtung. Blutüberströmt und mit fehlendem Kopf. Dieser wurde hinterher geworfen. Die Jungen rückten näher zusammen. Hektisch um sich blickend. Dann rannten sie. Rannten um ihr Leben. Sich nicht einmal bewusst wohin. Doch sie rannten. Sie wollten nicht einfach so aus dem Nichts gepackt und getötet werden. Sie wollten versuchen zu überleben. Während sie rannten hörten sie die Schritte ihrer Verfolger. Schwere Schritte, die gleichmäßig über den Waldboden trommelten. Schritte von Vierbeinern. Sie beschleunigten. Versuchten dem beinahe unausweichlichen Tod doch noch zu entkommen. Ein weiterer Junge wurde im Laufen gepackt und die Wölfe, nicht etwa normale Wölfe, nein, riesige monströse Wölfe, rissen ihm den Kopf ab. Die geschundene Leiche ließen sie liegen und nahmen die Verfolgung der verbliebenen zwei Jungen auf. Hätte deren Mutter ihnen doch nur erklärt was sie waren und, dass dieses Gebiet, in welches sie vorgedrungen waren einem skrupellosen Rudel Werwölfe, die alles töteten was ihnen im Weg war, gehörte. Vielleicht hätten sie dann zweimal darüber nachgedacht es doch zu betreten. Die Jungen rannten und rannten. Als sie merkten, dass ihre Kräfte nachließen kletterten sie einen Baum hinauf. Der Kleinere rutschte ab. „Aiden. Hilfe!“, schrie er als er fiel. Der Angesprochene versuchte seinen besten Freund zu packen, griff jedoch ins Leere. Der Fallende schlug hart auf dem Boden auf und die Wölfe stürzten sich auf ihn. Verstümmelten den Toten. Und sein auf dem Baum sitzender Freund sah all das mit an. Weinte stumm. Wollte die Biester nicht auf sich aufmerksam machen. Doch dann rutschte auf einmal auch er ab. Im letzten Moment bekam er einen Ast zu fassen und hing nun in der Luft. Direkt über dem Schauplatz des brutalen Mordes. Einer der Wölfe bemerkte ihn, sprang und seine Zähne straffen das Bein des hilflosen Jungen. Glitten durch sein Hosenbein ins Fleisch. Der Junge schrie vor Schmerz. Zappelte mit den Beinen und versuchte gleichzeitig sich festzuhalten. Zu seinem Glück ließ der Wolf ihn los und er konnte sich hochziehen. Die Narben am Bein würde er ewig behalten. Sie würden ihn immer an diesen schrecklichen Tag erinnern. Als man ihn am nächsten Morgen auf dem Baum fand, nahm man ihn wieder mit nach Hause. Versorgte seine Wunden. Zumindest die Äußerlichen. Doch um die tiefe Wunde in seiner Seele kümmerte sich niemand. Bis heute nicht.

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now