48. Kapitel

19.9K 818 10
                                    

Feyas Sicht:
Entsetzt sah ich auf den jungen Mann hinunter, der sich auf seinem Bett zusammengerollt hatte und augenscheinlich schlief. Was hatte er getan, dass er so viel Pech hatte. Erst wurde ihm verwehrt seine Mate zu sehen und dann wurde sie auch noch umgebracht. „Feya. Komm mit, wir können nichts für ihn tun.", sprach Evan mich an und hielt mir seine Hand hin. „Aber du kannst ihn doch jetzt nicht hier so einfach alleine lassen!", protestierte ich und weigerte mich aufzustehen. „Es ist besser so. Wenn er alleine ist bekommt er vielleicht die Chance sie in seinem Traum ein letztes Mal zu treffen, bevor sie zu den Ahnen geht. Noch ist ihre Seele bei uns, in etwa ein bis zwei Stunden wird sie gehen. Dann kriegt er diese Möglichkeit nicht mehr. Also komm. Hoffen wir für ihn, dass sie zu ihm kommt.", redete Evan auf mich ein und ich griff seufzend nach seiner Hand. Vor der Tür hatten sich alle anderen versammelt und schauten uns besorgt an. „Emilio hat seine Mate verloren.", unterrichtete Evan die anderen von dem Elend ihres Rudelmitgliedes und erntete bestürzte Blicke von allen Seiten. „Wenn irgendwer dieses Zimmer betritt und ihm somit die Chance raubt seine Mate ein letztes Mal im Traum zu treffen, kriegt er es mit mir zu tun.", fügte Evan knurrend hinzu und sah alle einmal streng an. Sie nickten und zogen dich langsam zurück. Evan ging mit mir wieder in unser Zimmer und ließ sich dort einfach aufs Bett fallen. „Womit hat er das verdient? Warum muss gerade er so ein Pech haben?", flüsterte Evan und sah mich mit einem Blick voller Schmerz an. Er fühlte mit Emilio mit und verstand seinen Schmerz, aber da war noch etwas, was ihm Sorgen und Schmerzen bereitete. „Was passiert jetzt mit Emilio? Du sagtest mal zu mir, an der Trauer würden die meisten Werwölfe sterben.", wollte ich wissen. Evan sah mich an und schien zu überlegen. Dann fing er an zu erzählen: „Das ist wahr. Werwölfe können am Verlust der Mate sterben, doch die Wahrscheinlichkeit, dass sie aufgrund des Todes ihres Seelenverwandten, mit dem sie noch nicht verbunden sind, sterben ist relativ gering. Und sollte er wirklich sterben, dann wird das in der nächsten Stunde passieren, in der Emilio sich entscheiden kann, ob er hier bei uns bleibt und mit dem Verlust klar kommt, oder ihr ins Reich der Ahnen folgt. Wenn wir in zwei Stunden nach ihm sehen und er noch atmet, hat er sich für uns entschieden. Atmet er nicht mehr, nun ja, ist seine Entscheidung auf sie gefallen und er ist auf dem Weg ins Reich der Ahnen. Dann gibt es da noch einen anderen Fall, der aber nicht so häufig vorkommt. Selbstmord. Ist ja verständlich, dass nicht so viele sich das Leben im Nachhinein nehmen, wo sie doch schon vorher die Möglichkeit hatten freundlich und ohne Schmerzen ihrem Mate zu folgen." Er atmete einmal tief durch. „Ich habe Angst, Feya. Was wenn er sich für sie entscheidet? Was soll ich nur ohne ihn machen? Er ist mein bester Freund.", fügte er mit brüchiger Stimme hinzu. Ich antwortete ihm nicht, sondern legte mich einfach nur neben ihn, meine Hand griff nach seiner. Dann drehte ich mich und legte meinen Kopf auf seiner Brust ab. Seine Arme schlangen such fest um mich und seine Hände krallte sich auf schmerzhafte Art und Weise in meine Haare, doch ich ignorierte den Scherz. Entstand er doch nur dadurch, dass Evan so verzweifelt Halt suchte und den scheinbar nur bei mir fand.

Als die ersten Sonnenstrahlen mir ins Gesicht schienen, schlug ich die Augen auf. Ich war eingeschlafen. Dabei wollten wir doch noch nach Emilio gucken. Ich ging davon aus, dass Evan auch nicht nach ihm gesehen hatte, denn ich lag immer noch auf seinem Brustkorb. Vorsichtig und mit zitternden Fingern löste ich mich aus der Umklammerung und erhob mich vom Bett. Auf wackligen Beinen stakste ich zur Zimmertür und öffnete diese. Langsam und unsicher trat ich auf den Flur hinaus und ging hinüber zu Emilios Zimmer. Was wenn er sich für seine Mate entschieden hatte? Ich wollte nicht diejenige sein, die Evan von seinem Tod berichtete, doch ich brauchte jetzt Gewissheit. Also drückte ich vorsichtig die Türklinke runter und schob die Tür auf. Hinter mir schloss ich sie wieder und machte einen unsicheren Schritt Richtung Bett, dann noch einen. Tief atmete ich durch und ging den letzten Rest bis zum Bett in der Mitte des Raumes. Zitternd streckte ich meine Hand nach dem Körper unter der Decke aus, stockte jedoch kurz bevor ich ihr berührte. Ich hatte so schreckliche Angst. Dann riss ich mich zusammen und legte meine Hand auf seine Schulter. Sie war warm, also lebte er höchstwahrscheinlich noch, aber ich musste es genau wissen. Also rüttelte ich an seiner Schulter und es dauerte nicht lange, bis er seine Augen öffnete und mich verwirrt ansah. Beinahe hätte ich einen Luftsprung gemacht, doch ich beließ es dabei ihm um den Hals zu fallen.
„Feya. Was ist denn los?“, fragte Emilio mich perplex und ich erwiderte: „Wir waren uns nicht sicher ob du diese Nacht überleben würdest. Es tut mir so leid für dich.“ „Wo ist Evan?“, fragte Emilio plötzlich und ich zeigte zur Wand. „Im Nebenzimmer, wieso?“ „Ich muss ihm sagen, dass es mir gut geht.“

Habs gestern leider vergessen. Deshalb jetzt

Des Rudels Luna Where stories live. Discover now