Kapitel 46

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"Können wir das Gespräch in Ruhe führen oder muss ich schreien um es dir zu verdeutlichen?", setzte ich an und stellte mich dabei hinter den Sofa damit ich mich mit den Armen an der Lehne abstützen konnte. Die Frage war ernst gemeint. "Mir persönlich wäre Ersteres lieber, aber ich befürchte Letzteres ist bei dir wirksamer", fügte ich noch hinzu.

"Ich will immernoch kein Gespräch führen. Für was denn auch? Es wurde alles gesagt", sprach Grant müde und mit geschlossenen Augen. "Das sehe ich etwas anders. Okey, also wir versuchen mal die nette Version", ich holte noch einmal tief Luft bevor ich weiterredete. "Grant, es tut mir leid. Wirklich, ich verstehe dass du sauer bist. Ich hätte nicht zulassen sollen, dass Melanie mit dir spricht, das war falsch. Das Problem ist nur, du redest nicht mit mir und das solltest du. Und damit meine ich nicht deine Beleidgungen, davon habe ich genug. Aber aufjedenfall hätte ich nochmal auf dich zugehen sollen und nicht Melanie. Sie wollte nur helfen, also gib ihr keine Schuld für meinen Fehler. Ich weiß einfach langsam nicht mehr was ich noch tun soll". Grant erhob seinen Kopf  und wandt sich zu mir "Genau das ist es ja. Du sollst gar nichts mehr tun. Lass es einfach bleiben. Ich ziehe nach Seattle und das wars dann. Warum kannst du meine Entscheidung nicht einfach akzeptieren?", meinte er genervt.

"Weil ich dich liebe und dich nicht verlassen werde! Zumindest nicht wegen soetwas. Und ich weiß, dass du das eigentlich auch nicht möchtest". Grant schnaubte "Woher willst du das wissen? Vielleicht war das", er zeigte zwischen uns beiden hin und her "nie so ernst gemeint, wie du es verstanden hast". Schön er wollte mich verletzen, jedoch hatte er die Rechnung ohne mich gemacht. "Da hat Oliver aber etwas ganz anderes behauptet mein Lieber", meinte ich schlagfertig. Grant sah mich überrascht an. "Dein bester Freund ist zu meiner besten Freundin gegangen damit sie nach mir sieht, weil er Angst hatte mir würde es genauso schlecht gehen wie dir. Außerdem hat er noch gesagt du bewegst dich nicht mehr von der Couch und isst nichts mehr", erklärte ich ihm sachlich. Ich war ehrlich zu ihm, vielleicht konnte er damit jetzt auch mal anfangen.

"Toll und sowas nennt sich bester Freund, der ist für mich gestorben", murmelte Grant sauer vor sich hin.
"Er hat genau richtig gehandelt. Denn ohne ihn und Melanie würde ich jetzt immernoch genauso elend herumsitzen wie du und du würdest ohne dass ich es bemerke nach Seattle verschwinden. Apropo, wie kommst du auf die hirnverbrannte Idee einfach abzuhauen? Du kannst mich nicht einfach so zurücklassen. Du kannst dich nicht einfach von mir trennen nur wegen soetwas und meinen damit hat es sich, byebye ich bin dann mal weg. Das geht nicht!", maulte ich ihn immer lauter an. Das mit dem 'sich selbst zügeln' musste ich wohl noch etwas üben.

Grant stand auf und sah wütend auf mich herab "Das ist aber nicht nur deine Entscheidung! Ich will keine Fernbeziehung und du weißt ganz genau warum, also akzeptiere es endlich und leb weiter". Drohend kam er um die Couch herum und stellte sich dicht vor mich "Morgen früh bin ich weg und dann kannst du mir endlich nicht mehr auf den Sack gehen".

Ich lachte honisch "Ich soll weiter leben. So wie du oder? Bekommst du ja toll hin Grant. Wirklich ich bin stolz auf dich, wie du hier vor mir stehst in deinem ungewaschenen Pennerlook, sehr überzeugend". Grant war überrascht von meiner Aussage, das konnte ich in seinen Augen sehen. Er sah an sich herab und dann wieder zu mir. Kurz schloß er die Augen und atmete tief ein und wieder aus. Als er die Augen wieder geöffnet hatte war er viel ruhiger als zuvor. "Dann sei doch einfach froh, dass du meinen Pennerlook nicht länger ertragen musst. Du bist mich ein für alle Mal los", meinte er ganz ruhig und lief Richtung Tür. Er öffnete sie "Auf Nimmerwiedersehen Mrs Piers".

Grant wusste genau, wie sehr mich dieses dumme 'Mrs Piers Gelaber' störte. Schon alleine weil er mich provozieren wollte ging ich nicht. Ich lehnte mich rückwärts gegen die Couch und verschränkte meine Arme vor der Brust. Grant verdrehte daraufhin seine Augen. Er kam auf mich zu "Warum kannst du nicht ein Mal tun was man dir sagt?", meinte er und packte mich sogleich am Arm um mich rauszuschleifen. Ich entrieß ihn ihm "Weil du nur willst, dass ich gehe, weil du genau weißt, dass du irgendwann nachgeben wirst", gab ich selbstsicher zurück. So eingebildet war ich in dem Moment.

Grant stand nur da und wusste anscheinend nicht so recht, was er nun machen sollte. Tja, er konnte wohl nicht so gut mit dieser Erkenntnis umgehen. Ich stellte mich dicht vor ihn, nur wenige Zentimeter trennten uns noch. Meine Hände legte ich auf seine Wangen. Bei der Berührung schreckte er kurz zurück, es waren nur wenige Millimenter, aber bemerkbar und ich hätte das am liebsten auch getan, denn eine Art Stomschlag durchzog meinen Körper. Es war keiner dieser Schläge von den Ladungsunterschieden auf der Oberfläche bei denen man sich entläd, sondern ein körperlicher. Wir hatten uns seit einer Weile nicht mehr berührt und standen so nah, während wir uns auch noch auf uns konzentriert hatten. Es war als wäre mit einem Schlag alle Sehnsucht für einander genau konzentriert auf die Stellen an denen meine Hände ihn berührten. Einfach unbeschreibbar und undefinierbar, wie sich das wirklich anfühlte.
Nach seinem kurzen Zurückschrecken blieb Grant jetzt ruhig stehen. Wir sahen uns tief in die Augen. Seine wunderschönen baunen Augen sahen mir direkt in die Seele. Ich vermisste solche Momente zwischen uns so sehr. Ich vermisste ihn so sehr. Mein Blick huschte für einen Bruchteil einer Sekunde auf seine Lippen "Grant", wisperte ich. "Ich vermisse dich", flüsterte ich weiter gegen seine Lippen und kam ihm dabei immer näher.

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In der Liebe geht es manchmal bergauf, manchmal bergab.
Es geht jedoch immer voran.
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Secret desireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt