Kapitel 32: Wolfsjagd

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Sie seufzt herzzerreißend.
"Werden wir jemals...naja, ich weiß nicht...glücklich miteinander sein?", fragt sie leise und sieht wieder aus dem Fenster. Eine kleine Beißerhorde zieht auf dem Feld neben der Straße ihrer Wege. Einer von ihnen hat eine tote Ratte im Maul. Der leblose Körper des Tieres schwingt bei jedem Schritt hin und her.
Er gibt lange Zeit keine Antwort. Man hört den Motor röhren und das leise Dudeln der Musik. Mehr nicht.
"Glück ist relativ. In dieser Welt umso mehr.", sagt er dann, "Aber wenn du mich fragst: Ich denke schon, dass wir das sein können. Ich bin's schon...irgendwie."
Sie wirft ihm einen erstaunten Blick zu. Er ist glücklich mit ihr? Seine Art, dies zu zeigen, ist mehr als gewöhnungsbedürftig.
"Wie müsste es denn sein, damit du glücklich bist?", fragt er und erwidert ihren Blick.
"Pffff...", macht sie und runzelt angestrengt die Stirn, "Ehrlich gesagt, weiß ich das selber nicht."
"Vielleicht...", er grinst schäbig, "Ist das hier ja genau das, was du willst. Ein bisschen Macht- und ein bisschen Unterwerfung."
Sie widerspricht ihm nicht.

Die Saviors haben die Wölfe auf einer kleinen Lichtung gestellt. Als der Jeep dort ankommt und Negan den Wagen so platziert, dass die Scheinwerfer den Wölfen direkt ins Gesicht strahlen und sie blenden, hocken sie auf dem Boden und sind gefesselt. Die Saviors sind zu fünft, sie bewohnen mit einigen anderen eine kleine Siedlung in der Nähe. Bis zur Oceanside sind es nur wenige Meilen, man kann hier bereits die salzige Meeresluft riechen.
Negan stellt den Motor ab und wendet sich an Eden. "Du bleibst erstmal hier im Auto. Ich gebe dir ein Zeichen, wenn du mit auf die Bühne darfst, okay?"
Sie nickt.
"It's showtime!", sagt er grinsend und drückt dann auf die Hupe. Die Wölfe zucken zusammen. Mit verkniffenen Mienen starren sie in das Scheinwerferlicht.
Einer von ihnen heißt Edd. Er war immer besonders ruppig und brutal, und hat es geliebt, ihr ins Gesicht zu spritzen. Den Namen des anderen kennt sie nicht, aber natürlich kann sie sich auch an ihn erinnern. Sie weiß noch, dass er immer leicht nach fauligen Eiern gerochen hat.
Negan hupt erneut, die Abstände werden immer kürzer, bis es ein andauernder, nervenaufreibender Ton ist. Die Wölfe verziehen das Gesicht.
"Ich hab schon immer gern gehupt.", stellt Negan fest, die Hand noch immer auf der Hupe. Langsam nervt es wirklich. Und es wird die Beißer anlocken.
Er zwinkert ihr zu, zieht dann Lucille vom Rücksitz und hört endlich auf, alle in den Wahnsinn zu treiben. Langsam öffnet er die Fahrertür und steigt aus.
"Na? Macht ihr euch schon ordentlich in die Hosen?", ruft er fröhlich. Die Wölfe kneifen irritiert die Augen zusammen, sie werden so von dem Licht geblendet, dass sie ihn nur hören, aber nicht sehen können. Negan tritt vor den Wagen, das Licht umflutet ihn und lässt ihn noch größer, noch dunkler, wirken. Er sieht aus wie ein verdammter Rachegott, wie er da steht, mit angespannter Körperhaltung, Lucille über der Schulter. In diesem Moment begreifen die Wölfe, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat.

Sie reagieren vollkommen unterschiedlich auf diese Einsicht. Edd beginnt zu heulen, er bettelt um sein Leben. Der andere sieht stoisch an Negan vorbei, Trotz breitet sich auf seinem Gesicht aus. Trauer und Akzeptanz. Es ist klar, was abstoßender ist.
Negan baut sich vor den beiden auf.
"Fuck, wo sind denn meine Manieren? Ich hab mich noch gar nicht vorgestellt! Oder hab ich mich schon vorgestellt?"
Edd schüttelt flennend den Kopf.
"Na dann. Negan.", er macht einen kleinen Knicks, "Und das hier ist meine bezaubernde Lucille.", er wedelt mit Besagter vor den Gesichtern der Wölfe herum, "Und sie ist un-fucking-glaub-lich!"
Er macht eine kleine Kunstpause und lässt die Waffe auf seine Opfer wirken.
"Ihr werdet euch sicherlich die ganze Zeit fragen: Heilige, verfickte Scheiße, was will dieser verfickte Bastard von uns? Oder? Das ist doch das, was euch durch eure gammligen Rüben geht?"
Edd nickt.
Negan geht vor ihnen in die Hocke und stützt sich dabei auf Lucille ab. Sein Gesicht ist ganz nah vor dem, der so stur dreinblickt.
"Ich werde es auch verraten: Ich töte gerne. Es macht mir Spaß. Oh man, mein Schwanz wird so richtig groß und hart, wenn Lucille sich durch Knochen, Fleisch und Hirn eines Menschen arbeitet. Dieses schmatzende, saugende Geräusch...erinnert mich an ne richtig feuchte Fotze, versteht ihr?
Ich könnte den ganzen Tag Schädel einschlagen, so geil finde ich es. Aber...", sein Tonfall schlägt von Plauderton zu Ihr-seid-so-gut-wie-tot um, "...leider gibt es nicht mehr so viele Lebende. Und ich will mir ja verfickt noch mal nicht nachsagen lassen, dass ich Schuld am Aussterben dieser großartigen Spezies bin." Er steht wieder auf und sieht auf die beiden herab.
"Also eigentlich lasse ich die Leute am Leben- solange sie einen Nutzen erfüllen. Und da sind wir bei eurem verdammten Problem: Ihr seid so nutzlos, wie...", er überlegt kurz, "...ein fingerloser Eunuch im Fickfestfebruar."
Er lacht über diesen tollen Einfall. Dann wird er wieder ernst.
"Also falls ihr es noch nicht kapiert habt: Ich werde euch töten. Jeden von euch."
Edd sieht zu ihm auf und beginnt dann ein Stück auf den Knien nach vorne zu rutschen.
"Negan...wir haben Waffen, Munition...wir könnten einen Deal machen." Seine Stimme ist hektisch.
Negan schüttelt unerbittlich den Kopf.
"Nein, nein, nein. Mh-mh. Wir hatten einen Deal, ihr habt ihn gebrochen. Ich mach keine verfickten Deals mehr mit euch...Außerdem gibt es da noch jemanden, der mit euch ne verdammte Rechnung offen hat."
Er dreht sich zum Jeep um und nickt Eden kurz zu. Sie schließt für eine Sekunde die Augen und atmet tief durch. Es geht los. It's showtime.

The Girl With The Bat (TWD/Negan FF)Where stories live. Discover now