Kapitel 32

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Liam Part

„…und genau deshalb ist es wichtig, dass Niall anfängt zu rauchen oder ein anderes Suchtmittel bekommt!“ Ich blickte Dr. Jones fassungslos an. Er wollte was?!

„Niall soll… anfangen zu rauchen?!“ Harry starrte den Arzt genauso irritiert und wütend an wie ich. Auch den anderen Jungs schien es so zu gehen. Zayn rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und sah so aus als würde er gleich auf den Doktor losgehen. Einzigundallein Louis hielt ihn zurück.

Er hatte einen Arm um seine Schultern geschlungen und drückte ihn leicht in den Stuhl zurück.

„Ja! Ritzen ist eine Art Sucht für Niall und wenn er ein anderes Suchtmittel bekommt, ist die Chance größer dass er davon wegkommt. Zwar wird er dann Raucher, aber das kann man ja schließlich besser behandeln als Selbstverletzung!“ Mir klappte der Mund noch weiter auf.

Rauchen war BESSER als Ritzen?! Ja okay, es konnte schon stimmen, aber trotzdem! Was ging in diesen Arzt denn bitte vor?!

„Heißt dass jetzt…ich muss anfangen zu rauchen? Also…so echte Zigaretten?“ Niall schaute uns verwirrt an.

Wäre die Situation nicht so ernst gewesen, hätte ich über Niall‘s naive Frage gelacht.

„Ähm… natürlich nur, wenn Sie das auch wollen! Ich meine, zwingen kann ich Sie zu nichts, aber…rauchen ist um einiges besser als sich zu ritzen! Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich es befürworte zu rauchen, im Gegenteil!“ Jones blickte Niall durchdinglich an.

Dieser nickte nur abwesend und spielte mit dem Saum seiner Decke herum. Anscheinend nahm der Arzt das als Zeichen und verabschiedete sich von uns. Er war schon bei der Tür raus, drehte sich aber noch einmal um.

„Könnte ich mit ihnen beiden noch kurz sprechen?“ Er zeigte auf Zayn und Louis. Diese nickte schleunigst und folgten dem Arzt aus dem Zimmer. Als die Tür zuflog, zuckte Niall zusammen.

„Ist alles in Ordnung, Kleiner?“ Ich berührte ihn leicht an der Schulter.

Er fuhr herum und sah mich mit großen Augen an.

Man konnte in ihnen die Angst erkenne.

„He…alles ist okay! Wir stehen das mit dir durch und wenn du das nicht willst, also das mit dem Rauchen, dann musst du das nicht machen! Wir werden einen…“ Ich war völlig in meine Rede vertieft, dass ich zu spät erkannte wie Niall Tränen über die Wangen liefen.

Harry hatte es anscheinend auch erst jetzt erkannt. Sofort nahm er ihn in den Arm und wiegte ihn beruhigend hin und her.

„Shhh…alles ist gut….Shhh“ Ich setzte mich auf die andere Seite des Bettes und stich Niall über den Rücken. „Was ist denn los? Ist es wegen den Zigaretten oder wegen…“

„Nein! Die Zigaretten…sind mir egal! Ich…rauche eh schon seit ein paar Monaten…“ Gestand er kleinlaut und wand dabei seinen Blick beschämt zu Boden.

Er machte WAS?! Das konnte doch nicht stimmen! Wann hatte er denn damit angefangen? Und wieso zum Teufel hatten wir das nicht bemerkt?! Wieso hatte ich das nicht gemerkt?!

„Du…rauchst? Also so richtig…wie Zayn?“ Harry starrte ihn geschockt an.

Niall nickte lediglich. Ich sammelte mich etwas. Schließlich wollte ich ihn nicht anschreien oder gar mehr verletzten. Apropos verletzten. Wenn es nicht die Sache mit den Zigaretten war, wieso weinte er dann?

„Nialler? Wieso weinst du jetzt eigentlich so doll?“ Ich fuhr ihm weiterhin über den Rücken.

„D…as kann ich nicht sagen…“ Er hob kurz seinen Kopf und blickte mich mit seinen großen, blauen, tränenüberfüllten Augen an.

Es tat mir im Herzen weh, ihn so zusehen.

„Aber warum denn nicht? Du kannst uns doch alles sagen!“ Harry schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Doch Niall, senkte seinen Kopf wieder und weinte noch stärker als ohnehin schon. Haz warf mir einen verzweifelnden Blick zu. Auch ich, war an meine Grenzen gestoßen.

„Harry? Könntest du Niall etwas zu Trinken holen?“ Ich brauchte lediglich einen Vorwand, um allein mit meinen Iren zu sein.

Harry nickte schnell, sprang förmlich vom Bett auf und hastete zur Tür raus. Ich hob Niall’s Kinn an und zwang ihn dabei mir in die Augen zu sehen.

„So…jetzt sind wir allein. Also, was ist los? Du kannst mir doch alles sagen! Alles!“ Ich versuchte ihn so ruhig wie möglich anzusehen und nicht loszubrüllen.

„Ich kann…nicht!“ Einzelne Tränen rannten wieder über sein Gesicht. Ich wischte sie ihm sanft weg und lächelte ihn an.

„Wovor hast du Angst?“

„Ich…weiß nicht genau! Das ist alles…so viel! Zu viel für mich! Ich kann…das nicht mehr!“ Er schluchzte wieder laut auf. Ich versuchte so ruhig wie möglich mit ihm zureden.

„Was kannst du nicht mehr?“

„Alles! Das komplette Jahr, war einfach nur beschissen! Ich wurde…entführt, missbraucht, rückfällig, Raucher und noch zu dem ganzen kommt…dieses scheiß Drama mit meinem…misslungenen Selbstmordversuchen! Ich will einfach nicht mehr! Wieso…kann ich nicht einfach sterben?! Dann…wäre alles okay! Ich würde…keine Schmerzen mehr haben, keine Erinnerungen…an diesen Mistkerl der mich…immer wieder…“ Er schluchzte erneut herzzerreißend auf und auch ich musste mich zusammenreißen um nicht auch zu weinen. Er tat mir so unendlich leid.

Wieso konnte ich ihm nicht den gesamten Schmerz einfach wegzaubern?! Ich wollte ihm doch so gerne helfen! Ich schloss ihn erneut in meine Arme und drückte ihn fest an mich. Ich wollte ihn nie wieder loslassen.

„Du weißt aber schon, dass…Selbstmord keine Lösung ist, oder?“ Ich strich ihm liebevoll über den Kopf. Er nickte langsam und vergrub sich weiter in mein Shirt.

„Aber…es wäre die einfachste“

Ich drückte ihn von mir weg und funkelte ihn an.

„Niall! Das darfst du nicht so sehen! Natürlich ist es ein einfacher Weg, aber nur für dich! Was wird aus deiner Familie? Deinen Freunden? Harry, Louis, Zayn? Mir?! Was würde aus mir werde? Ich könnte nicht ohne dich leben! Nicht ohne meinen kleinen, süßen Iren!“ Ich beugte mich zu ihm herunter und küsste ihn.

Ich könnte nicht ohne ihn. Und das würde ich auch nicht.

Würde er sich umbringen, wusste ich genau dass auch ich es tun würde…

Hate my life ✔️Where stories live. Discover now