Kapitel 14

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Niall Sicht

„Mr. Horan! Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie nicht mit mir reden!" Dr. Loreen Riccardo, sah mich lächelnd, aber dennoch bestimmend an. Ich war jetzt schon seit einer Woche im Krankenhaus und heute war meine dritte Sitzung. Allerdings hatte ich noch kein Wort mit ihr gewechselt. Bis jetzt hatte ich einfach nicht das Bedürfnis verspürt mit ihr zu reden. Unsere ‚Unterhaltungen' beschränkten sich auf eine einfache Begrüßung und eine Verabschiedung.

„Mr. Horan, Sie müssen mit mir reden..." Sie sah mich mit besorgtem Blick an. Da ich mich immer noch weigerte mit ihr zusprechen, nickte ich einfach nur. Sie seufzte schwer und ließ sich in ihren schwarzen Lederstuhl zurücksinken. Leicht kopfschüttelnd kritzelte sie etwas auf ihr Klemmbrett.

„So kann das nicht weitergehen, Mr Horan! Ich kann Ihnen nicht helfen ohne dass wir kommunizieren!" Sie sah mich bittend, fast flehend an. Ich schluckte schwer und starrte auf meine Hände.

Ich konnte es ihr nicht erzählen. Ich wusste zwar, dass sie mir nur helfen wollte aber ich brachte es nicht zusammen. Sie würde es bestimmt Dr. Jones sagen und der wiederum den Jungs.... Sie würden mich hassen...Liam würde mich hassen! Bei den Gedanken sammelten sich Tränen in meinen Augen.

Ich hatte unbewusst angefangen zu zittern und mir wurde ein wenig schlecht. Loreen, die es anscheinend bemerkt hatte, setzte sich neben mich und strich mir behutsam über den Rücken. Bei der Berührung zuckte ich leicht zusammen. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück und musterte mich besorgt.

„Mr. Horan! Bitte reden Sie mit mir...ich will Ihnen doch nur helfen" Sie lächelte mich ermutigend an. Ich wischte mir mit dem Ärmel meines Pullis über die Wangen und sah sie leicht verzweifelt an.

„Steh...en Sie ei...eigentlich unter Schweige...-pflicht?" Meine Stimme zitterte leicht, aber ich riss mich zusammen. Sie nickte nur aber als sie realisierte dass ich gerade gesprochen hatte, sah sie mich entgeistert an. Irgendwie logisch, schließlich hatte ich noch nie direkt mit ihr geredet.

„Ja, das tue ich! Alles was Sie mir erzählen bleibt unter uns, versprochen!" Ich sah zögernd auf und somit direkt in ihr Gesicht. Sie hatte ein breites Grinsen aufgesetzt und strahlte mich förmlich an. Es war so aufrichtig und ermutigend. Ich wischte mir ein weiteres Mal schnell die Tränen aus dem Gesicht und räusperte mich kurz.

Ich war kurz davor ihr alles zu beichten, da klingelte der Wecker und beendete somit die Sitzung. Ich seufzte genervt und wollte aufstehen um zugehen, doch Dr. Riccardo zog mich sanft zurück auf das Sofa.

„Der nächste Patient kann warten!" Sie sah mich bestimmend an und ich nickte leicht. „Wollen Sie mir jetzt erzählen, warum sie sich so quälen und sich selbstverletzen?" Ich nickte zögernd und starrte wieder auf meine Hände. „Also...ähm...ich" Ich stotterte nervös und unschlüssig vor mich hin.

„Lassen Sie sich Zeit, Mr. Horan! Ich werde Sie zu nichts drängen" Aufmunternd lächelte sie mich an und drückte leicht meine Hand. Ich atmete beruhigend ein und aus. Okay Niall, du schaffst das!

Sag ihr einfach was passiert ist...am besten von Anfang an. Oder vielleicht wäre es besser wenn ich die Sache mit Liam weglasse, schließlich hatte meine Verliebtheit nichts mit meinem Verhalten zu tun. Oder? Nein, ganz bestimmt nicht! Der einziger Grund für das Ganze war der Mistkerl der mich entführt und... Ich konnte es nicht mal denken! Immer wenn sich dieser Kerl in meine Gedanken schlich, dann stand ich kurz vor einen Heulkrampf.

„Mr. Horan?" Ich wurde aus den Gedanken gerissen als Loreen mir sanft über den Oberarm strich. Ich zuckte leicht zusammen und richtete sofort meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Psychologin, die mich auffordernd ansah.

„Ich...ähm...der Grund für das alles hier ist...ich...wurde...nein! Ich kann das nicht!" Mit Tränen in den Augen sprang ich auf und wollte schon zur Tür raus, doch Dr. Riccardo machte mir einen Strich durch die Rechnung.

Sie stellte sich vor die Tür und ich konnte somit nicht vorbei. Verdammt! Wie war sie so schnell aufgesprungen?! „Hinsetzten!" Sie deutete streng auf die Couch. Wiederwillig kam ich ihrem Befehl nach und sank in mich zusammen.

Die Tränen liefen mittlerweile ohne Unterbrechung über mein Gesicht und ich schluchzte immer wieder laut auf. „Shhh....Beruhigen Sie sich Mr Horan! Alles wird gu..." Bevor sie ausreden konnte sprang ich erneut auf und funkelte sie an.

„Ich...ich wurde ent...führt und...und ver...gewaltigt! Also sagen Sie bloß nicht es würde alles wieder gut werden, denn das wird es nie wieder werden! Nie wieder..." Meine Stimme wurde immer leiser und am Ende versagte sie komplett. Ich stützte mein Gesicht in meine Hände und schluchzte in sie hinein. Ich hatte es gesagt. Es war raus.

Jetzt wusste sie es. Sie schaute mich geschockt an und breitete ihre Arme aus und ich warf mich förmlich in die Umarmung. Ich fing augenblicklich an zu wimmern und vergrub mich tief in ihren Kittel.

Sie streichelte mir beruhigend über den Rücken und sprach aufmunternde Worte zu mir, aber ich hörte nicht wirklich zu. Meine Augen waren geschlossen und ich wurde immer müder. Die ganze Aufregung und vor allem die ganze Heulerei hatten mir echt zu schaffen gemacht.

Hate my life ✔️Where stories live. Discover now