Kapitel 9

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Niall Part

Ein starker Schmerz durchfuhr meinen Körper und ich musste mich zusammenreißen, um nicht laut loszuschreien. Blut rann mir über den Arm und tropfte ins Wachbecken. Ich zog die Klinge einige weitere Male über mein Handgelenk und bei jedem weiteren Schnitt fühlte es sich besser an. Ich war in eine Art Rausch geraten, denn ich konnte nicht mehr aufhören. Fast schon Lächelnd betrachtete ich mein Werk. War mit meinen Gedanken ganz wo anders. Ein Klopfen ließ mich zusammen zucken.

„Niall? Alles klar?" Verdammt! Warum musste Liam auch gerade jetzt auftauchen?!
„Ähm...ja mir geht's gut...ich bin gerade duschen!", plapperte ich drauf los und hielt kurz inne.
„Oh.. okay! Ich wollte dir nur schnell Bescheid sagen, dass das Frühstück fertig ist! Du willst doch auch Spiegeleier mit Speck, oder? Wenn nicht dann mach ich dir irgendwas anderes" Genervt verdrehte ich die Augen.

Wollte er mir jetzt ein fünf Gänge Menü kochen oder was?! „Spiegeleier mit Speck klingt gut...ich komme gleich runter!", antwortete ich flüchtig.
„Ist gut! Beeil dich!" Ich wartete darauf bis die Schritte verstummten und wand mich dann wieder meinem Arm zu. Seufzend hielt ich die Klinge anschließend unters Wasser.

Das Waschbecken war mittlerweile rot gefärbt und auch auf dem Boden war eine leichte Blutspur zusehen. Ich machte alles schnell sauber, verband meine Schnitte und zog meine Ärmel weit nach unten. Dann lief ich mit schnellen Schritten in die Küche. Als ich sie reden hörte, blieb ich abrupt im Türrahmen stehen.

Ich hatte eine Art Flashback:
>>„Und, wer ist heute dran mit ‚Babysitten'?
„So nennst du das also? Mit Niall Zeit zu verbringen ist Babysitting?"
„Ich bin heute mit Danielle verabredet, da kann ich einen kleinen verfressenen Iren nicht gebrauchen..." <<

„Niall?! He...was ist los? Warum weinst du?" Liam stand vor mir und sah mich besorgt an. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich weinte. Schnell wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und setzte mich stumm an den Tisch. Die anderen warfen mir seltsame Blicke von der Seite zu, doch ich ignorierte sie einfach.

Louis kam mit der Pfanne, gefüllt mit Ei und Speck, auf mich zu und gab mir eine ordentliche Portion auf meinen Teller. Ich war wirklich hungrig. Als ich fertig war wollte ich aufstehen und mich wieder in meinen Zimmer verkriechen, doch die Jungs machten mir einen Stich durch die Rechnung. Besser gesagt Louis.

„Spielen wir eine Runde Fifa?" Er sah grinsend in die Runde und jeder nickte begeistert, bis auf ich. Ich schaute starr auf meine Hände. Nun sahen sie mich bittend an. „Komm schon Niall! Du liebst doch Fifa...bitte"
Harry sah mich mit Hundeblick und Schmollmund an. Ich seufzte schließlich genervt und gab mich geschlagen.
„Na gut...aber nur eine Runde!"

Müde ließ ich mich aufs Bett sinken. 4 Stunden. Ich hatte geschlagene 4 Stunden mit den Jungs Fifa gespielt und war jetzt wirklich erschöpft. Am liebsten würde ich nur noch schlafen, doch anscheinend interessierte dass Louis recht wenig. Er hatte sich gerade mit einen heftigen Plumps neben mir aufs Bett geschmissen.

„Niall?"
„Hm?", machte ich nur müde.
„Kann ich dich was fragen?" Ich setzte mich aufrecht hin und sah ihn grinsend an. „Du fragst doch schon" Er sah mich nicht an sondern starrte auf seine Hände.

„Ja...ähm...also..." Er bekam keinen anständigen Satz zusammen, also entschied ich mich ihn anzutreiben. „Spuks schon aus!" „Was ist passiert?" Mein Lächeln verschwand sofort.
„W...was meinst du?" „Was ist passiert als du bei diesem...Kerl warst?" Ich fing leicht an zu zittern und mir wurde abwechselnd heiß und kalt.

Was sollte ich sagen? Die Wahrheit? Nein. Er und die anderen würden mich mit anderen Augen sehen wenn sie es wüssten. Sie würden mich nur noch als ‚Opfer' ansehen. Und das könnte ich nicht ertragen. In meinen Augen keimten wieder Tränen auf. Ich wischte sie unauffällig weg und hoffte stark dass Louis es nicht bemerkt hatte. Vergebens. Er nahm mich in den Arm und sah mich schuldbewusst an.

„Shit! Niall, sorry...ich wollte nicht..." Ich vergrub mich in seinen Pulli und weinte stumme Tränen. Er strich mir liebevoll über den Rücken und drückte mich fest an sich. Nach einiger Zeit beruhigte ich mich einigermaßen und saß gegen die Wand gelehnt am Bett.

Meine Beine hatte ich eng an mich gezogen und starrte die Wand an. Louis saß mir schweigend gegenüber. Hin und wieder warf er mir einen flüchtigen Blick zu, doch sobald unsere Blicke sich kreuzen senkte er seinen Kopf wieder. Langsam hielt ich dieses Schweigen nicht mehr aus. Es machte mich förmlich irre.

„Lou...ich...es tut mir leid" Er riss den Kopf in die Höhe und sah mich verwirrt an. Seine Augen glitzerten verdächtig und ich fühlte mich schlecht deswegen. Warum mussten alle immer wegen mit traurig sein?
„Was tut dir leid, Niall?" Ich wischte mir wieder einige Tränen aus dem Gesicht und sah ihn schüchtern an. Ich sprach sehr leise und Louis musste näher an mich rücken um etwas zu verstehen. „Naja...ähm...wegen mir seid ihr alle so traurig und...ähm...ich mach euch nur Sorgen..."

„Stopp! Hör auf damit! Hör auf dir die Schuld dafür zugeben! Du hast KEINE Schuld daran, sondern wir! Hätten wir nicht so einen...Bullshit gelabert, wärst du nie abgehauen und auch nicht...entführt worden! Es tut mir so unendlich leid, Nialler! Kannst du mir...uns verzeihen?" Er sah mich flehend an. Natürlich konnte ich ihnen verzeihen, aber noch nicht. Ich war einfach noch nicht soweit.

„Ich...kannst du bitte gehen? Ich will allein sein" Er nickte verständnisvoll und stand auf. Er hatte eine Hand schon auf die Türklinke gelegt, da drehte er sich noch mal um.
„Du, Niall?" Ich schaute ihn fragend an.
„Du...du würdest doch nicht wieder anfangen...du weißt schon" Er machte eine schneidende Handbewegung an seinen Arm. Unwillkürlich zuckte ich leicht zusammen. Hoffentlich hatte er das nicht bemerkt.

Doch wie sollte es anderes sein: Er kam mit aufgerissenen Augen auf mich zu und zog mir mit einen kräftigen Ruck den Ärmel meines Pullis hoch. Es ertönte ein Reißgeräusch gefolgt von einem unterdrückten Schrei von Louis. Geschockt schaute er zwischen meinen Armen hin und her.

Nein! Nein! Nein! Wieso musste IMMER mir so etwas passieren?! Ich riss mich von ihm los und rannte in mein Badezimmer. Ich schmiss die Tür zu und schloss sofort ab. Kraftlos rutschte ich an der Wand hinunter. Ich lehnte meinen Kopf gegen die kühle Wand und genoss es, bis laute Schrei ertönten.

„Niall! Mach die scheiß Tür auf!" Louis hämmerte wie ein Bekloppter gegen die Tür, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter. Die Anderen waren anscheinend durch den Krach gestört worden, denn sie standen jetzt auch vor der Tür.

„Verdammt Louis! Was schreist du denn hier so rum?!" Zayn klang ziemlich aufgebracht, kein Wunder wahrscheinlich weil er aus seinen Schönheitsschlaf geweckt worden. Bei dem Gedanken musste ich kurz grinsen. Doch das Lächeln verschwand als sich jetzt auch Liam einmischte...

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