"Tut das weh?"

Manu nickte kaum merklich, doch als der Arzt seine Hände auf seinem Kopf berührte, begann er stärker zu zittern. Der Arzt, der das bemerkte, ließ ihn sofort wieder los.

"Vielleicht erlaubt dein Herrchen, dass wir dir dir den Knebel nochmal abnehmen, dann schau ich mir nochmal eben deine Ohren an."

Ich nickte sofort.

"Natürlich. Mir wurde bloß mitgeteilt, dass ich Manu mit Knebeln hier her bringen sollte."

Ich streichelte dem Kater beruhigend über den Nacken.

"Ja, das stimmt auch. So sind die Vorschriften. Und die Pfleger beharren da auch drauf. Aber während einer Untersuchung...", er zwinkerte uns zu, während ich Manu den Knebel aus dem Mund nahm und er sofort den Mund schloss.

"Der Knebel wird ihm nach der Operation bis nach dem Aufwachen angelegt, danach nehmen die Pfleger ihm ihn ab und er wird ihm bloß wieder angelegt, sollte er sich schwierig verhalten, beißen oder nicht zur Ruhe zu bringen zu sein. Wenn ein Neko die ganze Nacht schreit, muss er zum Wohl der anderen Patienten den Knebel tragen. Die anderen Nekos werden dadurch unruhig, können nicht schlafen und kriegen Angst. Und das wollen wir verhindern."

Ich nickte und erklärte dem Arzt, dass er nicht zu erwarten hatte, dass Manu sprechen würde und ich auch nicht damit rechnete, dass er Ärger machen würde.

Irgendwann wandte der Mann im weißen Kittel sich wieder meinem Neko zu.

"So, Hübscher, schau mich doch mal an."

Sofort hob Manu den Kopf.

"Lässt du mich noch einmal deine Ohren anschauen? Keine Sorge, ich will dir nicht weh tun."

Manus Schweif zuckte nervös.

"Du nimmst einfach Herrchens Hand und wenn irgendetwas weh tut, dann drückst du sie ganz feste, dann hör ich sofort auf, okay?"

Der Kater sah unsicher zu mir, schien auf meine Erlaubnis zu warten. Ich nickte leicht, woraufhin der Neko es mir gleichtat. Ich hielt Mamu meine Hand hin, die er vorsichtig nahm und der Arzt lächelte beruhigend. Doch schon bevor er mit seinen Händen Manus Ohren überhaupt berührte, drückte die verängstigte Halbkatze neine Hand. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Arzt sie, unter viel gutem Zureden, untersuchen konnte, wobei ihm echt zugute gehalten werden musste, dass er sein bestes gab, Manu nicht weh zu tun. ls der Doktor sich zurücklehnte und die Hände verschränkte, anscheinend fertig war, merkte ich, wie Manu sich neben mir leicht entspannte.

"So wie es aussieht sind die Ohren Ihres Nekos von Natur aus sehr empfindlich. Dazu kommt, dass sie in letzter Zeit nicht regelmäßig gereinigt wurden und sich dadurch entzündet haben. Sie jetzt zu säubern kann sehr schmerzhaft werden. Wir haben aber die Möglichkeit, diese Reinigung vor die Operation zu ziehen und so die Narkose zu nutzen, um den Schmerz zu umgehen. Dann sollte die Empfindlickeit relativ schnell geringer werden und bei regelmäßiger Pflege auch bleiben."

Ich nickte, sah Manu an.

"Kleiner, willst du das?"

Auch Manu nickte wie in Zeitlupe, woraufhin ich laut zustimmte.

Nur wenige Minuten später wurde es ernst. Ich hatte Manu den Knebel wieder anlegen müssen und eine Schwester hatte ihm befohlen, sich auf eine Liege zu legen. Er umklammerte sein Kuscheltier, ein suspektes Bild. Eigentlich waren diese Kugelfischstofftiere dazu gedacht war, Nekos, die instinktiv oder aus Erfahrung den extrem giftigen Fisch erkannten, Angst zu machen. Aber bei Manu schien das nicht ganz so zu klappen. Deswegen war ich auch am Anfang sehr verwirrt gewesen, als mein Neko sich ausgerechnet dieses Kuscheltier ausgesucht hatte. Aber wenn er es haben wollte, sollte er es haben. Und ihm schien es gut zu tun, es jetzt, bevor er  durch die Narkose einschlafen würde, bei sich zu haben.

Ängstlich sah der Neko immer wieder zwischen mir, dem Arzt und den beiden Pflegern, die im Raum waren, hin und her, während der Doktor die Spritze mit dem Narkosemittel vorbereitete. Als er damit neben den Kater trat, wehrte dieser sich zwar nicht, aber begann, unkontrolliert zu zittern und klammerte sich an meinen Arm, der auf seiner Brust gelegen und ihn gestreichelt hatte. Durch gutes Zureden schaffte ich es irgendwann, Manu dazu zu bringen, mich anzusehen und meinen Blick zu halten, während ich ihn beruhigend kraulte. Jetzt, da Manu nicht sah, dass die Spritze an seinem Arm angesetzt wurde, war er zumindest ein bisschen ruhiger und als die Nadel seine Haut durchdrang wimmerte er bloß lautlos auf. Im nächsten Moment jedoch fielen seine Augen zu und sein Körper entkrampfte sich, während die Pfleger ihm sein Kuscheltier weg nahmen und es in eine Kiste legten, von der mir versprochen wurde, dass ihr Inhalt in Manus Käfig gebracht werden würde. Ihm wurde eine Maske über die Haare gezogen, die nur seine Ohren frei ließ und dafür sorgen sollte, dass seine Haare nicht in der Wunde landen würden und schließlich wurde seine Liege durch eine Tür in den nächsten Raum geschoben, wo ich durch eine Glasscheibe sehen konnte, dass Manu auf einen Operationstisch gelegt wurde und seine Arme an dessen Ecken festgeschnallt wurden, die Beine aber nicht in die dafür vorgesehenen Manschetten gelegt wurden, schließlich würde der Arzt dort operieren müssen. Das letzte, was ich mitbekam, war, dass der Knebel ihm abgenommen und gereinigt wurde, bevor er auch in die Kiste gelegt wurde. Danach wurde ich aus dem Raum geführt und nach Hause geschickt, mit dem Versprechen, mich zu informieren, wenn Manu aus der Narkose erwachen würde.

Better Life ~ #ZomgerWhere stories live. Discover now