XVII. Das mit dem Sonnenaufgang in Sydney

Beginne am Anfang
                                    

„Melissa. Du siehst gut aus." Ich sah an mir herunter. Ich trug eine langweilige Jeans mit einem schlichten grünen Pullover. Meine Haare waren vom Wind definitiv verstrubbelt. Ich bemühte mich um ein winziges Lächeln. Sophia blieb auf Abstand, was mich nicht überraschte. Wir hatten nie besonders viel miteinander geredet. Unter anderem aus dem Grund, dass ich immer das Gefühl gehabt hatte, dass Sophia mich nicht leiden konnte.

„Was wollt ihr hier?" Ich versuchte nicht ablehnend zu klingen und mich darauf zu konzentrieren, dass weder Sophia noch Eleanor etwas mit Niall zu tun hatten. Eleanor warf Sophia einen kurzen ermutigenden Blick zu, bis sie sich wieder mir zuwandte. Sie atmete tief ein.

„Wir haben einen Plan. Aber dazu brauchen wir deine Hilfe." Ich runzelte misstrauisch die Stirn. Ich hatte keine Ahnung worum es eigentlich ging. Und dass die beiden eine halbe Weltreise auf sich genommen hatten um mich einzubinden, machte mich nicht gerade entspannter.

Und während sie ihren Plan, wie sie One Direction den hoffentlich tödlichen Stoß geben wollten, wurden meine Augen immer größer. Als Eleanor schließlich endete, musste ich mich zusammenreißen, meinen Kopf nicht in kompletter Fassungslosigkeit zu verlieren.

„Auf keinen Fall mache ich da mit. Ich habe One Direction hinter mir gelassen. Eigentlich waren sie nie wirklich präsent. Da war nur..." Ich schnappte überfordert nach Luft. „Ihr könnt nicht einfach hier auftauchen und von mir verlangen, dass ich freiwillig für euch wieder alte Wunden aufreiße."

„Aber darum geht es doch. Die Wunden zu heilen, um aus der Opferrolle hinauszukommen." Eleanor sah mich flehend an. Ich schüttelte mehr als überfordert den Kopf.

„Nein. Ich habe mir geschworen, dass ich immer einen gewissen Abstand zu Niall halten werde. Und dieser Abstand soll sehr, sehr groß bleiben. Vergesst es. Nein." Eleanor seufzte frustriert auf, während Sophia ein leises „Ich hab's dir doch gesagt..." wisperte. Immer noch ungläubig starrte ich von der einen Brünette zur anderen, die eine stumme Diskussion durch Blicke führten. Ich versuchte meine Ablehnung in Worte zu fassen.

„Ihr wollt nach Los Angeles fahren, ein paar Handys von der größten Boyband der Welt anzapfen und sobald ihr Dreck gefunden habt, zu alle Klatschmagazinen Amerikas rennen? Seid ihr bescheuert? Erstens ist das illegal. Wir könnten dafür in den Knast gehen. Oder schlimmer. Von deren Anwälten in Grund und Boden geklagt werden. Außerdem wären wir als Exfreundinnen genauso eine Schlagzeile wert. Es ist ja nicht so, als wäre ich nicht schon als kalte Schlampe bekannt, außerdem..."

Ich hatte mich leicht in Rage geredet und versuchte mich wieder zu beruhigen. Ich zog tief Luft ein und versuchte mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren.

„Nein. Ich mache da definitiv nicht mit. Schmiedet ohne mich weiter Intrigen." Eleanor sah mich an als wäre ihre Welt genau in diesem Moment auseinandergebrochen, während Sophia nur mit ihren Augen rollte und sich schon zum Gehen wandte. Doch Eleanor hielt sie mit einer kurzen Bewegung zurück, bevor sich ihr enttäuschter blick tief in mein Gesicht bohrten. Dann hoben sich ihre Mundwinkel für einen ganz kurzen Moment.

„Okay. Ich verstehe, dass du dich da raushalten willst. Aber das heißt nicht, dass wir nicht Zeit miteinander verbringen können, oder?" Überrascht musterte ich Eleanor. Ihr Lächeln wurde nun etwas breiter. „Wir sind auch hier um Urlaub zu machen. Willst du mit uns heute Abend zu einer Schwarzlichtparty kommen? Im Nightlife?" Ich zögerte. Es war nicht so, dass ich für den Abend Pläne gehabt hätte. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich Zeit mit Sophia und Eleanor verbringen wollte. Wir waren nie wirklich Freunde gewesen. Warum sollten wir es jetzt werden?

Eleanors lächeln wurde noch eine Spur breiter. „Komm schon, Melissa. Wir hatten nie wirklich Zeit gehabt uns kennenzulernen. Dann können wir es jetzt auch einfach nachholen." Sophias Gesichtsausdruck änderte sich langsam auch von einem dauerhaften Stirnrunzeln zu einem immerhin erahnbaren Lächeln. Und natürlich knickte ich ein. Nicht unbedingt, weil ich darauf brannte mit zwei Exfreundinnen der Freunde meiner Exaffäre um die Häuser zu ziehen. Eher war mein Tag noch nie beschissener gewesen. Wenn ich es genau betrachtete war mein ganzer Monat furchtbar gewesen und ich brauchte dringend etwas Ablenkung. Mich mit Eleanor und Sophia in irgendeinem Club zu betrinken, hörte sich gar nicht so grauenvoll an.

Golden StreetsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt