14: Alles nur Worte

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Wirklich? Alles nur Worte?
Wenn ich mir Worte anschaue, können sie vieles sein, und sie können definitiv auch gefährlich und richtig verletzend sein. Woertergift heißt ein Account auf Wattpad, der glücklicherweise das Gegenteil davon und eher geeignet ist, die Welt von ihrer schönsten Seite zu betrachten, aber es existiert, dieses Wörtergift, und oft kommt es zwischen den Zeilen zum Tragen. Wenn ich lese, was ich in meinen Blitzlichtern geschrieben habe, sehe ich etwas von diesem Gift, und ich frage mich, ob das wirklich ich und warum ich es geschrieben habe. Manchmal hört sich Wörtergift so harmlos an:

Ich traue dir sogar eine recht gelungene Geschichte in deutscher Sprache zu.

Du hast eine echt gute Geschichte in deinem Programm, aber leider rennst du jedem vermeintlichen Wattpad-Trend hinterher. Dadurch schaffst du sicher Vieles, scheiterst aber an Einem: Originell und ganz du selbst zu sein.

Ich lese deine Story selbst dann, wenn du sie in "Trübe Wasser" umbenennen solltest.

Und doch ist es Gift; es ist verletzend und völlig unnötig. Es provoziert und schlägt, und manchmal ist es herablassend. Immer aber sorgt es dafür, dass schlechte Gefühle entstehen und dass man - wie Einhornbogensuper es einmal beschrieben hat - in dieses Grau gleitet, und dort ist alles wirklich so trübe, dass man glatt vergessen könnte, wie Sonnenlicht aussieht und wie angenehm es sich auf der Haut anfühlt, wieviel schöner sich eine feste Umarmung anfühlt als dieses Misstrauen im Blick, das man inzwischen bei so vielen sieht - als ob die ganze Welt wirklich im Krieg ist.
Ich hab meinen Anteil daran, weil ich manchmal die falschen Worte wähle, dieses schreckliche Gift, das nahezu unsichtbar, aber doch so gut zu fühlen ist.
Ich vermisse zeitenliebe, weil ich weiß, dass ich ihr so sehr Unrecht getan habe und einige ihrer Texte so viel weiter, so viel tiefer gehen, als ich es je wagen würde beim Schreiben, alle Schutzschilde ganz unten bei ihr.
Warum hassen wir alle manchmal so sehr?
Hamburg, Hamburg...

Es ist ein überwältigend schönes Gefühl, mich mit den Fingern in deinen Hals zu wühlen und meinen Mund auf das pulsierende Fleisch zu pressen.
Ich kann nicht verhindern, dass mir ein Teil deines Blutes entgeht und sich auf den Asphalt der Brücke ergießt.
Ich trinke mit aller Gier, zu der ich fähig bin, und genieße das Entsetzen der Menschen um uns herum als pure Energie, die mich noch leidenschaftlicher vorgehen lässt. Ich beiße mich an deiner geöffneten Halsschlagader fest und empfinde fast so etwas wie sexuelle Erregung, während dein Leben in mich übergeht und mir Substanz verleiht. Dein Blut ist warm und klebrig an meinen Händen, und in meiner Kehle brennt es wie Feuer.
Ich fühle, wie mein Körper die Schatten hinter sich lässt und mit jedem Zug, den ich nehme, materieller wird, und das Glück, das ich empfinde, lässt mir die Tränen in die Augen steigen.

Einen Moment lang löse ich meine Lippen von dir und sehe mich um: Da stehen sie mit weit geöffneten Mündern und können nicht begreifen, was sie sehen. Entsetzen hat sie gelähmt, und das Adrenalin in ihren Körpern lässt die meisten schreien anstatt zu flüchten. Das Zucken deines Körpers wird langsam schwächer und ich fühle, welche Angst ihnen dieser Anblick des herannahenden Todes bereitet.
Eine Sekunde überlege ich, ob du mir genug sein wirst, so gierig macht mich dieses panische Gefühl der Menge.
Ich kann mich nicht entscheiden, ob mir der Blick über die Alster oder der Anblick des Rathauses besser gefällt, und ich berausche mich an meinem eigenen Lachen. Ich liebe Hamburg!

So lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet!
Deine Augen sagen mir, dass du keinen allzu langen Weg mehr vor dir hast, und fast empfinde ich so etwas wie Mitleid mit dir.
Dann beuge ich mich vor, um nicht allzu viel zu verschwenden.

Als ich spüre, wie du mich nun liebevoll umarmst, wird mir eiskalt.

Hamburg, Hamburg...
Ich habe Angst vor dem, was ich dort sehe.
Wörtergift.
Schluss damit.

* Sample aus Sonnenfinsternis

Making My Wattpad - Erstes BuchWhere stories live. Discover now