Kapitel 25

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Drei Tage später liege ich immer noch flach.
Die ständige Übelkeit bringt mich noch um..
Und Marcel nervt mich die ganze Zeit über, dass ich endlich zum Arzt gehen soll.
Aber ich bin einfach nicht der Typ, der für jede Kleinigkeit zum Arzt rennt.
Ein bisschen Übelkeit bringt mich sicher nicht um.

Gerade, als ich mich mit einer weiteren Tasse Tee, den ich so langsam nicht mehr sehen kann, aufs Sofa legen will, klingelt es.
Wer ist das denn jetzt? Marcel habe ich doch einen Schlüssel gegeben!
Widerwillig stehe ich also wieder auf und tapse zur Tür.
Eine gutgelaunte Lou steht vor mir und hält mir eine große Tüte unter die Augen.
"Was ist das?"
Nette Begrüßung, ich weiß...
"Das, meine Liebe, ist alles für dich! Salzstangen, Cola, Knäckebrot und noch was anderes. Würdest du mich jetzt bitte rein lassen?"
Ich trete augenrollend zur Seite, damit sie reinkommen kann.
"Lass mich raten, Marcel hat dich angerufen, damit du mich zur Vernunft bringen und zum Arzt schleppen sollst?"
Lou geht ins Wohnzimmer und breitet alles auf dem kleinen Tisch aus, was sie mir mitgebracht hat.
"So ungefähr. Er hat mich heute morgen angerufen und meinte, du hättest eine Magen-Darm Infektion. Aber als er mir gesagt hat, welche Symptome du hast, war mich gleich klar, dass du keine Infektion hast."
Verwirrt setze ich mich neben sie aufs Sofa und schaue sie fragend an.
"Ach Pen. Tu doch nicht so als wüsstest du nicht was ich meine!"
Als ihr klar wird, dass ich wirklich nicht weiß, was sie von mir will, holt sie eine weitere, kleine Tüte aus ihrer Handtasche.
Von der Apotheke!
Sie drückt sie mir in die Hand und noch bevor ich die Verpackung heraus nehme weiß ich, was da drin ist.
"Lou, ich bitte dich! Ist das dein Ernst?!" frage ich sie entgeistert.
Sie winkt nur ab und schüttelt den Kopf.
"Mach den Test und wenn er negativ ist, kannst du immer noch mit mir meckern!"
Da ich Lou inzwischen gut genug kenne weiß ich, dass jede Widerrede zwecklos ist.
Vor mich hinfluchend, gehe ich also ins Bad und mache diesen beschissenen Schwangerschaftstest.

Zehn Minuten später liege ich heulend und geschockt in Lou's Armen.
Ich bin schwanger! Und laut diesem Test sogar schon fast im dritten Monat!
"Pen. Ich kann ja verstehen, dass das jetzt ein riesiger Schock für dich ist. Aber freust du dich denn gar nicht? Immerhin trägst du jetzt ein Baby unter deinem Herzen! Ein Bewis eurer Liebe!" versucht sie mich aufzumuntern.
Aber sie vergisst da was!
"Mensch Lou! Hast du vielleicht vergessen, dass seine Ex ihm erst vor ein paar Wochen versucht hat, ein Kind unterzuschieben?! Was denkst du wie er reagiert wenn ich jetzt auch noch ankomme und zu ihm sage: Hey Schatz, Überraschung! Ich bin schwanger! Er wird ausrasten!"
Ich sacke wieder aufs Sofa und vergrabe das Gesicht in meinen Händen.
Lou legt mir beruhigend eine Hand auf den Rücken und streichelt mich.
"So oder so. Das Wichtigste ist jetzt erstmal, dass du zum Frauenarzt gehst! Das mit Marcel wird sich klären. Wenn er dich wirklich so sehr liebt wie er sagt, wird er sich darüber freuen."
Sie hat recht!
Immer positiv denken!
"Pass auf, ich rufe jetzt bei meiner Frauenärztin an und mache einen Termin. Solange du es nicht hundert Prozent weißt, sagst du noch nichts zu ihm, aber danach musst du es ihm gleich sagen!"
Lou verlässt mit ihrem Handy das Wohnzimmer, um zu telefonieren.
Ich lege instinktiv eine Hand an meinen, noch flachen Bauch, und streichel ihn.
Wenn der Test nicht falsch war, wächst da drin gerade ein Baby!
Marcel's und mein Kind!

Nachdem Lou ihrer Ärztin erzählt hat, was los ist, meinte sie ich solle gleich vorbei kommen.
Da ich das aber nicht alleine schaffe, bitte ich Lou mich zu begleiten.
Das macht sie natürlich sehr gerne!

Zwei Stunden später sitze ich so nervös, wie noch nie zuvor im Besprechungszimmer von Doktor Keller und warte auf die Auswertung der Untersuchungen und des Blut-und Urintests.
Lou hält ununterbrochen meine Hand und redet mir gut zu.
"So. Tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten." entschuldigt sie sich, als sie den Raum betritt.
"Zu aller erst möchte ich Ihnen gratulieren! Wie schon zu erwarten, sind Sie schwanger und zwar in der elften Woche!"
Bähm! Das ist jetzt ein absoluter Schock!
Ich bin wirklich schwanger! Daran besteht jetzt kein Zweifel mehr! Oh Gott..!
Ich fange unkontrolliert an zu weinen und weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll.
"Ich kann verstehen, dass das jetzt ein Schock für Sie ist. Das ist ganz normal, wenn man ungeplant schwanger wird. Ich bin sicher, Lou wird Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und natürlich können Sie sich auch jederzeit an mich wenden.
Wir werden uns ab jetzt eh einmal im Monat sehen. Haben Sie keine Angst. Ihrem Kind geht es gut. Es ist gesund und in ein paar Wochen können wir schon sehen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird.
Wir haben Ihnen schon den Mutterpass vorbereitet. Den können Sie gleich vorne an der Anmeldung abholen."
Diese Frau hat gut reden!

Wir verabschieden uns und verlassen danach mit dem Mutterpass in meinen Händen die Praxis.
"Darf ich dir jetzt auch gratulieren?" fragt Lou zögerlich.
Zum ersten Mal an diesem Tag, lache ich und falle ihr glücklich in die Arme.
"Oh Gott, Lou! Ich bin schwanger! Ich bin wirklich schwanger!"
Wirklich realisiert habe ich es zwar noch nicht, aber die Erkenntnis, dass in mir ein neuer Mensch heranwächst, ist atemberaubend!
Lou ist sichtlich erleichtert, dass ich mich jetzt endlich darüber freuen kann.
Aber trotz allem, habe ich immer noch riesige Angst vor Marcel's Reaktion!

"Komm mit, ich möchte die Erste sein, die dir einen süßen, kleinen Strampler schenkt!"
Lachend rennen wir Hand in Hand los zum nächsten Babyladen!

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